Ist das Hundekotproblem gelöst?

Roger Suter

Frei laufende Hunde und ihr Kot erhitzen seit eineinhalb Jahren die Gemüter. Die Leinenpflicht des Stadtrates wurde kassiert. Ob es dennoch besser wird, zeigt sich nächsten Sommer.

Als im Lauf der Coronapandemie alle nach draussen strömten, wurde es eng: Auf dem Opfiker Plateau gerieten Hundehaltende, deren Zahl deutlich zugenommen hat, und Landwirte aneinander. Letztere beklagten nicht nur gerissene Hühner, sondern seit 2020 acht Totgeburten von Kälbern, die auf den Parasiten Neospora caninum zurückzuführen seien. Hundekot steht im Verdacht, den Krankheitserreger zu übertragen. Und weil ­einige Hundehaltende die Hinterlassenschaften ihrer Tiere nicht wie vorgeschrieben aufnahmen, verlangten die Bauernfamilien Massnahmen. Denn das Plateau über dem Dorf mit seinen Feldern und Futterwiesen ist ein sehr beliebter Ort zum Spazieren – auch weil Opfikon, im Gegensatz zu den Nachbargemeinden, keine generelle Leinenpflicht kannte.

Stadtrat wollte Leinenpflicht

Der Stadtrat ergriff im Frühling 2021 erste Massnahmen: Plakate, Mitteilungen in der Zeitung und ein Merkblatt für Hundehaltende, das den Zusammenhang zwischen Hundekot und Fehlgeburten bei Kühen erklärte und darauf hinwies, dass man seinen Hund während der Vegeta­tionszeit von März bis Oktober nicht über Felder laufen lassen und Hundekot konsequent aufnehmen soll. Weil sich die Situation nicht wesentlich besserte, doppelte er im Sommer 2022 mit einer temporären Leinenpflicht von Frühling bis Herbst nach. Widerhandlungen würden mit 60 Franken gebüsst.

Hundefreunde erfolgreich

Dies wiederum rief Hundefreunde auf den Plan: Sie reichten beim Bezirksrat Beschwerde gegen die «Kollektivstrafe» ein: Es sei gar nicht erwiesen, dass hauptsächlich Hundekot für die Verbreitung des Parasiten verantwortlich ist. Untersuchungen hatten gezeigt, dass nur 2 von 1000 Hundekotproben den Parasiten enthielten; die meisten Übertragungen würden von unauffälligen Muttertieren auf ihre ungeborenen Kälber erfolgen, wie auch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen bestätigte. Allerdings werden auch längst nicht alle Fälle dorthin gemeldet, was eigentlich Pflicht wäre. Ob dieser Zweifel kassierte der Bezirksrat die Opfiker Leinenpflicht im Oktober 2022 wieder.

Ebenfalls im Sommer 2022 hat Gemeinderätin Manuela Bührer (FDP) ein Postulat eingereicht, welches vom Stadtrat Schutzmassnahmen für die Landwirtschaft verlangte. Zur Sensibilisierung sollten Informationstafeln aufgestellt werden und die Hundehaltenden etwa mit der Hundesteuer einen Flyer erhalten, die Polizei regelmässig präsent sein sowie die Höhe der Busse überprüft werden.

Nächster Flyer kommt bestimmt

An seiner letzten Sitzung im alten Jahr hat der Gemeinderat das Postulat nun als erledigt abgeschrieben. Gemäss Stadtrat Jörg Mäder (NIO@GLP) ist das Thema gleich in mehreren Ressorts diskutiert worden: «Es ist komplizierter, als es den ersten Anschein macht.» Man habe die Polizeipräsenz erhöht. «Es braucht halt nur ein paar wenige, die sich nicht dranhalten.» Durch die Medienaufmerksamkeit, Plakate und Flyer seien die Hundehalter aber sensibilisiert gewesen. «Deshalb wurde bei der Polizei nur ein Fall verzeichnet, bei dem eine Person den Hundekot auf dem Opfiker Plateau nicht aufnahm», schreibt der Stadtrat in seiner Antwort. «Die Nachfrage bei den Landwirten, wie sich die Situation im Sommer 2023 entwickelt habe, ergab unterschiedliche Aussagen. Hingegen wurde die im Jagdgesetz neu vorgeschriebene Leinenpflicht von April bis Ende Juli gut eingehalten.» Bei der Revision der Polizeiverordnung Hardwald sei die Leinenpflicht zwar geprüft, auf eine generelle Regelung im öffentlichen Raum aber bewusst verzichtet worden mit der Begründung, dass für die Gleichbehandlung das Jagd- respektive das Hundegesetz gelte. «Im nächsten Frühjahr wird erneut mit einem Flyer und Plakaten auf die Vorschriften aufmerksam gemacht», verspricht der Stadtrat.

Gemeinderätin Manuela Bührer fand, dass sich der ganze Wirbel fast ausschliesslich um die Leinenpflicht gedreht habe. Glücklicherweise gebe es keine neuen Krankheitsfälle , aber nach wie vor viel Missmut auf dem Plateau. «Ich habe unterschiedliche Aussagen gehört, und die Situation ist noch nicht für alle zufriedenstellend.»