Werden die hochfliegenden Pläne nun beerdigt?
Das Tunnelprojekt Cargo sous terrain muss mehr als nur Steine aus dem Weg räumen.
Die ersten Mitteilungen über einen Gütertunnel, in dem die grassierende Päckliflut unterirdisch, umweltfreundlich und automatisch von den Lager- in die Ballungszentren kommt, habe ich noch mit Unglauben gelesen. Dann tauchten die Namen grosser Firmen auf, welche das Projekt unterstützen: Neben den «üblichen Verdächtigen», den Grossisten, Händlern und Versandhäusern, die ihre Kundschaft schnell beliefern wollen, fanden sich darunter auch Transportunternehmen sowie Branchenfremde wie etwa Banken und Versicherungen. Das konnte nur heissen, dass da womöglich Geld zu verdienen ist.
Bei der Vernehmlassung bei den betroffenen Kantonen (die ihrerseits und vernünftigerweise die Gemeinden fragten) hat sich aber gezeigt, dass die Leute von Cargo sous terrain die Rechnung ohne den Wirt beziehungsweise ihre Planungen ohne die betroffenen Gemeinden gemacht haben: Deren Beurteilung des ambitionierten Tunnelprojekts war jedenfalls unterirdisch.
Von verwirrend, nicht nachvollziehbar, zu wenig ausgereift, fehlerhaften Darstellungen, in Sachen Verkehrsplanung unvollständig und nicht mit anderen Vorhaben abgestimmt war da die Rede.
«Die Beurteilung des ambitionierten Tunnelprojekts war jedenfalls unterirdisch.»
Dass der Verkehr künftig weiter zunehmen wird, dafür braucht man kein Hellseher zu sein. Diese Zunahme zu beziffern, wie dies die Gemeinden und der Kanton verlangen, ist zugegebenermassen schwierig.
Aber dass man den Verkehr vom Hub Glattbrugg – auf Jahre hinaus wohl Anfangs- beziehungsweise Endstation der Tunnelfahrt – mangels alternativer Autobahneinfahrt auch noch auf die Zürcher Nordumfahrung schicken will (oder durch Wohnquartiere in eine andere Richtung), sollte jedem halbwegs ortskundigen oder Radio hörenden Planer als dumme Idee auffallen. Oder dass zwischen den zwei Hubs in Glattbrugg und Kloten schon länger ein neues Flughafen-Parkhaus geplant ist, das in den Cargoplänen nirgends erwähnt ist. Wobei: Offenbar geht aus den Plänen nicht genau hervor, ob es beide Hubs braucht oder ob einer bloss die zweite Wahl darstellt. Der Antrag der Regionalplanung Zürich und Umgebung, die betroffenen Gemeinden stärker einzubeziehen, dünkt mich plausibel, denn hier ist viel Wissen vorhanden, das am CST-Sitz in Basel vielleicht fehlt.
Wie dem auch sei: Der neue CEO der Cargo sous terrain hat einiges aufzuräumen und Vertrauen in eine umsichtige Planung wieder herzustellen. Denn eine derart schlampige Vorbereitung hat diese grundsätzlich gute Idee eigentlich nicht verdient.
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