Ideen zur Kirchenfusion: Vielfalt und näher zu den Leuten
Die drei Kirchgemeinden Kloten, Opfikon und Wallisellen denken laut über eine Fusion nach. Was die neue Gemeinschaft bieten könnte und sollte, dieser Frage gingen die Mitglieder gruppenweise nach.
Mit Ideenworkshops an drei Samstagen im September haben die drei fusionswilligen Kirchgemeinden Kloten, Opfikon und Wallisellen Bedürfnisse und Ideen gesammelt, wie eine gemeinsame Kirchgemeinde aussehen könnte. In Kloten schwang das Thema Nähe zu den Menschen obenaus: Die Teilnehmenden wünschten sich familiengerechte Angebote, etwa eine Kinderbetreuung während des Gottesdienstes, Angebote für Alte und Junge (insbesondere nach der Konfirmation) oder das Singen bekannter Lieder im Gottesdienst. Auch die in Kloten zentral gelegenen Räume sollten für verschiedene Bedürfnisse nutzbar sein. Unbedingt beibehalten will man Musikalisches wie Chor, Singgruppe, Konzerte und andere Musikangebote oder solche für Senioren und Kinder, neu einführen vielleicht Gemeinschaftsveranstaltungen wie Kirchenkaffee und -Apéro, Filmabende, Reisen, gemeinsame Essen mit Gesprächen oder ein Feierabendtreff für junge Erwachsene, um nur die wichtigsten zu nennen.
Abend-Gottesdienste und Dialekt
In Wallisellen fielen Stichworte wie Heimat- und Zugehörigkeitsgefühl (etwa durch Begrüssung beim Gottesdienst oder Einbindung in die kirchlichen Aktivitäten), Pflege der bestehenden Zusammenarbeit und von niederschwelligen Angeboten für alle Altersgruppen, wo man beim Feiern, Kochen, Gärtnern oder Spielen ins Gespräch kommt. Konkret wünschten sich die Teilnehmenden etwa Gottesdienste am frühen Abend und am Morgen, aber in verschiedenen Kirchen, in einfacher Sprache oder Dialekt, verschiedene Musikstile und bekannte Lieder – und vielleicht eine CD, um daheim mitzusingen.
Ausserdem könnte man die Seniorenferien in den drei Gemeinden unterschiedlich gestalten und so mehr Menschen ansprechen. Ferner sollte jemand die sozialen Medien bespielen, um Junge zu erreichen, und allgemein die Angebote der Kirche besser kommunizieren.
Die eigene «Bubble» verlassen
In Opfikon wünscht man sich vor allem einen Ort der Ruhe, um sich zu treffen, Gespräche zu führen, Informationen zu vermitteln, aus der eigenen Blase rauszukommen, Kraft zu tanken und Hoffnung zu schöpfen – und das nicht nur in der Kirche selbst. Auch Offenheit gegen aussen und gegenüber anderen Religionen sowie vielfältige Kontaktmöglichkeiten werden betont.
Angebote wie «Zäme Zmittag ässe», Seniorenausflüge, das ökumenische Friedensgebet oder Kochen mit der Bibel sollen beibehalten und neue für Männer, Väter und Kinder, offene Diskussionen zu verschiedenen Themen oder Filmabende geschaffen werden. Auch Gottesdienste mit Velos oder Tieren wären willkommen. Ausserdem wurde eine «tiny church», eine kleine, mobile Kirche, vorgeschlagen, die zu den Leuten geht. Das Kirchgemeindehaus soll offen sein und dessen Räume möglichst unentgeltlich nutzbar. Ausserdem soll die Umgebung der Kirche besser als grüne Oase genutzt werden – etwa mit Bänken und anderen Aufwertungen.
Wichtig bei all dem wäre frühzeitige Themenplanung und Koordination, um sich nicht gegenseitig zu konkurrenzieren, sowie ein gemeindeübergreifender Veranstaltungskalender.
Finanzierung noch offen
Allen drei Veranstaltungen gemeinsam waren die fast ausnahmslos zufriedenen Gesichter am Schluss. Die Ideen und Wünsche werden in den nächsten Monaten gesichtet. Wie viel von dem bunten Strauss dann tatsächlich umgesetzt wird, hängt nicht nur von den Arbeitsgruppen ab, die sich nun damit befassen, sondern auch von der Beteiligung der Mitglieder – und den finanziellen Möglichkeiten. Die Präsidien der Kirchenpflege betonen, dass durch die Fusion keine Angebote abgebaut werden sollen.
Klar ist aber, dass dies nicht umsonst zu haben ist. Eine eigene Arbeitsgruppe kümmert sich deshalb um die Finanzen und Kirchensteuern, welche heute Unterschiede aufweisen: Kloten beansprucht derzeit 10, Opfikon 8 und Wallisellen 7 Prozent des Steuerfusses in der jeweiligen Gemeinde. Die Mehrausgaben in Kloten werden damit begründet, dass dort rund zehn Veranstaltungen pro Tag stattfinden. Da gilt es, den gemeinsamen Nenner beziehungsweise Steuersatz zu finden. Ob man diesen zuerst festlegt und das Angebot danach ausrichtet oder umgekehrt, ist noch offen.