Geschichten zum Leben erwecken
Am 22. Mai ist schweizweiter Vorlesetag. In Opfikon sind die vier Kindergärten der Gesamtschule Oberhausen mit von der Partie, nächstes Jahr soll auch die Unterstufe dabei sein. Hortleiterin Sabine Giannoulas fördert das Vorlesen aus Leidenschaft und Überzeugung.
Wenn es Fachleute fürs Vorlesen gibt, gehört Sabine Giannoulas definitiv dazu: Sie ist nicht nur Hortleiterin, sondern auch Bibliothekarin und diplomierte Leseanimatorin beim Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM). Und sie betreibt seit mehreren Jahren das Opfiker Märlimobil – im vergangenen Dezember erstmals auch für Erwachsene. «Kinder sind sehr offen für Bücher», weiss die Vorlese-Spezialistin. Umso wichtiger, wenn die Erwachsenen ihnen diese näherbringen.
Das ist auch der Zweck des schweizweiten jährlichen Vorlesetages. In Schulen, Bibliotheken, Buchhandlungen, Museen, aber auch im Familien- oder Freundeskreis bringen Vorleserinnen und Vorleser ihren Zuhörern Geschichten näher. Darunter sind immer auch Prominente, dieses Jahr etwa Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider, die Journalisten Gülsha Adilji und Arthur Honegger, die Moderatoren Damian Betschart und Michel Birri oder auch Fussballerin Fabienne Humm und Sängerin Jaël.
Auch Sabine Giannoulas hat sich für den Vorlesetag Unterstützung geholt. Neben ihr tragen drei weitere Opfiker an drei Orten Märchen vor: Stadtpräsident Roman Schmid liest den Kindergärtlern im Stadthaus «Der Wolf und die sieben Geisslein» vor, Aktivierungsfachmann Bruno Strassmann im Alterszentrum Gibeleich «Rotkäppchen» und Betreuungsperson Julia Lahdo im Hort Halden den «Froschkönig». Es sind vier Klassiker aus der Sammlung der Gebrüder Grimm, die jeweils keine halbe Stunde dauern. Die kurze Dauer erleichtert den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern das Stillsitzen. Und selbst wenn nicht: «Wenn man sich davon nicht ablenken lässt, ist das kein Problem», findet Sabine Giannoulas. Wichtig sei dabei auch immer das Drumherum, das Umfeld entsprechend zu gestalten und Dinge einzubeziehen, um die Geschichten erlebbar zu machen: Bei einer Wintergeschichte ein paar Eiswürfel zum Anfassen oder ein Stück Fell einer Märchenfigur. Sabine Giannoulas hat auch schon mal mit Jugendlichen einen Lesespaziergang der Glatt entlang veranstaltet, wo die Geschichte spielte. Diesmal sitzt Sabine Giannoulas selber in der Stadtbibliothek mit dem Buch «Vom Fischer und seiner Frau». Hier hat sie einst als Bibliothekarin gearbeitet und war für Kinder- und Jugendliteratur zuständig. Heute verfügt auch der Hort Halden, den sie leitet, über eine spezielle Leseecke, wo sich die Kinder ein Büechli aussuchen und sich in ihrem eigenen Tempo darin vertiefen können. «Es ist schön, wenn sich Kinder über Bücher freuen», sagt Sabine Giannoulas. «Aber man muss ihnen halt Raum dazu geben.»
Vorlesen bildet
Dabei ist Vorlesen viel mehr als ein interessanter Zeitvertreib: Es fördert Verständnis und Empathie von Kindern und vergrössert ihren Wortschatz – auch Vorlesen bildet! In ihrem Hort bei der Kirche Halden veranstaltet Sabine Giannoulas den Vorlesetag deshalb seit langem.
Trotz neuer Medien glaubt Sabine Giannoulas nicht, dass Bücher ganz verschwinden, sondern nach der billigen Massenproduktion der letzten Jahrzehnte bald wieder als wertvoll angesehen werden: «Es ist wie mit dem Schreiben handschriftlicher Briefe: Worte schön verpackt sind ein Luxus.»
Vorlesetag in Opfikon
Auch andere Kinder von 0 bis 12 Jahren haben am 22. Mai Gelegenheit, Geschichten zu hören: Von 14.45 bis 15.30 Uhr veranstaltet die Familienarbeit Opfikon einen Vorlesenachmittag im Spielraum Ara Glatt (Eingang Electra-Strasse oder Opfikerpark).
Informationen zum 22. Mai und zum Vorlesen allgemein: www.schweizervorlesetag.ch