Kunst, die Menschen verbindet
Bis Mitte Februar zieren Kunstwerke der besonderen Art die Wände des Stadthauses Opfikon. Sie sind über Monate von Menschen mit Behinderung im Rahmen eines Kreativkurses im Insieme Zwirniträff entstanden.
«Ich male am liebsten Tiere», sagt Willi Ermel, einer von 15 Teilnehmenden des Kurses «kreatives Gestalten», der vom Verein «Insieme Winterthur/ZüriUnterland (WiZu)» durchgeführt wurde. «Ich gehe oft in den Zoo und beobachte sie.» Jeden Donnerstag hat die Gruppe im Insieme Zwirniträff gemeinsam an einem vorgegebenen Thema gearbeitet. Was dabei herausgekommen ist, könnte jedoch unterschiedlicher nicht sein: Die Werke widerspiegeln eindrücklich die unterschiedlichen Persönlichkeiten der Künstlerinnen und Künstler. So lautet denn auch das Motto der Ausstellung «Wer bin ich? – die Kunst zu verbinden».
Das Stadthaus als Ort der Kunst
Zur Vernissage im Stadthaus Opfikon sind viele von ihnen gekommen, und der Stolz war ihnen ins Gesicht geschrieben. «Das Stadthaus soll auch für Kunstinteressierte offen sein», sagte Roman Schmid, Stadtpräsident und Präsident der Kulturkommission Opfikon. «Der Besuch hier soll nicht nur ein Müssen, sondern auch ein Dürfen und Geniessen sein.»
Zweimal pro Jahr stellt die Stadt Opfikon ihre Wände Kunstschaffenden für eine Ausstellung zur Verfügung, und die Werke, die im Rahmen eines Kreativkurses des Vereins «Insieme WiZu» entstanden sind, standen schon lange auf der Warteliste derjenigen, die ausstellen wollten. «Dieser Verein gilt als führend im Bereich Freizeitangebote für Menschen mit Beeinträchtigung und er ist vorbildlich in Sachen Inklusion. Er bietet den Menschen viele Begegnungsmöglichkeiten. Es gibt zahlreiche Angebote in Kultur, Sport und Bewegung.» Jeden Donnerstag traf sich die Gruppe im Zwirniträff und malte und gestaltete unter der Leitung von Mike Fischer und Sabine Weber mit viel Eifer ihre individuellen Werke.
Wichtige Anerkennung für alle
«Ich habe dieses Projekt von meinem Vorgänger übernommen und hatte am Anfang ziemlich Mühe, mich damit zu identifizieren, weil ich nicht so kunstaffin bin», sagte Severin Winzeler, Geschäftsleiter von «Insieme WiZu». «Aber als ich heute durch die Ausstellung gelaufen bin, wurde mir klar, wie wichtig dieses Projekt für unsere Teilnehmenden ist. Hier erfahren sie zusätzliche Anerkennung. Das Projekt wird deshalb auch im kommenden Jahr fortgesetzt und die Werke werden an anderen Orten in der Schweiz ausgestellt.»
Danach folgte eine Dia-Show, die das Entstehen der Kunstwerke festhielt. Man sah die Kursteilnehmenden konzentriert bei der Arbeit und sah viele glückliche Gesichter, wenn etwas Tolles zustande kam. Auch die Künstlerinnen und Künstler verfolgten die Bilder gespannt und schwelgten nachträglich in Erinnerungen.
«Für uns war es toll, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten», sagte Mike Fischer. «Es ist immer spannend zu sehen, was die Leute aus einem vorgegebenen Thema machen. Mir persönlich haben die Ganzkörperporträts besonders Freude bereitet. Sie sind ein Spiegel ihrer Persönlichkeit.» Am Ende ergriff der Kursteilnehmer Matthias Stadler das Wort: «Ich arbeite gerne längere Zeit an einem Projekt. Ich experimentiere auch zu Hause mit verschiedenen Materialien. Mir hat der Kurs grossen Spass gemacht.»
«insieme» bietet Unterstützung für Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Angehörigen
1957 wurde in Zürich als erster von heute 60 Vereinen der «Verein zur Förderung zurückgebliebener Kinder» gegründet. Dahinter stand das verzweifelte Bemühen von Eltern, etwas für die Zukunft ihrer Kinder mit einer geistigen Behinderung zu tun. 1994 gab sich die Vereinigung mit «insieme» einen schweizweit neuen, einheitlichen Namen und eine neue Identität. Anfang 2021 fusionierten «insieme-zwirniträff» in Glattbrugg und «insieme Cerebral Winterthur» zu «insieme Winterthur-ZüriUnterland». «insieme» bietet Freizeit-, Bildungs- und Entlastungsangebote sowie Beratung für Menschen mit Beeinträchtigung und deren Angehörige. Ziele der Angebote sind eine verbesserte Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigung, die Förderung ihrer intellektuellen, emotionalen und motorischen Fähigkeiten, ihrer Selbstständigkeit sowie die Entlastung der Eltern, Betreuer und Betreuerinnen. (kst)