Resignation heisst das Zauberwort

Karin Steiner

An der letzten Vorstellung der Saison konnte das Kleintheater Mettlen die Ränge noch einmal füllen. Der Kabarettist Veri sorgte mit seinem pointengeladenen Programm «In Veri Veritas» zwei Stunden lang für herrliche Unterhaltung.

Die Bühne ist spartanisch eingerichtet. Veri, ein biederer älterer Mann aus dem luzernischen Entlebuch, setzt sich mit Trauermiene an den kleinen Tisch, auf dem lediglich eine Sporttasche steht. Den Grund für seine gedrückte Stimmung ­erfährt das Publikum schon bald: Veri musste Abschied nehmen von seinem langjährigen Freund Päuli.

Päuli war ein positiv denkender Mensch. Egal, was auch geschah – «in drei Wochen lachen wir darüber», pflegte er zu sagen. Während sich Veri an seine Erlebnisse mit Päuli erinnert, schweifen seine Gedanken immer wieder ab. Da ist zu Beispiel die Politik. Die Bundesräte sitzen alle im falschen Departement. Der «Fribourger Louis de Funès» mit seinen Fliegerkünsten hätte die Armee übernehmen sollen. «Aber jetzt bezieht er eine fette Rente.» Die Sprachkünstlerin Karin Keller-Sutter gehört seiner Meinung nach ins Aussendepartement und der Arzt ­Cassis logischerweise ins BAG. Und da ist noch die «Raclette-Viola». Sie will die Frauenquote und die Nachhaltigkeit erhöhen. Er habe noch nie etwas so Blödes gehört, sagt Veri. Man müsse sich vorstellen, die Schweiz würde angegriffen und die Elektropanzer, die sie verteidigen sollten, müssen zurück zur Ladestation in der Innerschweiz umkehren.

Alles ist «Wurscht»

Auf der Welt läuft vieles krumm, und das brachte Veri zum Resignieren. Erst versuchte er es wie Päuli als Optimist mit positivem Denken. Doch dann entdeckte er, dass man mit Resignieren besser durchs Leben kommt. Veri stellte auch bei anderen Menschen einen grossen Resi­gnationsbedarf fest, und so erklärte er sich zum Resignationsexperten, der in Kursen den Leuten beibringt, wie man dazu kommt, dass alles «Wurscht» ist. «Resignieren muss man von Grund auf erlernen. ‹Alles ist Wurst› ist eine wohltuende Lebenseinstellung. Alle Themen sind Wurst. Zum Beispiel sind die Schweizer Nati-Spieler alles Würste.»

Doch zurück zu Päuli. Der gebürtige Opfiker war Metzger, und somit drehte sich bei ihm alles um die Wurst. Inzwischen hat Veri eine Flasche Wein aus der Tasche gekramt und stösst mit Päuli auf das gemeinsame Resignieren an. Jeweils in Massen oder mit Mass – «In vino veritas», im Wein steckt die Wahrheit. Und eines steht fest: Gemäss einer Studie trinken 100 Prozent der Alkoholiker zu viel.

Veri und Päuli haben viel zusammen erlebt. Da war zum Beispiel die Geschichte mit der Geiss, der versehentlich ein Hashtag auf den Hintern gebrannt wurde, weil die beiden einen Defibrillator als Viehzaun missbraucht hatten. Das Tier wurde zu einer Sensation und lockte ganze Cars von Schaulustigen ins Hintermoos, bis es tot umfiel und klammheimlich ersetzt werden musste. Oder der Papagei, der Päulis Untreue zu verraten drohte und deshalb sein Leben lassen musste. Hat am Ende dieser Papagei den Vorsitz beim Jüngsten Gericht? Muss sich Päuli jetzt vor ihm verantworten? Mit viel Wortwitz nimmt Veri alias Thomas Lötscher die verschiedensten Themen auf die Schippe, vom Katholizismus bis zum Vegetarismus. Der Humor blitzt in seinen Augen, wenn er mit ernster Miene die feinsten Pointen von sich gibt.

Letzte Vorstellung der Saison

Mit dem Programm «In Veri Veritas» ist er seit Herbst 2022 auf Tournee, passt Päulis Geburtsort jedoch stets an den Vorstellungsort an. Thomas Lötscher, 1960 in ­Entlebuch geboren, ist studierter Wirtschaftsinformatiker und war als selbstständiger Unternehmensberater tätig. Seit 2004 unterhält er mit seinem Kabarett eine wachsende Zahl von Fans.

Mit «In Veri Veritas» geht das Klein­theater Mettlen in die Sommerpause. Leiter Kathrin Balimann zieht eine positive Bilanz über die erste Saison des neuen Teams. «Ab Ende September geht es voraussichtlich weiter», sagt sie. «Wir sind dabei, die Verträge mit den Künstlerinnen und Künstlern für die nächste Saison abzuschliessen.» Danach kann das Kleintheater den Singsaal im Schulhaus Mettlen wegen Renovationsarbeiten zwei Jahre lang nicht mehr für seine Vorstellungen nutzen. «Wir suchen nach einer geeigneten neuen Location. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Infrastruktur wie Bühne und Technik muss für das jeweilige Programm passen.»