Kommentar: Nicht mehr auf Hilfe warten müssen
Einmal mehr werden Menschen mit Behinderung vertröstet. Unverständlich, hatte man doch 20 Jahre und 20 Budgetdebatten Zeit, Kursänderungen zur Zielerreichung, also einen barrierefreien ÖV, vorzunehmen.
Die Mittel, die nun in notwendige Fahrdienste fliessen, wären effizienter investiert, indem sie es auch Eltern mit Kinderwagen erleichtern, Pendlern mit Gepäck das Fluchen ersparen, älteren Menschen länger Autonomie verschaffen – und vor allem – es Menschen mit Behinderung endlich ermöglicht, alleine oder in Begleitung spontan in den Zug zu steigen, wie es alle andern auch tun.
«Für den aktuellen Flickenteppich empfinde ich nichts Positives.»
Nicht nur von anderen hören, wie schön die Natur an entlegenen Orten sei – sie selbst erleben, weil das Ein-/Aussteigen mit Rollstuhl möglich ist. Beim Essen mit Freunden einfach mal die Zeit vergessen, weil man nicht daran denken muss, frühzeitig die Einstiegshilfe und das anschliessende Taxi vom Bahnhof nach Hause zu bestellen sowie auch die Freunde dann vorzeitig verlassen zu müssen. Nicht mehr am Bahnsteig auf Hilfe warten, wenn andere sich in dieser Zeit einen Kaffee holen oder vielleicht eine Viertelstunde länger schlafen konnten. Sowie nicht mehr von Passanten/ -innen aus dem Zug getragen werden müssen, weil dieser wegen unerwarteter Störungen nicht mehr weiterfährt und keine Ein-/Ausstiegshilfe zur Verfügung steht.
Für den aktuellen Flickenteppich empfinde ich nichts Positives – die Organe stehen in der Pflicht, die erneut gesetzte Frist nun endlich einzuhalten und für die Umsetzung des «BehiG» im öffentlichen Verkehr zu sorgen.
Simone Feuerstein, Rollstuhlfahrerin