Mit Musik zur Integration
Die Kurdin Lavan Othman lebt erst seit eineinhalb Jahren in der Schweiz und ist bereits Teil der Opfiker Kulturszene. Dank musikalischem Talent auf der Oboe und Engagement in der Stadtmusik Opfikon gelang ihr die Integration schnell.
Gut drei Monate ist es her, als die Kurdin Lavan Othman als neustes Mitglied zum ersten Mal für die Stadtmusik Opfikon an einem Konzert mitspielte. «Ich war zu Beginn etwas nervös, bin aber glücklich, ist alles gut gelaufen», sagte sie nach dem Jahreskonzert der Stadtmusik. Der Weg bis dorthin war allerdings lang, wie sie nun im Interview erzählt.
Seit lediglich eineinhalb Jahren lebt sie mit ihrem Ehemann in der Schweiz, und sie schaffte es in kürzester Zeit, sich zu integrieren. Durch ihre sich stets verbessernden Deutschkenntnisse und Fähigkeiten auf der Oboe nimmt sie sich Grosses vor: eines Tages für ein professionelles Orchester zu spielen.
Wo die Liebe hinfällt
«Die Musik ist mein Leben», sagt Lavan Othman. Ihr Vater ist Musiklehrer und ebnete ihr den Weg zur Profimusikerin. Im Alter von 12 Jahren lernte sie Gitarre und fing damit auch ihre Musikerausbildung an, bis sie sich für klassische Musik begeistern liess und in Orchestern mitspielen wollte.
Ihre Wahl fiel auf die Oboe. «Im Irak trifft man die Oboe, vor allem bei Frauen, nur selten an. Deswegen habe ich mich dafür entschieden», so die 27-Jährige. Während vier Jahren Musikstudium an der Universität Sulaymaniyah lernte sie sowohl kurdische, orientalische, als auch europäische Musik kennen und ist mittlerweile in der Lage, selbst Stücke zu komponieren.
Das Oboespielen lernte sie allerdings über Umwege. «Da sie in meiner Heimat nicht sehr verbreitet ist, musste mir ein Freund meines Vaters helfen, und ich musste im Internet nach Lehrern suchen», erzählt Othman.
Ihre Heimat, den Nordirak, über 3000 Kilometer von Opfikon entfernt, liess sie zurück, und das aus Liebe. Ihr Ehemann, ebenfalls kurdischer Abstammung, lebte bereits seit mehreren Jahren in der Schweiz und suchte nach kurdischer Musik, die sich auf der Mundharmonika spielen lässt. Nach längerer Recherche stiess er auf Othman und nahm bei ihr Online-Unterricht. «Danach führte das eine zum anderen, so wie das mit der Liebe ist», erzählt ihr Ehemann.
Herzlich aufgenommen
Die Anfänge in der Schweiz waren nicht leicht, insbesondere das Erlernen der deutschen Sprache. Othman besucht Deutschkurse und will sich mit jedem Tag verbessern. Die Schwierigkeit im Alltag allerdings: das Schweizerdeutsch. «Auf der Strasse sprechen alle im Dialekt. Das ist nicht einfach für mich», sagt Othman.
So war es die Stadtmusik Opfikon, mit deren Hilfe sie in der Schweiz Fuss fassen konnte. Um in Opfikon richtig anzukommen und Leute kennenzulernen, trat sie dem Orchester bei: «Ich wurde sofort herzlich aufgenommen. Alle bemühen sich, langsamer und verständlicher mit mir zu sprechen. Mittlerweile kenne ich sogar ein paar Begriffe aus dem Schweizerdeutschen.»
Zurzeit geht die diplomierte Oboistin keiner Arbeit nach und konzentriert sich auf die Musik und das Lernen der deutschen Sprache. Auch wenn sie langfristig einem Orchester beitreten möchte, fühlt sie sich aktuell noch nicht bereit dafür.
In ihrer Heimat war sie allerdings schon als Musiklehrerin tätig und unterrichtete Kinder. Das möchte sie auch in der Schweiz weiterverfolgen. «Sobald mein Deutsch sich genug verbessert hat, werde ich wieder Musikstunden geben », so Othman.