Leberschäden: Regeneration ist möglich

Damjan Bardak

Den Innovationspreis der Dr. Falk Pharma AG erhält dieses Jahr die Ärztin Yuly Mendoza. Sie fand mit ihrem Team heraus, welche Faktoren die Rückbildung der Fibrose bei chronischen Lebererkrankungen beeinflussen.

Jährlich zeichnet das deutsche Familienunternehmen Dr. Falk Pharma AG Forschende der Verdauungs- und Stoffwechselmedizin mit einem Preisgeld von 10 000 Franken aus. Die Firma, die ihren Hauptsitz unweit des Bahnhofs Glattbruggs hat, ist ein im Jahr 1970 gegründetes mittelständisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und den Vertrieb von innovativen Arzneimitteln im Bereich der Gastroenterologie und Hepatologie fokussiert. In diesen zwei eng verwandten medizinischen Spezialgebieten beschäftigen sich die Ärztinnen und Ärzte mit Krankheiten, die im Verdauungssystem und dessen Organen vorkommen. Hepatologen konzentrieren sich dabei speziell auf die Leber und Krankheiten wie Hepatitis oder Leberzirrhose. Ziel beider Gebiete ist die Prävention, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen im Verdauungstrakt.

Wie überall in der Medizin ist die Forschung ein wesentlicher Bestandteil des Fortschritts in diesem Gebiet. Dieser ist allerdings  teuer, weshalb die Dr. Falk Pharma AG jährlich einen Innovationspreis verleiht, der die Arbeit in diesem medizinischen Spezialgebiet fördern sollte.

Die Beste von insgesamt 12 Arbeiten

Die Siegerin des diesjährigen Innovationspreises, Dr. Yuly Mendoza, ist eine Gastroenterologin, die sich auf Lebererkrankungen  spezialisiert hat. Sie studierte innere Medizin und Gastroenterologie in Bogotá, Kolumbien, und doktorierte im Jahr 2022 an der Universität Bern. Seither arbeitet sie am Inselspital in Bern und ist Teil einer Forschungsgruppe, die sich mit Lebererkrankungen beschäftigt .

Es sei für das Fachgremium äusserst schwierig gewesen, die beste Arbeit zu küren, doch habe man sich schlussendlich für diese entschieden. «Von insgesamt 12  Arbeiten war ihre die beste», verkündigte Teo ­Albarano, der Leiter der Medical  & Regu­latory Affairs der Dr. Falk Pharma AG. Die Geschäftsleiterin Susanne Höppner übergab der Siegerin  einen ­Blumenstrauss und  den 10 000-Franken-Check .

Lebererkrankungen in der Schweiz

Zusammen mit Mendozas Team von Professorin Annalisa Berzigotti  beobachteten sie die Einflüsse der Rückbildung der Fibrose bei Zirrhose und anderen Lebererkrankungen. Die Leberfibrose  ist die Narbenbildung, die auf der Leber aufgrund der übermässigen Ablagerung von Bindegeweben durch hepatitische Sternzellen entsteht. Auslöser dafür sind Viren der Geschlechtskrankheiten Hepatitis B und C, übermässiger Alkoholkonsum und Fettlebererkrankungen wie Adipositas und Diabetes.

Das Endstadium einer fortgeschrittenen Fibrose nennt man eine Zirrhose, bei der die Leber ihre Funktionen wie den Abbau von Alkoholen nicht mehr durchführen kann und es zu Leberkrebs oder Leberversagen kommen kann. Laut dem Ärzteblatt sind schätzungsweise 800 bis 1100  Menschen pro 100 000, 8 bis 11 von 1000 Einwohnern in der Schweiz von ­einer Zirrhose betroffen, wobei die Tendenz aufgrund der Zunahme der Fälle von Fettleberkrankheiten steigend sei. Dr. Mendoza und ihr Team möchten dort dagegenhalten und den Gesundheitsstatus von Millionen Betroffenen weltweit verbessern. In ihren Forschungen liegt der Schwerpunkt auf der Regeneration der Narbenbildung bei Lebern.

Spezielle Fettstoffe regenerieren

Untersucht wurden 81 Patientinnen und Patienten mit chronischer fortgeschrittener Lebererkrankung. Dabei stellte das Team  bei 44 Betroffenen fest, dass sich die Fibrosen zurückgebildet haben,  und ermittelte auch die Ursache für die Verbesserung. Den Forschenden fiel auf, dass sich in den Stoffwechselprozessen der zwei Patientengruppen die meisten Unterschiede erkennen liessen. So konnten sie 33 Fettstoffe identifizieren, die als Ursache für die Fibroserückbildung verantwortlich waren, die sogenannten Lipid-Biomarker. In einer zusätzlichen Untersuchung an einer anderen Patientengruppe konnte die Wirksamkeit von 14 dieser Lipid-Biomarker  bestätigt werden.

Dieser Fortschritt kann in Zukunft die Beobachtungen und Therapien bei von Zirrhose betroffenen Patienten erleichtern, da die Biomarker eine Behandlungsmöglichkeit bringen. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung, da man nun wisse, dass zumindest eine relative Regeneration möglich sei, sagte Dr. Mendoza. Ihre Forschungsgruppe arbeitet nun weiter und will die Mechanismen besser verstehen, welche die Rückbildung der Fibrose und den Fettstoffwechsel verbinden.