Opfiker Stromversorgung für Jahrzehnte sichern
Zwei «neue» Transformatoren versorgen Opfikon ab kommendem Frühling mit Strom. Die beiden tonnenschweren Geräte werden derzeit – von den Stromkunden unbemerkt – an der Zunstrasse installiert.
Dass vor einigen Wochen um die Mittagszeit in Teilen Glattbruggs das Licht ausging, ist eine Ausnahme. Damit das so bleibt, dafür sorgen neben der Energie Opfikon AG auch die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich EKZ. Diese haben in den letzten Wochen im Unterwerk an der Zunstrasse, von wo aus die Stadt in der Regel mit Strom versorgt wird, zwei «neue» Transformatoren installiert und angeschlossen. Genau genommen standen die Geräte bisher in Kloten und in Pfäffikon im Zürcher Oberland im Einsatz; Letzterer wurde in der «Trafo-Werkstatt» in Dietikon komplett revidiert.
Eine Firma für Schwertransporte hat den ersten Trafo auf einem Spezialanhänger aus dem Limmat- ins Glattal gefahren – via Weiningen über den Berg nach Regensdorf, Rümlang und Seebach. Eineinviertel Stunden habe man dafür gebraucht, so Alfred Staubli von der Firma Ernst Autotransport. «Bei der Bahnunterführung in Regensdorf hatten wir noch 5 Zentimeter Luft zur Tunneldecke», umschreibt der Chauffeur, Projekt- und Teamleiter die Fahrt, welche nach Plan verlief.
«Im Frühling kommenden Jahres wird der Ersatz abgeschlossen sein.»
Beim Unterwerk in Opfikon manövriert er seinen Anhänger zentimetergenau über die Schienen neben dem Gebäude. Darauf wird der Transformator, der über passende Räder verfügt, dann direkt vom komplett teilbaren Spezialanhänger abgesetzt und mittels Motorwinde und Drahtseil seitwärts an seinen neuen Bestimmungsort verschoben. Das erneute Zusammensetzen des leeren Anhängers braucht dabei fast genauso viel Zeit wie das Absetzen der Fracht.
Eines von 40 Unterwerken
Zuständig für die Instandhaltung der EKZ-Anlagen in «Zürich-Nord» zwischen Flughafen, Elsau und Schaffhausen ist Jörg Hedinger. 13 der über 40 Unterwerke im Kanton Zürich und ein Kraftwerk an der Töss fallen in seine Zuständigkeit. Die Vorgänger stammten aus den 1980er-Jahren, erläutert er, und es mangelte je länger, je mehr an Ersatzteilen – nicht für die Transformatoren an sich, sie haben kaum bewegliche Verschleissteile, sondern für die halbelektronische Steuerung. Deshalb würden sie nun ersetzt. Im Unterwerk Opfikon an der Zunstrasse betreibt aber auch die Energie Opfikon AG eine Schaltstation, die derzeit ebenfalls erneuert wird. «So können wir Synergien nutzen und zusätzliche Umschaltungen oder gar Unterbrüche vermeiden», erläutert Adrian Roth, bei der EOAG für Planung und Infrastruktur verantwortlich. Ende November wird die neue Schaltanlage, die nur noch einen Bruchteil des Platzes benötigt, geliefert und danach installiert.
Dass die Strombezügerinnen und -bezüger davon nichts mitbekommen haben, liegt einerseits an der genauen Planung des Austausches, welche Jörg Hedinger und Adrian Roth seit 2018 vorantreiben. «Im Frühling kommenden Jahres wird der Ersatz abgeschlossen sein», prognostiziert Roth. Bis dahin wird Opfikon über zwei andere Einspeisepunkte mit Strom versorgt. Im Notfall stünde sogar ein dritter zur Verfügung, so gut ist die Stadt ins Stromnetz eingebunden.
Versorgung für 30 Jahre gewährleisten
Der neue Transformator wandelt den Starkstrom mit 110 000 Volt Hochspannung aus den übergeordneten Verteilnetzen von Axpo und EKZ auf sogenannte Mittelspannung mit 16 000 Volt um. So wird er auch ins Netz der EO AG eingespeist, dort weiterverteilt und in den Häusern schliesslich auf die bekannten 230 Volt für die Steckdose transformiert. Das Gerät wiegt rund 65 Tonnen, wovon rund 13 Tonnen aufs Öl entfallen, das im Inneren für Kühlung sorgt. Gebaut wurde er von ABB und General Electric – «Swiss made», scherzt Jörg Hedinger – und in der EKZ-Trafo-Werkstatt in Dietikon komplett überholt und auch neu gestrichen, so dass er aussieht wie neu. Der zweite Ersatztrafo, ebenfalls eine Occasion, stand bis dahin in Kloten.
Hier in Opfikon sollen die beiden Transformatoren die Stromversorgung bis 2050 sicherstellen – obwohl der Bedarf bis dahin um noch etwa 50 bis 60 Prozent steigen dürfte, wie Jörg Hedinger schätzt. Der Ausbau der Netzkapazität ist nicht allein wegen zusätzlicher Einwohner nötig: Umweltfreundlichere Wärmepumpen brauchen zwar kein Öl- oder Gas zum Heizen, aber Strom zum Pumpen. Auch das Laden von immer mehr Elektroautos verlangt nach mehr Kapazitäten im Stromnetz. Dieses soll zudem gleichmässiger ausgelastet werden, sodass dann Strom verbraucht wird, wenn er auf den Dächern der Opfiker produziert wird.
Auch intelligente Stromzähler, die derzeit installiert werden, helfen dabei, aus dem zunehmend anspruchsvolleren Verteilnetz ein «Smart Grid», ein «schlaues Netz», zu machen: Es muss nicht nur Strom von grossen Kraftwerken ins Haus liefern, sondern auch Solarstrom in unterschiedlichen Mengen von dort ins Netz einspeisen – ohne dieses instabil zu machen und so Stromausfälle zu verursachen.
Auf einem Spezialanhänger fuhr der Transformator vom Limmat- ins Glattal.
Das Gerät wird millimetergenau mit den Rädern auf die Schienen abgesetzt.
Das Innere des Unterwerks. Hinter der Wand rechts stehen die Transformatoren.
Mit einer motorisierten Seilwinde wird der 65-Tonnen-Koloss in seine Nische gezogen. Bilder Roger Suter