Sauberkeit und Diskretion
Während des WEF in Davos sieht man auf den Strassen um den Flughafen viele schwarze Limousinen und Kleinbusse. Das Geschäft mit den Gästen des Weltwirtschaftsforums ist aber hart umkämpft.
Bei der Autowaschanlage zwischen dem Klotener Zentrum und der Kaserne herrscht derzeit Hochbetrieb: Zahlreiche, oft schwarze Limousinen und Personentransporter mit verdunkelten Scheiben warten darauf, einfahren zu dürfen. Und nicht selten sieht man dasselbe Fahrzeug gleich mehrmals am Tag. Denn schliesslich ist ein sauberes Auto das A dieser Branche.
Das O wäre demnach die Diskretion. Eine kurze Umfrage des «Klotener Anzeigers» ergab, dass die meisten Chauffeure hier nicht über ihre Arbeit sprechen möchten. Eine Ausnahme bildet Miroslav Mrkonja. Über Kunden spricht zwar auch er nicht, aber über seinen Job. Er ist gleichzeitig Inhaber und Chauffeur von Taxi Aldar in Kloten und ist viel zum Flughafen unterwegs. Für ihn hat das WEF am Sonntag schon begonnen, mit zwei Fahrten nach Davos. Am Montag waren es deren drei, aber auch Gstaad und St. Moritz waren Ziele. «Gerade im Winter wollen viele in die Berge», weiss Mrkonja.
Hart umkämpfter Markt
Seine GmbH umfasst 6 verschiedene Fahrzeuge, die von 4 Fahrern, einschliesslich seines Bruders, gesteuert werden. «Man muss verschiedene Bedürfnisse abdecken können», so der Unternehmer, «sonst ist man weg.» Er ist vor rund 30 Jahren aus Bosnien-Herzegowina in die Schweiz gekommen und behauptet sich seit 1995 in diesem hart umkämpften Markt, der mit den Deregulierungen in den Nullerjahren noch etwas härter geworden sei. «Viele Fahrer ohne Firmenauftrag oder mit ausländischen Kennzeichen halten sich nicht an die Vorgaben, fahren 16 Stunden ohne Fahrtschreiber, zahlen weder in die Suva (eine freiwillige Unternehmerversicherung, Anm. d. Red.) noch in die Vorsorge ein oder lassen sich mit Tiefstlöhnen abspeisen.»
Mrkonja ärgert dabei weniger, dass er so potenzielle Kunden verliert, sondern dass so die Sozialwerke hintergangen werden. Deshalb hofft er, dass die vom Volk beschlossenen neuen und einheitlichen Regelungen des Taxi- und Limousinenwesens im Kanton Zürich ab 2026 auch durchgesetzt werden.
WEF bedeutet mehr Konkurrenz
Er selber kann auch auf internationale Stammkundschaft zählen, etwa aus den USA, aus Grossbritannien, Indien oder China, die ihrerseits gern vom Chef persönlich gefahren wird. «Der Kontakt ist wichtig», ist Mrkonja überzeugt, «und ohne Stammkunden ist es in Zürich schwierig.» Das WEF bringe ihm zwar zusätzliche Fahrten ein, aber auch nicht über Massen. Denn das kantonale Amt für Mobilität hat für das WEF 2025 Erleichterungen beschlossen: Alle Fahrzeuge, die vom Bundesamt für Strassen eine Ausnahmebewilligung «zum berufsmässigen Personentransport ohne Fahrtschreiber während des WEF» verfügen, benötigen für WEF-Fahrten auch keine Zürcher Limousinenplakette. Das bedeutet, dass derzeit auch vermehrt Fahrzeuge mit Kontrollschildern aus anderen Kantonen hier an der Waschanlage anzutreffen sind.
Für Mrkonja bedeutet dies, dass er nur für zwei seiner Fahrzeuge eine Bewilligung des WEF gelöst hat, die für bestimmte Davoser Hotels nötig ist. Manchmal heisst das für seine Gäste, bei einem Zwischenhalt umzusteigen, dafür stehen die Autos mit Bewilligung auch nicht in einem der häufigen Staus rund um Zürich.
Bei der Firma Softcarwash, welche die Waschanlage in Kloten betreibt, ist für das WEF kein zusätzliches Personal im Einsatz, heisst es auf Nachfrage des «Klotener Anzeigers». Denn in dieser Filiale unweit des Flughafens, die erst 2022 erstellt wurde, würde konstant viel Betrieb herrschen. Für Firmen gibt es Flottenrabatte, der je nach Zahl der Waschgänge höher ausfällt. Auch Garagen, von denen es in der Nähe mehrere gibt, würden die Anlage nutzen. Und nicht zuletzt liegt in 450 Metern Entfernung ein Tor zum Flughafen, das auch schon für Personentransporte zum WEF genutzt wurde.