Köstliche Zutaten, pikant gewürzt

Karin Steiner

Mit seinem ersten Soloprogramm «Tele Guacamole» machte der Comedian und TV-Produzent Philip Wiederkehr Halt in Opfikon. Er brachte das Publikum mit seinen «nachhaltig lustigen» Spässen zum Lachen – aber auch zum Nachdenken.

«Dieses Programm ist wie eine gute Guacamole», begrüsste Esther Laux, Vorstandsmitglied des Kleintheaters Mettlen, die Gäste am 3. Theaterabend dieser Saison. «Ein Mix aus ausgewählten Comedy-Zutaten, mit treffsicheren Parodien, gut gemeinter Gesellschaftskritik und fernsehreifen Geschichten aus dem Leben eines widersprüchlichen Zeitgenossen.»
Im Leben des Comedian Philip Wiederkehr gibt es tatsächlich viele Dinge, die ihn nerven. Da sind zum Beispiel unzählige Sprachnachrichten, die viel zu lange dauern und deren Kernaussage erst in der Mitte zu hören ist. «Das ist ein bisschen wie neue Songs von den Büezer Buebe – niemand hat darauf gewartet, trotzdem kommen sie regelmässig und wenn man sie hört, hat man selten das Gefühl, da hätte ich etwas verpasst, wenn ich sie nicht gehört hätte.»

In rasantem Tempo erzählt Philip Wiederkehr aus seinem Leben, von den Eltern, die ihn nach der Matura lieber an der Uni als auf der Bühne gesehen hätten, vom ersten Bier, das seines jugendlichen Aussehens wegen für Probleme sorgte, und von der schwierigen Wohnungssuche in Zürich, die schliesslich im Kanton Jura endete.

Humorvolle Gesellschaftskritik

Was Philip Wiederkehr immer wieder stört, sind Kollegen, die «schöne Sachen kaputtmachen mit mühsamen Fakten». Da ist zum Beispiel Nathanael, Mitglied der Juso. «Früher habe ich Guacamole geliebt. Bis Nathanael zu mir kam und sagte: Du, Philip, hast du gewusst, dass die Produktion von einem Kilo Avocado 2000 Liter Wasser braucht? Und dass in Mexiko ganze Regenwälder abgeholzt werden, damit Avocado-Plantagen erstellt werden können? Nein, das habe ich nicht gewusst. Seitdem bin ich konsequent und esse keine Avocado mehr aus Mexiko, sondern nur noch aus Chile.»

Das Thema Natur und Umwelt beschäftigt den Comedian immer wieder. «Viele Leute verzichten bewusst auf Fleisch und Fisch. Das ist ökologisch gesehen eine sehr sinnvolle Sache.» Doch wie sieht es mit dem Lieblingsessen des Schweizers und der Schweizerin aus, dem Cordon bleu? «Ein Cordon bleu besteht aus einem Plätzli vom Kalb, drinnen ist Schinken vom Schwein und Käse von der Kuh, paniert wird das Ganze mit einem Ei vom Huhn. Ein Cordon bleu ist im Prinzip die Arche Noah vom Metzger.»

Wer Umweltsünden begeht, zum Beispiel eben Fleisch isst oder fliegt, kann sein Gewissen jedoch leicht beruhigen – er pflanzt einen Baum.

Mit lockeren Sprüchen und gesellschaftskritischen Anekdoten zum Beispiel zum Thema Genderwahn ging die Zeit schnell vorüber, und Philipp Wiederkehr erntete viel Applaus für seine Einmannshow. Danach bot der begabte Stimmenimitator noch einen Zustupf: Die Kultwerbung von «Fischers Bettwaren­fabrik in Au-Wädenswil», die inzwischen wohl jedermann kennt, bekam einen neuen Inhalt und wurde in die Geburtenabteilung vom Stadtspital Triemli verlegt.

Eine vielseitige Medienkarriere

Philip Wiederkehr hat seine Karriere als Journalist sowie Radio- und Fernsehmoderator angefangen, bevor er sich als Produzent, Autor und Schauspieler der SRF-Erfolgscomedyshow «Zwei am Morge» einen Namen gemacht hat. In den Rollen eines ahnungslosen Bünzli-Chefs und des rasenden «Tele Würi»-Reporters Melchior Schwester wurde er bald zum Internetstar. Auf der Bühne sammelte Wiederkehr schon früh Erfahrung als Eventmoderator, eine Tätigkeit, die er auch heute noch ausübt. Doch die Comedy liegt ihm im Blut, und so wagte er vor fünf Jahren seine ersten Versuche als Stand-up-Comedian und trat an diversen Mixed Shows und Open Mics in der ganzen Schweiz auf, um die Wirkung seiner Sprüche auf das junge Publikum zu testen. Nach und nach entstand so sein erstes Soloprogramm «Tele Guacamole».

Der Mix scheint Philip Wiederkehr geglückt zu sein, wie man den Aussagen des Publikums am Ende der Vorstellung entnehmen konnte. «Dä isch aber guät gsi», lauten die Aussagen von Jung und Alt. 65 Personen waren an diesem Abend im Singsaal Mettlen anwesend. «Das waren etwas weniger, als wir erhofft hatten», sagt Vorstandsmitglied Esther Sauter. «Es ist das erste abendfüllende Programm von Philip Wiederkehr, und sein Name ist halt noch nicht so bekannt. Aber wir freuen uns sehr, dass auch zahlreiche junge Leute zu der Vorstellung gekommen sind.»

 

3 Fragen

«In erster Linie möchte ich die Leute zum Lachen bringen»

Sie sind in den letzten Jahren häufig als Stand-up-Comedian an Mixed Shows und Open Mics in der ganzen Schweiz aufgetreten und haben Erfahrungen gesammelt. Inwiefern fliessen diese in Ihr erstes Soloprogramm ein?

Philip Wiederkehr: Ich teste fast alle neuen Nummern und Jokes an Open Mics und Mixed Shows. Die Auftritte an diesen Comedy-Events bilden die Grundlage meines Programms. Im Gegensatz zu diesen Auftritten bietet «Tele Guacamole» aber ein grosses Ganzes, in denen einzelne Nummern zu einem Ganzen zusammenwachsen: In diesem Fall die Auseinandersetzung mit meinem Leben und den Widersprüchen des zeitgemässen Lebens.

Was möchten Sie mit Ihrem Programm beim Publikum bewirken?

In erster Linie möchte ich die Leute zum Lachen bringen und ihnen einen unterhaltsamen Abend bescheren. ­Natürlich regt mein Programm auch zum Nachdenken an. Ich behandle darin ja auch ernstere Themen, wie die Auseinandersetzung der Gesellschaft mit der Klimaerwärmung. Aber insgesamt sorge ich für heitere Stimmung mit Parodien, in denen ich in verschiedene Rollen schlüpfe und Alltagsbeobachtungen, die mich und hoffentlich auch das Publikum zum Schmunzeln oder laut Herauslachen bringen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Werden Sie weitere Soloprogramme schreiben?

Ich werde bestimmt ein zweites Soloprogramm schreiben. Ideen dazu habe ich schon einige in meinem Kopf. Zuerst will ich aber mein aktuelles Programm noch an so vielen Orten wie möglich spielen. Es macht mir nämlich grossen Spass, mit «Tele Guacamole» unterwegs zu sein und das Programm mit jedem Auftritt zusammen mit einem neuen Publikum nochmals neu zu erleben. Jeder Abend ist wieder anders und das Programm entwickelt sich auch stetig weiter.

Interview Karin Steiner