Unterirdische Güterbahn: Kein Licht am Ende des Tunnels gesehen
Die Vision, die Nationalstrassen mit einer unterirdischen Gütertransportbahn zu entlasten, wird aufgegeben. Zu gross war der Widerstand der Kantone und Gemeinden – auch von Kloten und Opfikon, die mit einem Hub direkt betroffen gewesen wären.
Es war ein visionäres Projekt: Güter mit einer unterirdischen Bahn quer durch die Schweiz zu transportieren. Die kleinen Transportbehälter von Cargo Sous Terrain (CST), so der Name der rund 25 Milliarden Franken teuren U-Bahn, werden wohl aber nie das Tageslicht erblicken. Die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat von CST hätten im Frühjahr erkannt, dass die «derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen eine private Finanzierung der Bauphase nicht verlässlich absichern» würden. Damit Cargo Sous Terrain funktionieren könne, brauche es eine stabile Partnerschaft mit Bund, Kantonen und Städten. Will heissen: Das Projekt müsse «politisch verankert sein und gemeinsam umgesetzt werden», wenn man Güterverkehrswachstum auffangen und den Nutzen von CST voll zur Geltung bringen wolle. Da diese Voraussetzungen derzeit fehlen, sei eine Umsetzung zum jetzigen Zeitpunkt betriebswirtschaftlich nicht vertretbar, ist der Medienmitteilung weiter zu entnehmen.
Zwei Hubs in Kloten und Opfikon
Von der Güter-U-Bahn wären Kloten und Opfikon direkt betroffen gewesen. Geplant war, auf dem Flughafen und beim Hotel Mövenpick, direkt bei der Autobahn, jeweils einen oberirdischen Lade- und Entladeterminal zu bauen. Von hier aus sollten die Güter in der Umgebung auf Lastwagen an die Zielorte verteilt werden. Doch allerorts wuchs Widerstand gegen die geplanten Hubs – nicht nur in Kloten und Opfikon. Die Stellungnahme nicht nur der beiden Gemeinden, sondern ebenso des Kantons zu den eingereichten Plänen von CST, waren an Deutlichkeit kaum zu überbieten: ungenügende Grundlagen, «zurück an den Absender!», hiess es im Befehlston.
Anerkannt wurde zwar die entlastende Bedeutung des Projekts für den nationalen Güterverkehr. Gleichzeitig kritisiert der Regierungsrat die «insgesamt beschränkte Bedeutung des verkehrlichen Nutzens des unterirdischen Gütertransports, dem lokal aber grosse Auswirkungen gegenüberstehen» würden. Insbesondere der Hub beim Hotel Mövenpick in Glattbrugg liegt für den Kanton ungünstig. Er würde zu einer übermässigen Verkehrszunahme auf der Flughafenautobahn führen. Zudem sei die Erschliessung direkt über die Autobahn nicht nachgewiesen, wäre aber eine zwingende Voraussetzung. Dennoch genehmigte der Bundesrat Ende Juni den Sachplan für den unterirdischen Gütertransport.
Opfikon: Verkehr inakzeptabel
Der Opfiker Stadtrat störte sich vor allem daran, wie verwirrend die umfangreichen Dokumente seien, «inkonsistent» und «teilweise nicht auf dem aktuellen Stand». Und ohne neuen Autobahnanschluss oder eine Erweiterung des bestehenden würde viel zusätzlicher Verkehr auf kantonalen und kommunalen Strassen durch Opfikon rollen, weshalb dem Sachplan nicht zugestimmt werden könne und ein Autobahnanschluss «zwingend» sei – und zwar möglichst in beide Richtungen.
Kloten: Mehrkosten zulasten CST
Auch der Stadtrat von Kloten fand, dem Sachplan könne in der vorliegenden Form nicht zugestimmt werden: «Zu wenig ausgereift und in massgeblichen Punkten nicht mit anderen Grossprojekten und dem Sachplan Infrastruktur der Luftfahrt abgestimmt.» Wie stark der politische Gegenwind sein wird, zeichnete die SVP Kloten mit einer Interpellation im Gemeinderat bereits Anfang Februar 2024 vor. Sie kritisierte insbesondere, dass die CST die Verkehrsprobleme in der bereits hoch belasteten Glattalregion nicht geklärt habe und keine Konzepte oder Lösungsvorschläge vorliegen würden.
Auf Citylogistik fokussieren
Inzwischen hat die CST ihre Vison aufgegeben. Als Konsequenz werden weitere 10 Stellen abgebaut. Schon letzten Sommer gab es einen Stellenabbau. Die Firma beschäftigt derzeit rund 30 Mitarbeitende. Verwaltungsratspräsident Marco Rosso sagt dazu: «Aktuell haben wir nicht die Mittel, um die Organisation mit dem bisherigen Fokus weiterzuführen, und passen uns darum den Realitäten an.» Die Cargo Sous Terrain AG fokussiere deshalb auf den Bereich Citylogistik und will hier Lösungen national und international anbieten. «Mit der notwendigen Restrukturierung stellt die Cargo Sous Terrain AG die Weichen für ihre nachhaltige Zukunft», so CEO Christian Späth.
Die Vision von CST bestand darin, den Güterverkehr auf dem Nationalstrassennetz mit einer U‑Bahn von Genf bis St. Gallen zu entlasten. Man sprach von einer Reduktion um 30 Prozent. Das voll privat finanzierte Projekt wurde von Grossunternehmen wie Helvetia, Coop, Migros, Mobiliar, Post, Swisscom, Vaudoise und ZKB getragen.
Die neuste Vision war, dass sich die Wägelchen an einem Seil einhängen und so unterirdisch die Güter quer durch die Schweiz transportieren. Bild CST