Möwenplage auf Kläranlage

Brigitt Hunziker Kempf

Jedes Jahr zwischen November und Mai hinterlassen Möwen in der Kläranlage Opfikon ­chemisch aggressiven Kot auf Fassaden und Beckenrändern. Aber jetzt gibt es eine Lösung.

«Regelmässig erhalten wir seit Jahren Besuch von Lachmöwen», erklärt Michael Kasper, Betriebsleiter der Kläranlage Kloten Opfikon. «Anscheinend starten sie vom Zürichsee aus und fliegen zu uns.» Die cleveren, geselligen Vögel wissen um das grosse Futterangebot in den – selbst im Winter warmen – Biologiebecken. Bis zu 40 Tiere segeln jeweils hinein und ­laben sich an den aufschwimmenden Schlammflocken.

Während ihres Besuchs lassen die zahlreichen Tiere aber auch eine entsprechend grosse Menge Kot fallen. Ihre ­Hinterlassenschaften auf Fassaden und Beckenrändern sind mehr als nur ein ästhetisches Problem. Die aggressive Harnsäure in ihrem Kot kann Beton und Metall regelrecht zerfressen.

«Immer wieder überlegten wir uns, wie wir unsere Becken für die Vögel unwirtlicher gestalten können», so Michael Kasper. Unter anderem wurde ein Versuch mit einer akustischen Vergrämungs- und Ultraschallanlage durchgeführt. Die Geräte waren aber nicht so wirkungsvoll wie gedacht und vor allem war der stetig ertönende Klang sehr anstrengend für die Ohren unter anderem der vielen Bauarbeitenden vor Ort. Die intelligenten Möwen hingegen merkten sehr schnell, dass der Ton für sie keine Gefahr bedeutete, und liessen sich nicht mehr von ­ihrem Schlemmermahl abhalten. «Nun haben wir zusammen mit der Firma Anticimex aus Kloten eine simple, aber effektive Lösung für das Problem gefunden», freut sich der Betriebsleiter Michael Kasper. Über alle offenen Wasserflächen wurden Drähte in Abständen von 30 Zenti­metern gespannt. So wird den Möwen der Weg ins Wasser versperrt. «Müssen wir in die Becken einsteigen, können diese Drähte unkompliziert entfernt und wieder gespannt werden.»

Problem auch für den Flughafen

Michael Kasper kann sich gut an den entscheidenden Moment und an den letzten Besuch der Möwen erinnern. Nach dem Anbringen der Drähte kamen diese nochmals angeflogen. Sie nahmen wiederum Platz auf einem der Dächer. Drei der Tiere versuchten erfolglos, sich in den Becken niederzulassen, und kehrten zu ihrer Gruppe zurück. Der ganze Schwarm flog umgehend davon und die Vögel sind seither nicht mehr zurückgekehrt.

Ihr Fernbleiben freut nicht nur die ARA-Betreiber. Auch der nahe gelegene Flughafen sah sich mit den weissen Vögeln konfrontiert. Wenn sie in Schwärmen von der Kläranlage aus auf das Flughafengelände flogen, mussten sie dort regelmässig vertrieben werden, um mögliche Kollisionen mit den Fliegern und ihren Triebwerken, sogenannten Vogelschlag, zu verhindern.

Andere Tiere sind willkommen

Im Gegensatz zu den Möwen sind viele Tiere auf der Kläranlage gerne gesehene Bewohnerinnen. So zum Beispiel die Schwalben. Seit vielen Jahren finden sie vor Ort gut platzierte Nistkästen. Und im Rahmen des grossen Umbaus entsteht in Bälde eine wertvolle Naturoase. Eine nährstoffarme Ruderalfläche ist geplant. Darauf werden Behausung für Wildbienen, Stein- und Holzhaufen, ein nährstoffarmes Kleingewässer und Trockenmauern ihren Platz erhalten. Eine vielfältige Pracht von einheimischen Blumen- und Wildstauden-Schönheiten wird gedeihen und ein emsiges Treiben verschiedenster Insekten wird zu beobachten sein.