«Wir wollen eine Rutsche, die auch rutscht»

Roger Suter

Der Spielplatz am Mettlenhügel soll erneuert werden. Damit dies gelingt, sammelt die Stadt Ideen von den zukünftigen Nutzerinnen und Nutzern. Eine spezialisierte Firma  wird sie bis im Sommer in ein Konzept giessen.

Was macht einen guten Spielplatz aus? Es seien im Wesentlichen vier Bedürfnisse, die er erfüllen müsse, ist das Credo des Vereins «SpielRaum»: Man muss sich bewegen, sich begegnen, sich verstecken und etwas verändern sowie entdecken können.

Wie diese fünf Eckpunkte erreicht werden, wollen die Fachleute aber nicht allein, sondern zusammen mit den Nutzenden und dem Quartier herausfinden. Deshalb haben sie zusammen mit der Quartier- und Freiwilligenarbeit der Stadt  Opfikon am Mittwoch vergangener Woche an verschiedenen Ständen Ideen dazu gesammelt. Und für Bedenken gab es ­einen Briefkasten, in dem man seine Sorgen deponieren konnte. Und das Interesse war gross: Neben Familien kamen auch Nachbarn, um sich zu informieren, zum Spielplatz Mettlenhügel. «Wir wollen keine Spielgeräte-Ausstellung, sondern eine Gesamtgestaltung», umriss Anne Wegmüller den Ansatz hier. Die Co-Geschäftsleiterin des «SpielRaums» aus Bern, die seit kurzem auch in Zürich ein Büro betreibt, hat von der Stadt Opfikon den Auftrag, diesen Ort neu zu gestalten.

Sandkastenspiele zum Planen

Will heissen: Die Geräte sollen sparsam, aber sorgfältig ausgewählt sein. Denn der Platz am Mettlenhügel ist begrenzt durch die Gehwege ober- und unterhalb des Hanges. Im Moment gibt es hier eine lange Rutsche (ihre Vorgängerin war älteren Opfikern als «rote Rutschbahn» ein Begriff), eine Korbschaukel und einen Drehturm. Für Bewegung ist also gesorgt, doch Möglichkeiten zum Verstecken fehlen, und die Bänke stehen so, dass Eltern ihre Kinder nicht im Blickfeld haben. «Aber der steile Hang bietet viele Möglichkeiten», ist Anne Wegmüller überzeugt.

 

«Wir wollen keine Spielgeräte-Ausstellung, sondern eine Gesamt­gestaltung.»

Anne Wegmüller, Co-Geschäftsleiterin «SpielRaum»

 

Die Soziokulturelle Animatorin FH mit einem Master in Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung will jeweils wissen, wie es vor Ort aussieht. In ihrem mobilen Sandkasten hatten die Kinder deshalb Gelegenheit, ihren Traumspielplatz zu basteln. Aus Holzteilen, Pfeifenputzern, Wolle, Papierblumen und Moosen wurden so Karussells, Seilbahnen («mit Schwung!»), Kletterwände, Sitzplätze, ein Spielhaus für die Kinder und sogar Bienenstöcke für die Insekten: «Diese Tiere sind gefährdet!», sagte das Mädchen, das sie platziert hatte. Ein anderes wünscht sich ausserdem ein Bänkli mit Ablage am Felsen neben dem Platz, um in Ruhe etwas zu lesen und zu trinken. Und alle wünschen sich, dass es wieder eine lange Rutschbahn gibt: «Aber eine, die auch rutscht!»

Fels zu instabil zum Spielen

Der Felsen gehört nicht mehr zum Perimeter des Spielplatzes, weil zu gefährlich: Er ist brüchig und lässt sich nicht sichern. «Doch auch die heutige Mauer, welche den Hang vorm Abrutschen bewahren soll, ist mit ihren scharfen Kanten nicht kindgerecht und sollte ersetzt werden», rät Anne Wegmüller. Das hindert die Kinder aber nicht daran, sich in den Büschen dahinter zu ­verstecken. Auch eine deutliche Abgrenzung zu den Wohnhäusern unterhalb des Spielplatzes wäre wünschenswert; welcher Art, ist aber noch offen.

Zeichnen, was kommen soll

Auf farbigen Klebenotizen, Plexiglasfenstern und im Gespräch konnten die Interessierten ihre Anregungen einbringen. Als wichtig wurde etwa erachtet, dass die Gestaltung auf die umliegenden Freizeitmöglichkeiten sowie die anstehende ­Sanierung der Schulanlage Mettlen abgestimmt und nicht im Umkreis von wenigen hundert Metern mehrmals dasselbe angeboten wird.

Gesprächsstoff lieferte zudem die Frage, ob Aschenbecher sinnvoll wären. Sie würden einerseits helfen, die Stummel fachgerecht und kindersicher zu entsorgen. Andererseits könnten sie auch zusätzliche Rauchende anziehen, die dies dann nicht täten. Ebenso beschäftigt herumliegender Abfall oder nächtlicher Lärm manche Besucherinnen und Besucher. «Wenn da oben Musik läuft, hört man das weitherum», sagte ein Nachbar.

Projekt im Spätsommer fertig

Derzeit werden die Rückmeldungen gesammelt und ausgewertet. Am 11. Juni informieren dann die Abteilung Bau und Infrastruktur, die Quartier- und Freiwilligenarbeit sowie der Verein «SpielRaum» wiederum gemeinsam über den  Stand der Dinge. Bis im Spätsommer soll das Konzept samt Kostenvoranschlag fertig sein, damit es ins Budget 2026 aufgenommen werden – und somit nächstes Jahr umgesetzt werden kann. «Es ist uns wichtig, dass auch die Umsetzung in einem kindgerechten Zeitraum stattfindet», erläutert Anne Wegmüller.

Information über Auswertung und Konzept: Mi, 11. Juni; opfikon.ch/zusammenleben/22451

 

«SpielRaum» seit mehr als 30 Jahren

Der Verein «SpielRaum» wurde 1992  gegründet und betreibt in Bern und Zürich je einen Standort. Die 13 Mitarbeitenden aus Landschaftsarchitektur, Soziokultureller Animation, Gartenbau und Raumplanung betreuen jährlich 50 bis 70 Projekte in der ganzen Deutschschweiz. Sie planen naturnahe, kindergerechte und generationenverbindende Freiräume gemeinsam mit allen Anspruchsgruppen, begleiten den Bau bis zum Schluss und entwerfen auch  Pflegekonzepte für später. Ausserdem erstellen sie Spielraumkonzepte, indem sie die lokale Situation analysieren, und beraten in Strategiefragen zur Zukunftsentwicklung eines Freiraums.

Ausserdem leisten sie Informations- und Bildungsarbeit.