Joël Kellenberger-Senn zum Friedensrichter gewählt

Roger Suter

Joël Kellenberger-Senn wurde im ersten Wahlgang 1085 Stimmen als neuer Opfiker Friedensrichter gewählt. Weil sein Konkurrent Michel Paul Landolt erst kurz vor der Wahl bekanntgab, dass er das Amt nicht antreten würde, erhielt er dennoch 826 Stimmen.

Friedensrichterinnen und -richter stehen – ausser bei denjenigen, die sich in einem Streitfall an sie wenden – meist abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Gleichwohl ist jede Gemeinde verpflichtet, dieses Amt zu besetzen – und sei es ­anhand der zu bearbeitenden Fälle nur ein Teilpensum.

Normalerweise erregt auch die Wahl eines Friedensrichters oder einer Friedensrichterin wenig Aufmerksamkeit. In Opfikon war es diesmal insofern anders, als dass zwei Kandidierende zur Wahl standen. Ende Mai nun teilte Kandidat ­Michel Paul Landolt mit, dass er das Amt nun doch nicht antreten möchte («Stadt-Anzeiger» online am 30. Mai). Weil die entsprechenden Fristen aber abge­laufen und das Abstimmungsmaterial bereits verschickt war, musste die Kampfwahl dennoch stattfinden.

Ungleiche Unterstützung

Daraus ist nun am Sonntagnachmittag der einzig verbleibende Kandidat Joël ­Kellenberger-Senn (parteilos) als Sieger hervorgegangen. Der Leitende Gerichtsschreiber, Ersatzbezirksrichter und Vorsitzende der Schlichtungsbehörde am Bezirksgericht Bülach erhielt 1085 Stimmen, Landolt (ebenfalls parteilos) deren 826 – ein Achtungserfolg, denn Landolts Kandidatur wurde lediglich vom Gemeindeverein voll unterstützt; die Mitte und die SP hatten Stimmfreigabe beschlossen, die anderen sechs Ortsparteien waren für Kellenberger-Senn. 19 weitere Stimmen entfielen auf vereinzelte andere Namen. Das notwendige absolute Mehr, um gewählt zu werden, betrug 965 Stimmen. Von den 9212 Stimmberechtigten gaben 2105 einen Wahlzettel ab, was eine Stimmbeteiligung von 22,85 Prozent bedeutet.

Termin der Amtsübergabe offen

Wann genau er sein Amt antritt, ist noch offen. Da seine Wahl nun feststeht, kann Joël Kellenberger-Senn die nahtlose Amtsübergabe mit seiner Vorgängerin Doris Müller, die bald das Pensionsalter erreicht und ihr Opfiker Mandat abgibt, ­organisieren. Dies soll bis Ende dieses Jahres erfolgen.

Am Bezirksgericht, seinem bisherigen Arbeitsort und Aufsichtsorgan der Friedensrichter, habe er gesehen, wie unterschiedlich die Gemeinden das Friedensrichteramt handhabten: Die Fallzahlen reichen von wenigen Fällen pro Jahr bis zu mehreren hundert, das Pensum reiche von 20 bis gut 100 Prozent (in Opfikon sind es 80 Prozent). Manche Friedensrichterinnen und Friedensrichter verfügten über Büros in der Verwaltung (wie in Opfikon), andere sässen abseits der übrigen Verwaltung. Manche würden einen Fixlohn erhalten, andere würden pro Fall entlöhnt. Einige Friedensrichterinnen und Friedensrichter erledigten von A bis Z alles selber, andere können etwa das Rechnungs- und Mahnwesen der Gemeinde überlassen (so wie in Opfikon). Ausserdem verfügen die Städte Zürich und Winterthur sowie die beiden grossen Friedensrichterämter Opfikon und Wal­lisellen gemeinsam über eine Kanzlei zur Unterstützung bei Schreibarbeiten. «Auch ganz praktische Fragen wie etwa ‹Gibt es ein Sitzungszimmer?› sind in der täglichen Arbeit entscheidend», so Kellenberger-Senn. Dies alles habe er im Vorfeld seiner Kandidatur und zu seiner Zufriedenheit klären können.

«Bin total motiviert»

Obwohl sein Mitbewerber wie erwähnt Abstand genommen hat vom Amt, führte Kellenberger-Senn bis zum Schluss einen engagierten Wahlkampf mit Standaktionen in Opfikon, Glattbrugg und im Glattpark, teilweise unterstützt durch Opfiker Parteien.

Entsprechend erleichtert zeigte er sich nach Bekanntgabe des Resultats, wonach es keinen zweiten Wahlgang braucht: «Es war eine intensive Zeit von November bis jetzt», so der 36-jährige verheiratete Vater zweier Kinder aus Dietlikon. Das Auf und Ab sei für ihn als Nichtpolitiker ungewohnt, weshalb er froh gewesen sei um die Unterstützung durch die allermeisten Opfiker Parteien, ohne die er «keinen Stich gehabt» hätte. «Es war gut, zu wissen, dass noch ein paar andere meine Idee, Friedensrichter zu werden, gut fanden», sagte ein dankbarer Kellenberger-Senn am Sonntagnachmittag. Er sei noch immer etwas überwältigt: Vielleicht müsse er erst noch auf der Chilbi mit der Familie eine Runde «Autotütschi» fahren. «Aber ich freue mich extrem, für Opfikon zu arbeiten, und bin total motiviert.»