Kleintheater Mettlen: Reise durch die Welt der guten Ratschläge

Karin Steiner

Zum Saisonende lud das Kleintheater Mettlen den Komiker Cenk auf die Bühne, der von Misserfolgen in seinem Leben erzählte. Wegen des Umbaus der Schule Mettlen werden die nächsten Aufführungen im Lättenwiesen stattfinden.

Die letzte Vorstellung der Saison des Kleintheaters Mettlen begann mit einer Baustelle. Auf der Bühne standen Latten und Pylonen, es wurde gehämmert und gewerkt. «Was macht ihr denn da?», riefen die Theaterleute. «Wir haben heute Abend eine Vorstellung, die Leute warten auf Cenk!» «Ja, wisst ihr denn nicht, dass wir die Schule umbauen?», lautete die Antwort.

Mit dieser lustigen Einlage machte das Kleintheater Mettlen das Publikum auf den bevorstehenden Umbau der Schul­anlage Mettlen aufmerksam. «Aber wir machen weiter», sagte Kathrin Ballimann. «Unsere nächste Vorstellung findet im Lättenwiesen statt, und wir hoffen, euch weiterhin so zahlreich begrüssen zu können.»

Zum letzten Mal im Singsaal Mettlen wurde der Künstler Cenk begrüsst. Cenk Korkmaz kam im Kindergartenalter aus der Türkei in die Schweiz und sprach kein Wort Deutsch. Bald lernte der Junge jedoch nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch den Komiker Otto Waalkes kennen, den er sehr lustig fand und den er in der Schule immer wieder nachahmte. Nach der Schule studierte er Wirtschaftsrecht, erfüllte sich seinen Traum von einem ersten Soloauftritt jedoch erst mit über 30 Jahren. Inzwischen tritt er regelmässig öffentlich auf und arbeitet daneben als Werbetexter und Kinderbuchautor.

Ein Haufen guter Ratschläge

In seinem neuen Programm «Ratlos» nimmt er das Publikum mit auf eine Reise durch eine wenig erfolgreiche Phase seines Lebens, durch die ihn gut gemeinte Ratschläge und selbst ernannte Motivationscoaches begleiteten. Ob alles frei erfunden oder tatsächlich geschehen ist – das bleibe dahingestellt.

Wie diese Bühne, so sei auch sein Leben eine Baustelle gewesen, beginnt Cenk sein Programm. «Wer ratlos ist, hat auch viele Ratgeber. Das war auch bei mir so, vor allem in der Familie. Zum Beispiel riet mir ein Cousin, gegen Einsamkeit helfe es, ein Buch zu lesen. Ich habe es probiert, aber schnell gemerkt, dass das alleine nicht hilft. Danach war ich nicht nur immer noch einsam, sondern auch müde. Oder einer riet mir, wandern zu gehen. Aber wir Ausländer wandern laut Statistik nur zweimal im Leben – einmal auswandern und einmal einwandern.»

Wie in einer türkischen Familie üblich, gab es auch in Cenks Familie unzählige Familienfeste, die ihm ein Gräuel waren. «Das einzig Wichtige für mich war, nicht daran teilzunehmen.» Und trotzdem tat er es, voller Angst, gefragt zu werden, was er denn momentan so mache. Er habe keine Lust, sich ständig zu rechtfertigen, weshalb er denn arbeitslos sei.

«Ich bekam bei der Jobsuche so viele Absagen, dass ich begann, die Absagen zu beantworten. Einen Job hätte ich bekommen können für 2800 Franken im Monat, mit dem Versprechen, dass es später mehr wird. Gut, sagte ich, dann komme ich später.»

Nach dem Mond greifen

Nach der Pause, in der das Publikum zum Abschied mit einem reichhaltigen Apéro verwöhnt wurde, erzählt Cenk weiter von seinen Misserfolgen und Träumen. Zum Beispiel würde er gerne auf der Bühne stehen. Über diesen Traum schrieb er denn auch ein Gedicht mit dem Titel «Gedicht». «Es ist nicht gut angekommen ...»

Ein Motivationscoach riet ihm, er solle versuchen, den Mond zu erreichen. Wenn das nicht klappe, lande er wenigstens bei den Sternen. So, wie Cenk alles hinterfragt, machte er sich auch über diese Aussage seine Gedanken. «Ich habe gegoogelt, wie viele Kilometer der Mond und wie viele Lichtjahre die Sterne von der Erde entfernt sind …»

Auch den gut gemeinten Wunsch «Hals- und Beinbruch» will ihm nicht in den Kopf gehen. «Wer den Hals bricht, ist tot, dann kann ihm das gebrochene Bein auch egal sein.»

Geht eine Türe zu, geht dafür eine andere auf. Dieses Sprichwort durfte Cenk schliesslich am eigenen Leib erfahren: Eine Freundin bat ihn in ihr Auto und schloss die Tür. Wenig später öffnete sie sie wieder und lud ihn aus, und wo landete er? Vor dem Arbeitsamt.