Frauenpower seit den 1950ern
Im TV-Magazin «Tele» vom 1. bis 7. Februar 2025 gab es einen Beitrag mit dem Titel «Renate, bringst du uns Kaffee!».
Dazu muss man sich folgendes Bild vorstellen: Vier «Soko»-Beamte stehen um einen Tisch, an dem der bekannte Schauspieler Diether Krebs sitzt. Und neben ihm sitzt offenbar die Kommissarin Renate (Ingrid Fröhlich), die ergeben zu ihm aufschaut. Das Foto ist aus dem Jahr 1978. Ich nehme an, die Renate von damals hat mit Selbstverständlichkeit den Herren ihren Kaffee gebracht. Obwohl die nicht einmal bitte gesagt haben.
«Darum ist es die Aufgabe der ‹guten Hausfrau›, den Ehemann, wenn er heimkommt, zu verwöhnen.»
Nun ist mir kürzlich der Auszug aus einem «Handbuch für die gute Ehefrau» aus dem Jahr 1955 in die Hände geraten. Die da vermittelten Ratschläge basieren auf der selbstverständlichen Annahme, dass die gute Ehefrau zu Hause bleibt und der Mann zur Arbeit geht. Aber nicht genug damit. Diese Arbeit ist für den armen Mann eine wahre Tortur. Darum ist es die Aufgabe der «guten Hausfrau», den Ehemann, wenn er heimkommt, zu verwöhnen. Das klingt im Originaltext dann so: «Seien Sie fröhlich, machen Sie sich interessant für ihn! Er braucht vielleicht ein wenig Aufmunterung nach einen ermüdenden Tag ... Räumen sie auf. Machen Sie einen letzten Rundgang durch das Haus, kurz bevor ihr Mann kommt ... Beklagen Sie sich nicht, wenn er spät heimkommt oder wenn er selbst die ganze Nacht ausbleibt. Nehmen Sie dies als kleineres Übel, verglichen mit dem, was er vermutlich tagsüber durchgemacht hat ... Sie haben kein Recht, ihn in Frage zu stellen.»
Gott sei Dank, haben sich in den vergangenen 70 Jahren die Machtverhältnisse von Eheleuten und Partnern verändert. Der Autor dieses Ratgebers würde natürlich sagen: «Jetzt wisst ihr, warum heute die Ehen nicht mehr so klappen!» Dass Beziehungen heute schneller beendet werden, muss nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein. Aber auf jeden Fall haben sich die Machtverhältnisse in Ehen verändert. Das ist nicht einfach so leicht dahingesagt. Ich habe einen Beweis für die Richtigkeit dieser Behauptung. Eine Frau sagt ihrem Ehemann: «Karlheinz, wir machen uns morgen ein richtig schönes Wochenende.» Er ist überrascht und fragt: «Woran hast du dabei gedacht?» Sie: «Die Kinder geben wir der Nachbarin und du fährst deine Mutter besuchen.»