Im Westen viel Neues
Was braucht es, um sich in der Bahnpionierzeit in den USA durchzusetzen? Welchen Abenteuern muss man sich stellen, will man im ausgehenden 19. Jahrhundert das Land mit seinem Zugnetz erobern? In «Zug um Zug: Legenden des Westens» versuchen die Spieler genau das herauszufinden.
«Zug um Zug» wurde fast sofort zum modernen Spieleklassiker, als es vor 20 Jahren den «Spiel des Jahres»-Preis gewann. Seither sind unzählige Varianten erschienen. Warum ich gerade jetzt über den Titel schreibe? Weil mit «Zug um Zug: Legenden des Westens» eine sogenannte Legacy-Version erschienen ist. Dabei verändert sich das Spiel von einer Partie zur nächsten dauerhaft. Die Spieler treffen Entscheidungen, die den Spielplan verändern, Karten aus dem Spiel nehmen und andere weit reichende Folgen haben. Die Reise geht über zwölf Partien, wenn immer möglich in der gleichen Besetzung.
Der Reihe nach: Jeder Spieler betreibt seine eigene Eisenbahngesellschaft. In jeder Partie gilt es, möglichst viel Geld zu sammeln, indem man geschickt Städte auf dem Spielplan mit seinem Zugnetz verbindet.
«Wie sich das Spiel mit jeder Partie verändert, ist faszinierend.»
In der ersten Partie spielt man an der nordamerikanischen Ostküste. Auf dem Spielplan sind Städte und ein Netz aus farbigen Strecken zu sehen, die aus ein bis vier Feldern bestehen. Jeder erhält geheim einige Zielkarten. Schafft man es, die abgebildeten Orte bis zum Ende der Partie mit seinem Netz zu verbinden, erhält man den aufgedruckten Punktwert – sonst gibts Minuspunkte.
Man hangelt sich von Stadt zu Stadt. Um Strecken zu legen, braucht man so viele Handkarten, wie die Strecke Felder hat – und zwar in der passenden Farbe. Doch Achtung! Der Platz ist beschränkt. Jede Strecke kann nur von einem oder zwei Spielern beansprucht werden. Wer nicht schnell genug baut, muss Umwege in Kauf nehmen. Wer am Ende der Partie die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt die Partie.
Während die erste Partie allerdings noch sehr an das ursprüngliche «Zug um Zug» erinnert, kommt nun der Kniff: Nach jeder Partie kommen neue Regeln ins Spiel. Ausserdem erhält man gewisse Aufträge und neue Spielplanteile, die an das Spielbrett angepuzzlet werden. Man darf Schachteln öffnen, die neues Spielmaterial bringen, zum Teil auch Aufkleber, die das Spielbrett oder die Karten dauerhaft verändern. So ist eine Partie nur ein Kapitel in einer längeren Kampagne. Und wer am Ende als Eisenbahnbaron hervorgeht, steht nach Spiel 1 garantiert noch in den Sternen. Mehr will ich hier nicht verraten.
Dr. Gamble meint: «Zug um Zug: Legenden des Westens» wurde dieses Jahr zum «Kennerspiel des Jahres» nominiert. Zu Recht! Wie sich das Spiel mit jeder Partie verändert, ist faszinierend. Damit die Übersicht nicht verloren geht, wird auch das Regelheft nach und nach komplettiert. Und damit es nicht zu viel wird, gibt es Module, die nach einigen Partien wieder verschwinden. Familien und Gruppen mit etwas Spielerfahrung und konstanten vier bis fünf Spielern kann ich das Spiel nur empfehlen. Einziger Wermutstropfen: Ganz billig ist der Spass nicht.
«Zug um Zug: Legenden des Westens» von Rob Daviau, Matt Leacock und Alan R. Moon, Days of Wonder, 2–5 Spieler, ab 10 Jahren