Opfikersee wird zum «Baggersee»

Roger Suter

Das Schilf soll das Wasser des künstlichen Sees im Glattpark sauber und klar halten. Weil der Schilfgürtel aber zunehmend verlandet, rücken Bagger an. Die Arbeiten verlangen dabei Fingerspitzengefühl.

Ein See ist ein komplexes Ökosystem. Auch der menschgemachte, der im Opfikerpark an das Ried erinnert, das sich hier früher ausbreitete. Dannzumal wie heute sorgt Schilf dafür, dass sich Nährstoffe, die mit Regenwasser und Wind in den See getragen werden, im Wasser nicht zu sehr anreichern und es trübe wird und Algen wachsen.

Allerdings schwächeln die Schilfgräser, die das heute übernehmen sollten, zunehmend. Denn innerhalb der Betonelemente, welche die Schilfgürtel begrenzen, damit sie nicht den ganzen See überwuchern, hat sich viel Pflanzenmaterial angesammelt. So viel, dass die Schilfwurzeln nicht mehr im Wasser, sondern zunehmend im festen Boden stehen.

Man spricht auch von Verlandung, einem an sich natürlichen Vorgang in jedem Ried. Das behagt auch anderen Pflanzen, die das schwächelnde Schilf weiter verdrängen – neben verschiedenen Gehölzen sogar die Goldrute, ein Neophyt. Die Wurzeln der Gehölze könnten zudem die Betonelemente unter Wasser beschädigen oder verschieben.

Feinarbeit mit der Baggerschaufel

Um der Verlandung entgegenzuwirken, sollen nun Bagger das Pflanzenmaterial aus den Schilftrögen entfernen. Der Stadtrat hat dafür 80 000 Franken veranschlagt. Darin enthalten ist auch ein Betrag für Unvorhergesehenes, weil sich erst nach dem Ausbaggern zeigen wird, wie viel Schilf ersetzt und nachgepflanzt werden muss.

Die Firma N.U.P Umweltpflegetechnik GmbH hat die eigentlichen Arbeiten für knapp 63 000 Franken offeriert. Sie tut dies nicht zum ersten Mal: Schon 2022 hat die Firma aus Winterthur versuchsweise einen 15 Meter langen Bereich eines solchen Schilffeldes ausgebaggert und habe dabei «ihre Kompetenz und Sorgfalt unter Beweis gestellt», begründet der Stadtrat die Tatsache, dass er keine weiteren Offerten eingeholt und auch keine Ausschreibung vorgenommen hat.

In der Tat ist das Baggern im Schilfgürtel eine Präzisionsaufgabe, denn dieser ist mit Winkelelementen aus Beton eingefasst, die lediglich auf einer Betonsohle am Seegrund stehen. Eine falsche Bewegung mit der Baggerschaufel würde sie zerbrechen oder verschieben – was unter Wasser sehr schwierig zu beheben wäre. Gebaggert wird deshalb mit etwa 15 Zentimetern Abstand zu den Betoneinfassungen, und das etwa alle 15 Jahre.

Rasche Erholung zu erwarten

Der Versuch 2022 habe gezeigt, dass sich das Schilf rasch erholte und seine Funktion der Nährstoffaufnahme wieder vollumfänglich erfüllen konnte, während unerwünschte Pflanzen verschwanden, da ihnen der Standort zu nass wurde. Zusammen mit den zwei Grundwasserpumpen, die laufend Frischwasser in den See fördern, und drei Tauchpumpen, die das Seewasser in Bewegung halten, sollte das Wasser bald wieder klarer sein.

Wann am Seeufer die Bagger auffahren, ist noch offen. Wichtig sei vielmehr, dass die Arbeiten ohne Zeitdruck vonstatten gehen könnten. Für die Besucherinnen und Besucher soll der Eingriff keine Auswirkungen haben.