Güter-U-Bahn rast ins Unterland
In Opfikon soll ein Zugang zur Güter-U-Bahn gebaut werden. Er ist bereits zur Festsetzung definiert. Für Sandra Eberhard (SVP, Kloten) geht das zu schnell. Sie verlangt intensive Abklärungen, um ein Verkehrschaos in Kloten zu verhindern. Auch der Stadtrat Opfikon will zuerst wissen, wie der Mehrverkehr bewältigt werden kann.
Dass in Opfikon ein sogenannter Hub, also eine Lade- und Entladestation für unterirdisch angelieferte Güter, entstehen soll, weiss der Klotener Stadtrat seit drei Jahren. Etwas konkreter wurde es im letzten August, als die Cargo sous terrain AG, die künftige Betreiberin der unterirdischen Güterbahn, die Gemeinden Kloten, Opfikon, Rümlang und den Flughafen zu einem Informationsanlass einlud. Wie der Antwort des Stadtrates auf die Interpellation von Sandra Eberhard (SVP) zu entnehmen ist, hätten die Vertreter der Politik und Behörde der Stadt Kloten schon damals darauf hingewiesen, dass der Hub Opfikon ungeeignet sei. «Denn er wird über Jahrzehnte den Güterverkehr über das verkehrlich hochbelastete Gebiet rund um den Flughafen intensivieren», so die Haltung des Klotener Stadtrates.
Auch der Stadtrat Opfikon zerpflückt die Planungen von Cargo sous terrain für den vorläufigen Endpunkt der Stammstrecke Opfikon als «inkonsistent» und «verwirrend» – etwa, weil mal vom Hub Zürich-Nord, mal vom Hub Opfikon die Rede ist und nicht klar werde, ob es einen zusätzlichen Hub Flughafen geben werde. Zudem berücksichtigten die Planungen der CST das gleich neben dem Flughafen-Hub projektierte neue Flughafen-Parkhaus «Oberhau» in keiner Weise. Der Opfiker Stadtrat verlangt, dass der zwingend notwendige Anschluss an die Flughafenautobahn – notabene in beide Richtungen – jetzt schon geplant wird, um den Mehrverkehr an Lastwagen aufzunehmen.
Ähnlich sieht es auch Interpellantin Eberhard im Klotener Parlament. In ihrer Replik auf die stadträtliche Antwort fordert sie, dass das Projekt, also der Hub in Opfikon, erst dann rechtsverbindlich festgesetzt werden darf, wenn die «räumlichen Auswirkungen» abgestimmt sind. Eberhard: «Das heisst im konkreten Fall, dass aufgezeigt werden sollte, dass die Verkehrswege weiterhin funktionstüchtig bleiben. Dies ist bei den Hubs Opfikon und Zürich-Flughafen nicht der Fall.»
Allzu viel zu sagen hat die Stadt Kloten dazu aber nicht, wie auch Eberhard weiss. «Wir sind dem Plangenehmigungsverfahren des Kantons ausgeliefert.» Dieses wird wahrscheinlich noch Ende Jahr im Kantonsrat behandelt. Die Genehmigungen für den Bau und Betrieb des Tunnels und der Hubs mit allen baunotwendigen Anlagen sowie die Materialbewirtschaftungsstandorte werden dagegen durch den Bund erteilt.
Allerdings: Die Planung der Güter-U‑Bahn ist bereits weit fortgeschritten. So ist der Hub, also der oberirdische Zugang zur Güter-U-Bahn, im Sachplan Verkehr bereits zur Festsetzung definiert. Für Eberhard müssten aber noch weitere «intensivere Abklärungen» gemacht werden, um Lösungen zu finden, bevor ein solches Vorhaben bewilligt werden darf. Konkret meint sie die «zeitliche und definitive Realisierung eines Autobahnanschlusses. Und zwar nicht erst, wenn diese ausgebaut wird, sondern sofort, so die Interpellantin. Lösungen bedarf es ihrer Ansicht nach auch bezüglich der Feinverteilung der Güter durch die Cargo sous terrain. Hier wird in der Region um den Opfiker Hub einen Mehrverkehr von beinahe 30 Prozent erwartet.
Für die Klotener SVP-Politikerin ist das Thema aber keineswegs abgeschlossen. Sie unterstreicht: «Ich bleibe genauso wie der Stadtrat und die hier anwesenden Interessierten am Ball.»
Stadt Zürich lehnt Hub auf Stadtgebiet ab
Der Zürcher Stadtrat ist gegen das Vorhaben Güter-U‑Bahn, das sogenannten Cargo sous terrain (CST). Die City-Hub-Standorte in der Stadt würden den fachlichen Anforderungen nicht genügen, schreibt der Stadtrat in einer Stellungnahme. Zudem sei der zu erwartende Beitrag zur Verkehrsreduktion im Güterverkehr vernachlässigbar.
Mit CST könnten gewisse Gütertransporte zu den City-Hubs in die Stadt Zürich unterirdisch erfolgen. Damit wäre theoretisch eine oberirdische Verkehrsreduktion möglich. Rund um die City-Hubs, vor allem im Wohnquartier Albisrieden, gäbe es jedoch mehr Verkehr. Es könnten auch nicht sämtliche Gütertransporte auf CST verlagert werden. Daher könnten nur etwa 3 Prozent des oberirdischen Güterverkehrs in der Stadt eingespart werden. Bezogen auf den gesamten motorisierten Verkehr in der Stadt wäre das eine Reduktion von nur etwa 0,3 Prozent, so der Stadtrat, der weiter ausführt, dass es in der Stadt mindestens drei Hubs brauche, damit der Verkehr über das Gleisfeld reduziert werden könne. Die drei von CST favorisierten Hubs seien Albisrieden, Herdern und Oerlikon. Der City‑Hub in Albisrieden sei in einem Wohnquartier vorgesehen. Der zu erwartende Mehrverkehr stünde im Konflikt zum Fuss- und Veloverkehr sowie zur Schulwegsicherheit, weshalb dieser Standort abgelehnt werde. Der City‑Hub Herdern wäre zwar gut an das Schienen- und übergeordnete Strassennetz angeschlossen, so der Stadtrat, allerdings spreche der Schutz des Grundwassers gegen diesen Standort. Die deswegen erforderliche oberirdische Transportröhre mit einem Durchmesser von 6 bis 7 Metern über das Gleisfeld sei städtebaulich kaum befriedigend realisierbar. Und der Standort Oerlikon befinde sich gemäss kommunalem Richtplan im Verdichtungsgebiet (Zentrumszone). Aus Sicht der Stadt überwiegen auf dem Stadtgebiet die Nachteile. Die Stadt Zürich fordert deshalb eine umfassende Interessenabwägung sowie eine Kosten‑Nutzen‑Analyse.