Stadthaus-Erweiterung kommt an

Roger Suter

Mit dem Wachstum der Stadt wurde eine Erweiterung des Opfiker Stadthauses nötig. Seit mehreren Monaten wird diese nun genutzt – zur Zufriedenheit fast aller.

 

 

 

Im Gegensatz zur Flughafenstadt Kloten ist man in Opfikon bescheidener: Die gewachsene Stadtverwaltung befindet sich nach wie vor nicht in einem Hochhaus, sondern wurde mit einem Anbau erweitert. Das Geld dafür, 5,46 Millionen Franken, haben die Stimmberechtigten am 1. September 2019 bewilligt. Was daraus geworden ist, hat die Stadt diesen Herbst der Öffentlichkeit gezeigt.

Augenfällig sind die Veränderungen nicht nur von aussen, sondern auch gleich nach dem Eintreten: Ein grosser, offener Schalter dient als Empfang und erste Triage. Hier erhält man Auskunft oder ein Ticket mit dem Hinweis, wo man die gewünschte Dienstleistung findet. Der Wartebereich zwei Türen weiter ist grosszügig mit Fenstern auf den neu gestalteten Stadtpark Glattbrugg auf der Rückseite des Stadthauses. Die Sozialberatung sowie das Betreibungsamt verfügen aus Gründen der Organisation über einen eigenen Empfangs- und Wartebereich auf ihren Stockwerken. Im ganzen Haus wurden zudem die Teppichböden durch etwas dezentere Farben ersetzt. Auch die beiden Sitzungszimmer im Altbau werden mehr genutzt, sie sind nun aufgrund der Fenstereinbauten viel heller, so der Projektverantwortliche Thomas Mettler, Leiter der Abteilung Finanzen und Liegenschaften.

Die Einwohnerdienste im Erdgeschoss, das als einziges im «Altbau» komplett umgebaut worden ist, sind so einladend und offen gestaltet wie der Anspruch dieser Abteilung: An acht offenen «Schaltern» erhalten die Kundinnen und Kunden Auskünfte, Arbeitsbewilligungen, Ausweise, Bewilligungen aller Art, Wohnsitzbestätigungen und vieles mehr.

Jeder Stock sieht anders aus

Während das «Erdgeschoss» des Erweiterungsbaues als gedeckter Parkplatz dient (der aber bei Bedarf dem Innenraum zugeschlagen werden könnte), wird der 1. Stock nun vom Steueramt genutzt, das vom bestehenden Gebäude hierher umgezogen ist. Gearbeitet wird hier nach wie vor im Grossraumbüro – auch auf Wunsch der Mitarbeitenden, wie Martin Pfenninger, Leiter des Steueramts, erklärt. Zwei abgetrennte Schalter garantieren die notwendige Diskretion.

Ganz anders sieht es weiter oben beim Stadtammann- und Betreibungsamt aus, welches von der Schaffhauserstrasse 110 ins Stadthaus gezogen ist. Hier gibt es auch Einzelarbeitsräume mit einem zusätzlichen Tisch, an dem zum Teil heikle Gespräche stattfinden. Sie haben jeweils zwei Ausgänge: einen für die Klientinnen und Klienten, einen für die Mitarbeitenden. «Wir haben bestimmt 30 Varianten für die Raumaufteilung studiert», so Yves Hostettler, Leiter des Betreibungsamts. Für die nun gewählte und das zugrunde liegende Sicherheitskonzept sei man von einer externen Stelle sogar gelobt worden.

Im obersten, etwas höheren Stockwerk befinden sich zwei neue Sitzungszimmer, von denen eines auch durch den Stadtrat genutzt wird, ein Lagerraum sowie die Büros von ICT, Stadtarchivar und Friedensrichterin Doris Müller, die vom bestehenden Stadthaus hierher umgezogen ist. Die Bauweise mit Aussenwänden und einem tragenden Kern in der Gebäudemitte boten die notwendige Flexibilität, diese unterschiedlichen Raumbedürfnisse für die insgesamt 28 Arbeitsplätze zu berücksichtigen.

Auch die Wandgestaltung im Inneren ist zwar einheitlich, aber nicht identisch: Während der Gebäudekern in den unteren Stockwerken verputzt ist, tritt dessen Betoncharakter vor allem im obersten Stock voll zutage. Dies und die Nüchternheit des Raumes bewog etwa die Rechnungsprüfungskommission, weiterhin im Sitzungszimmer des Feuerwehr- und Werkgebäudes zu tagen.

Angenehm kühle Räume

Geschätzt haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im heissen Sommer 2023 auch das Raumklima im Erweiterungsbau: etwas kühler als im bestehenden, weil die anfallende Wärme aus den Räumen abgeführt und die Frischluft von aussen leicht gekühlt wird. Im Winter sorgt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe klimafreundlich für angenehme Temperaturen. Ansonsten aber kommt der Anbau – abgesehen von den heute obligaten Strom- und Datenleitungen – mit wenig eigener Technik aus: Zusätzliche Wasseranschlüsse wurden keine erstellt, es werden die sanitären Anlagen im Stadthaus genutzt, welche über Durchgänge auf jedem Stockwerk erreichbar sind.

«Schwierig war vor allem der Umbau im Betrieb», so Architekt Benjamin Ganz vom Architekturbüro Burega Architekten in Rorbas. «Alles musste jederzeit laufen.» Der Erweiterungsbau samt Aussengestaltung kostete rund 4,4 Millionen Franken, der Umbau des bestehenden Erdgeschosses eine weitere Million. Noch nicht ganz fertig ist indessen der Vorplatz des Stadthauses mit einem neuen Velounterstand und einem einheitlichen, ungewöhnlich hellen Bodenbelag, welcher die Wärme weniger aufnehmen wird: «Hier fehlen noch die hölzernen Sitzauflagen», so Thomas Mettler. Optisch etwas unfertig wirken auch die runden Grünrabatten. Was dem Auge des Laien aber wie flach gedrücktes Unkraut vorkommt, sind Wiesenblumen, die im Frühling wieder blühen sollen. Dazwischen ist aber nach wie vor Platz für den traditionellen beleuchteten Weihnachtsbaum.