Historisches Sommerfest in der Schule
Am vergangenen Samstag feierte das Schulhaus Lättenwiesen sein 50-jähriges Bestehen. Es war ein phänomenales Sommerfest, das seinesgleichen sucht. Es gab interessante Einblicke in die Entwicklung des Unterrichts und emotionale Momente für ehemalige Schülerinnen und Schüler.
«Als ich 1962 in diesem Quartier geboren wurde, gab es Mettlen als Primarschule und Halden als Sekundarschule», begann Norbert Zeller seine Grussworte. «Als Kind habe ich den Neubau der Primarschule Lättenwiesen hautnah miterlebt und war nicht nur vom Singsaal und von der Dreifachturnhalle begeistert. Heute bin ich Schulpräsident und habe mein Büro hier.» Bei sommerlichen Temperaturen fanden am vergangenen Samstag rund 1500 Schülerinnen, Schüler, Eltern, aber auch viele Ehemalige den Weg auf die Schulanlage. «50 Jahre Primarschule Lättenwiesen ist ein Grund zum Feiern», freute sich Zeller über einen gelungenen Anlass, dessen Vorbereitungen bis kurz vor Eröffnung andauerten. «Ist alles parat? Stehen die Hüpfburgen? Benötigt ihr noch etwas?», fragten Daniel Schoch, Sicherheitsverantwortlicher, Corinne Zwingli, Leiterin Gastro, und OK-Präsident Christoph Weiss immer wieder, während sie durch die Menge schritten und sich um die zahlreichen Helferinnen und Helfer kümmerten. «Das Zusammenleben, Zusammenlernen und gemeinsame Wachsen» zeichne die Primarschule Lättenwiesen aus, wusste der Schulpräsident zu berichten. Bei diesem «Kompetenzschulhaus», das neben einer Dreifachturnhalle und einem Singsaal auch über eine Zahnklinik und Ärzte verfügt, handle es nicht nur um ein Lern-, sondern insbesondere auch um einen Lebensraum, so Zeller.
Ausstellungen und Zeitreisen
Die Schulanlage umfasst rund 40 000 Quadratmeter und ist ursprünglich für 36 Schülerinnen und Schüler pro Klasse konzipiert worden. 1974 kümmerten sich 24 Lehrpersonen um etwa 900 Schülerinnen und Schüler. Die Zahl der Unterrichtenden an der Primarschule Lättenwiesen stieg im Laufe der Zeit um etwa einen Drittel. «Gebaut wurde es in zwei Etappen. 1971 startete man mit dem Trakt A und dem Haupttrakt D», begann Daniel Schoch, der leitende Hauswart der Schulanlage Lättenwiesen, zu erzählen. Erst in einer zweiten Phase kamen die Trakte B und C hinzu. Die Eröffnung der Turnhalle erfolgte im Jahr 1974. «Deren Bau erfolgte in Zusammenarbeit mit Spezialisten aus Magglingen – sie galt zur damaligen Zeit als die grösste und modernste Schulturnhalle im Kanton Zürich», so Daniel Schoch weiter. Dabei hat sie nicht nur für die Schule einen hohen Stellenwert: «Einmal im Monat tagt hier der Gemeinderat.»
«Wir schätzen die Zahl der Besucherinnen und Besucher auf 1200 bis 1800.»
In seinem Vortrag «Schule 1973 bis 2030» gab Caspar Salgò, früherer Gesamtschulleiter und heute Schulleiter der Primarschule Mettlen, weitere Einblicke: «Architekt Lorenz Moser hatte einen wesentlichen Anteil am Schulbau», begann er seinen euphorischen und mitreissenden Vortrag. «Der damals gültige Lehrplan wurde 1966 erlassen und galt rund 30 Jahre.» Auch wenn die damaligen Schulwandbilder heute immer noch in den Klassenräumen hängen, habe sich viel verändert. Ab 1988 habe man durch ein Langschuljahr den Klassenwechsel im Sommer vollzogen, fuhr Salgò fort. «Es wurde die Fünftagewoche eingeführt, womit die Samstagsschule ihren Weg in die Geschichtsbücher fand.» Auch wenn sich einzelne Gemeinden wie Opfikon anfangs gegen diese Änderung sträubten.
«Damit Eltern ihren Berufen nachgehen konnten, gingen ihre Zöglinge zu festen Zeiten von 8 bis 12 Uhr zur Schule», schmunzelte Caspar Salgò. Dass der Kindergarten zur Pflicht wurde, sei noch nicht lange her: «Das kam erst im Jahr 2008», so der Referent.
Zeitenwende in den Schulen
Auch die Digitalisierung nahm Einzug in die Klassenzimmer: «1990 fanden Einführungskurse für Lehrpersonen statt», berichtete Salgò. Heute seien WLAN und iPad auch für Schülerinnen und Schüler eine Selbstverständlichkeit. Die Entwicklung schreite unaufhaltsam voran. «Während das ‹Churer Modell› (wenig Frontalunterricht und entsprechende Umstellung des Schulzimmers) in anderen Ländern nicht mehr aus dem Schulsystem wegzudenken ist, ist die individuelle Lernförderung auch hierzulande im Vormarsch.» Lehrpersonen würden über kurz oder lang zu Begleitpersonen im Lernprozess der Kinder, war sich Salgò sicher.
Nach dem Vortrag hiess es für die einen, in Erinnerungen zu schwelgen. Die anderen nutzten das grosse Verpflegungsangebot und lauschten den musikalischen Klängen, nahmen an Freizeitaktivitäten wie Fussballdart, Kinderschminken, Büchsenschiessen teil, durchliefen den Fun-Parcours oder freuten sich über die verschiedenen Darbietungen ihrer Kids, die sich monatelang auf diesen Auftritt vorbereitet hatten. Wieder andere schlenderten durch die Schulmöbel-Ausstellung, die von 1930 bis in die Gegenwart reichte, oder nahmen an Führungen teil. «Wir schätzen die Zahl der Besucherinnen und Besucher auf 1200 bis 1800», so Daniel Schoch nach dem Anlass.
Auch für Manuel Belardelli aus Opfikon, einen ehemaligen Schüler der Lättenwiesen und heutigen Familienvater, war es ein spezieller Tag. «Ich freue mich, meiner Tochter meine ehemalige Schule zu zeigen. Für mich ist es ein sehr emotionales Ereignis.»
Die 50-Jahr-Feier des Schulkompetenzzentrums Lättenwiesen führte vor Augen, dass Fortschritt im Bildungswesen durchaus keine Märchenstunde ist.
Manuel Belardelli hüpft mit seiner Tochter dort, wo er einst zur Schule gegangen ist.
Endlich eine neue Farbe: das Modell ab etwa 1981.
Die Halterungen für Schulmappen halten ab etwa 1970 den Boden zum Wischen frei.
Mappen oder Rucksäcke können ab etwa 1960 an seitlichen Haken befestigt werden.
Bereits ab 1937 gab es eine Mechanik, um die Tischplatte schräg zu stellen.
Das älteste Exponat der Ausstellung stammt aus dem Jahr 1930. Bilder Hakan Aki
Schulpräsident Norbert Zeller.
Co-Schulleiter Caspar Salgò
Torwandschiessen ist passé, heute spielt man Fussballdart.