Kommen nun wieder alte, chaotische Zeiten?
Eine Empfehlung wider den Usus und eine Kampfkandidatur gingen der Wahl des neuen RPK-Präsidenten Björn Blaser (FDP) voraus. Das erinnert an frühere, wilde Zeiten im Opfiker Gemeinderat.
Der Gemeinderat Opfikon war einst berühmt-berüchtigt für seine unkalkulierbaren Sitzungen: Auch wenn vieles schon im Vorfeld in den Kommissionen besprochen worden war, kam des Öfteren an der Ratssitzung ein neuer Vorstoss (damals häufig von rechts), der nicht selten Erfolg hatte – möglicherweise durch das Überraschungsmoment und weil niemand die neuen (Zahlen-)Argumente per sofort verifizieren oder als falsch entlarven konnte.
Seit einigen Jahren geht es aber ruhiger zu im Opfiker Parlament: Die Entscheidungsfindung findet in den vorberatenden Kommissionen statt – also abseits der Öffentlichkeit und geschützt durch das Kommissionsgeheimnis, wie man mich jüngst belehrte, als ich in einer anderen Sache nachfragte. Der Rat nickt die Vorentscheidung aus dem stillen Kämmerlein ab, spart sich langwierige Diskussionen und den Steuerzahlern Sitzungsgelder.
«Ist die Opfiker ‹Zauberformel› nun Geschichte?»
Nun schickt sich die Linke an, diese politische Ruhe zu stören: In der letzten Sitzung griff die nach links gerückte NIO@GLP mit Unterstützung der anderen Parteien links der Mitte (aber ohne selbige) nach dem RPK-Präsidium (siehe Artikel auf Seite 1). Für die Bürgerlichen ein Tabubruch, habe man sich doch nach den Wahlen 2022 auf die Aufteilung der Kommissionspräsidien unter den drei Grossen SVP, FDP und SP geeinigt.
Die ungeschriebene «Opfiker Zauberformel» wurde dabei nicht geknackt, doch mit dem denkbar knappen Wahlresultat von 17 zu 15 Stimmen zugunsten des Status quo angeknackst. Falls wie angedroht weitere Kampfabstimmungen folgen, dürften die Ratsdebatten wieder länger und aggressiver verlaufen. Dass sie auch konstruktiver oder gar produktiver werden, ist zu bezweifeln.