«Opfikon» hebt wieder mal ab

Roger Suter

Lufthansa Aviation Training, die Flugschule der Lufthansa, hat eines ihrer vier neuen Trainingsflugzeuge «Opfikon» benannt. Stadtpräsident Roman Schmid hat den Taufakt am Flughafen Grenchen vollzogen – nicht zum ersten Mal.

Manchmal führen Vor-Ort-Termine auch ein Lokalmedium quer durch die Schweiz. Gerade die vielen grossen Firmen in Opfikon beschränken ihre Tätigkeit nicht auf das Stadtgebiet – manche nicht einmal auf den Boden. Dazu gehört die Lufthansa Aviation Training Switzerland (siehe Kasten rechts). Der Schweizer Ableger der Flugschule der Swiss-Mutter Lufthansa bildet Piloten für beide Airlines sowie Edelweiss und die Schweizer Luftwaffe an den Standorten Opfikon und Grenchen sowie der Partnerschule in Goodyear, Arizona, aus – wegen des guten Wetters für Sichtflug.

Später ist aber auch der Instrumentenflug – etwa bei schlechter Sicht – vonnöten, und dieser wird im dritten und letzten Teil der Ausbildung im solothurnischen Grenchen am Jurasüdfuss geübt. Dazu stehen hier seit kurzem drei zweimotorige Propellermaschinen vom Typ DA42-VI, gebaut von Diamond Aircraft, zur Verfügung; eine vierte kommt noch diesen Monat hinzu. Und gemäss der Tradition bekommen sie neben den Immatrikulationen, den «Flugzeugnummern», auch Namen von Orten, die in direktem Zusammenhang mit Lufthansa Aviation Training stehen. Vergangenen Freitag waren es «Grenchen», «Emmen» (Standort der Militärpiloten) und «Opfikon».

Zugegen waren nicht nur Chefs der Flugschulen, sondern auch Vertreter der genannten Gemeinden, welche die Maschinen mit einem «Gutsch» Prosecco – im Fall des Grenchner Stadtpräsidenten François Scheidegger mit einer kleinen Dusche – tauften. Der Opfiker Stadtpräsident Roman Schmid war vorsichtiger, obwohl er nicht das erste Mal einem Flieger einen Namen geben durfte: «2011, in meinem Jahr als Gemeinderatspräsident, taufte auch die Swiss ein Flugzeug auf den Namen unserer Stadt», erinnert sich der heutige Stadtpräsident. «Damals war es allerdings nur ein Modell.» («Stadt-Anzeiger» vom 13. Oktober 2011).

Zweierlei Flughafengemeinden

Schon die Swissair benannte 1981 eine Maschine nach der Stadt (siehe Kasten links). 1995 wurde die MD-81 durch den ersten seinerzeit nagelneuen Airbus 320 abgelöst – der wiederum den Namen Opfikon erhielt. Allerdings wurde damals nicht jedem Flugzeug eine Feier zuteil, wie der damalige Swissair-Konzernchef Otto Loepfe, der selbst vier Jahre in Opfikon ­gewohnt hat, im «Stadt-Anzeiger» vom 2. November 1995 zitiert wird: Diese Ehre sei den unmittelbaren Nachbargemeinden Kloten, Opfikon und Rümlang vorbehalten.

Auch Grenchen, die mit knapp 19 000 Einwohnern zweitgrösste Stadt des Kantons Solothurn, blickt auf eine lange Tradition und Verbundenheit mit ihrem Regionalflughafen zurück. Die Uhrenstadt ist seit 1931 auch eine Flughafenstadt – und streicht dabei die schnellen Abläufe (ohne grosse Sicherheitskontrollen) und die vorhandenen Werkstätten (wie diejenige des österreichischen Flugzeugbauers Diamond Aircraft) heraus. Gemessen an seinen 58 000 Flugbewegungen (Starts und Landungen werden separat gezählt), ist er der viertgrösste Flugplatz der Schweiz – nach Zürich, Genf sowie Basel und vor Bern.

Dank der vier neuen Maschinen – eine mehr als die Vorgängerversion des gleichen Herstellers – könne Lufthansa Aviation Training die Zahl der praktischen Flugstunden auf diesem Flugzeugtyp von 19 auf 30 erhöhen, so Carsten Mangasser, Leiter der Lufthansa-Flugschule, die hier in Grenchen künftig 100 Flugschülerinnen und -schüler pro Jahr aufnehmen kann. «Die Nachfrage nach Pilotinnen und Piloten durch Swiss und Edelweiss, aber auch durch das Militär ist nach wie vor gross.»

Sparsamer und leiser

Die Diamond DA42 VI verfügt über vier Sitze sowie zwei Kolbenmotoren, die Propeller antreiben. Die neuen Maschinen verfügen nicht nur über eine ähnliche Instrumentierung wie die grossen Flugzeuge, sondern sogar über mehr Möglichkeiten. Denn hier würden Neuerungen einige Zeit früher eingebaut als in den grossen Linienmaschinen, so Flugschulleiter Mangasser. In dieser Version verbessert wurden unter anderem Navigation und Wetterradar, um den Instrumentenflug zu üben. Die Fluggeräte sind ausserdem deutlich leiser und effizienter, was den Treibstoffverbrauch angeht – sehr zur Freude der Anwohnerinnen und Anwohner in Grenchen. Dessen Gemeindepräsident François Scheidegger betonte vor der Taufe dennoch, wie verbunden und stolz sie auf ihren Flughafen seien.

Die alten Maschinen werden nicht etwa verschrottet, wie Manuel Meier, Managing Director bei LAT Switzerland, ausführt: «Sie wurden an eine Flugschule nach Oxford verkauft, wo sie überarbeitet und weiterfliegen werden.» Sie hätten rund 20 900 Flugstunden hinter sich und über 38 000 Landungen absolviert. «Es sind richtige ‹workhorses›, Arbeitspferde.»

Roman Schmid begiesst die neue Diamond DA42 mit Prosecco. Hinten links: Carsten Mangasser, Leiter der Lufthansa-Flugschule. Bilder Roger Suter

Die fast 400 km/h schnelle Diamond mit dem Opfiker Wappen vorne und dem Edelweiss-Logo am Heck.

Schon fünf Flugzeuge mit dem Namen «Opfikon»

Bisher trugen fünf Flugzeuge den ­Namen der Stadt (in chronologischer Reihenfolge):

  • MD-81 der Swissair mit der Kennung HB-INK, von 1981 bis 1995, flog ab 2001 für die Aero Republica Colombia als HK-4238X, 2006 verschrottet.
  • Airbus A320-200, Swissair, HB-IJA, von 1995 bis 2002 (2001 ging die Swissair unter; fliegt heute als B-2224 bei China Northwest Airlines).
  • Airbus A321-100, Swissair, HB-IOK, von 1999 bis 2002 (heute bei Swiss).
  • Airbus A320-200, Swiss, HB-IJU, ab 2003 (getauft wie im Text erwähnt 2011, fliegt heute für Edelweiss).
  • Diamond DA42 VI, seit Februar  2024 (Ausbildungsflugzeug). 

 

Die Flugschule der Lufthansa

Die Lufthansa Aviation Training GmbH (LAT) verfügt über zehn Schulungsorte und vereint die Flugschulen der Lufthansa Group unter der Marke European Flight Academy (EFA). Der theoretische Teil der Flugausbildung findet unter anderem bei LAT Switzerland an der Cherstrasse in Glattbrugg statt; der Schweizer Standort für die praktische Ausbildung befindet sich im solothurnischen Grenchen.

Interessenten für die zweijährige Ausbildung neuer Pilotinnen und Piloten für Swiss, Edelweiss und weitere Airlines der Lufthansa-Gruppe sollten über eine abgeschlossene mindestens dreijährige berufliche Grundausbildung oder eine prüfungsfreie Zulassung für eine Fachhochschule oder universitäre Hochschule verfügen. Swiss- und Edelweiss-Schülerinnen und -Schüler profitieren zudem von finanzieller Unterstützung.

Informationen: www.european-flight-academy.com