Gedankensplitter: Nichtstun
Nichtstun ist, auch wenn man das Wort beim Wort nimmt, trotzdem ein Tun. Vermutlich deshalb, weil es eigentlich unmöglich ist, nichts zu tun; wir tun immer etwas: wenn wir im Bett liegen und schlafen; wenn wir auf der Gartenbank sitzen und dösen; selbst dann, wenn wir gerade sterben. Wir sind schicksalhaft dazu verurteilt, immer etwas zu tun.
Max Frisch hat – wenigstens teilweise – daraus einen Roman gemacht und ihn «Homo faber» genannt. Der Ingenieur Walter Faber ist in dieser Geschichte zwar beruflich sehr erfolgreich, aber in seinen Beziehungen kommt es ständig zu Missverständnissen. Frisch will damit sagen: Rein logischer Verstand genügt nicht als Lebensgrundlage. Es fehlt die emotionale Seite, auch bei den Aktivitäten.
Tun, auch wenn es logisch ist, genügt also nicht. Vielleicht bringt uns das Gegenteil von Tun weiter? Nichtstun ist es nicht. Wie bereits gesagt, wir können nicht nichts tun, weil das bereits schon wieder eine Tätigkeit wäre. Könnte es Pause machen sein? Nein – da machen wir ja wieder etwas. Wenn ich aber statt Pause machen pausieren sage? Geht auch nicht; denn aus dem Pausieren ist das Machen oder Tun nicht wegzudenken.
Ich nehme deshalb das Wort Nichtstun mal nicht mehr beim Wort und begründe das mit der Tatsache, dass Sprache bekanntlich nicht immer folgerichtig ist. Wenn ich nun Tun mit Aktivsein gleichsetze und dabei das Wort «aktiv» nicht qualitativ, sondern nur quantitativ verstehe, dann kann ich sehr wohl nichts tun, ohne etwas zu tun. Denn jetzt geht es um eine Menge von Tätigkeit, die sich sehr wohl reduzieren lässt, auch wenn wir sie dabei nie auf ein Nichts verringern können.
Hier also einige Wörter, die man als Gegenteil von Tun verstehen kann: ruhen, relaxen, faulenzen, chillen, abhängen, sein. Diese Tätigkeitswörter sagen ganz deutlich, dass das Nichtstun genauso wichtig ist wie das Tun. Die Leistungssportler wissen das. Ohne Erholungspausen bringen sie keine Leistung. Mit diesem Satz mache ich jetzt Schluss und schalte in den Modus des Nichtstuns. «Das Nichtstun ist genauso wichtig wie das Tun. Die Leistungssportler wissen das.»