Fluglärm nicht das einzige Problem
Dass aus leeren Büros dringend benötigte Wohnungen werden könnten, dagegen sprächen der Fluglärm undviele übergeordnete Regelungen, finden der Stadt- und eine Mehrheit des Gemeinderates.
«In Opfikon reihen sich viele Bürogebäude aneinander. Von aussen wirken diese teilweise ziemlich verlassen, ganze Etagen sind dunkel», leitete SP-Präsident und -Gemeinderat Thomas Wepf sein Postulat ein. «Tatsächlich ist das Angebot gross und übersteigt die Nachfrage bei weitem.» Zudem: «Bewohnte Wohnungen generieren auch mehr Steuereinnahmen als leere Büros.»
Wepf ist sich bewusst, dass die geforderten Umnutzungen von Büros in Wohnraum nur in gemischten Wohn-Gewerbe-Zonen möglich sind. Hier darf die Lärmbelastung gegenüber reinen Wohnzonen 5 Dezibel höher liegen, (Lärmempfindlichkeitsstufe III statt II). Der «Wohnbauverbotsrayon», in dem wegen des Fluglärms überhaupt keine Wohnungen erstellt werden dürfen, betreffe nur ein kleines Gebiet nordwestlich der Europastrasse und im Unterriet, also ganz in der Nähe des Südendes der Piste 16. Bei überschrittenen Immissionsgrenzwerten – was in Opfikon weitgehend der Fall ist – müssten laut der Lärmschutzverordnung des Bundes Wohnungen aber «besonders gut schallisoliert werden», so Wepf. Einfachere Standards oder auch eine temporäre Wohnnutzung nähme er in Kauf.
Gemäss seinem Vorstoss solle der Stadtrat darlegen, unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist, welche Kriterien sinnvoll sind und wie eine solche Änderung im Rahmen der anstehenden BZO-Revision oder schon jetzt am besten eingeführt wird.
Sogar Hotels stehen auf der Kippe
Bauvorsteher Bruno Maurer (SVP) betonte in seiner mündlichen Antwort, dass der Stadtrat am Thema dran sei. Allerdings laufe die Entwicklung derzeit in die entgegengesetzte Richtung, gab Maurer zu bedenken: «Der Kanton will neuerdings sogar Hotels in Gewerbezonen verhindern.» Bislang würden solche Behausungen aufgrund einer Zusatzregelung in der Bau- und Zonenordnung bewilligt. «Bedarf wäre aber vorhanden», so Maurer; tatsächlich gibt es mehrere entsprechende Bauvorhaben.
Innerhalb der Abgrenzungslinie (sie beschreibt das Gebiet mit über 60 Dezibel Lärm tagsüber oder 55 Dezibel nachts) sei überhaupt keine Umzonung zu wie auch immer geartetem Wohnen zulässig. Lediglich in bestehenden Misch- und Wohnzonen, in denen der Immissionsgrenzwert eingehalten werde, könne aufgezont werden. «Solche Ausnahmen sind etwa in den Gebieten Frohdörfli, Hohenstieglen oder Au möglich», schreibt der Stadtrat in seiner Antwort.
In Mischgebieten, etwa entlang der Schaffhauserstrasse, sei strassenseitiges Wohnen im Erdgeschoss ausgeschlossen. «In diesen Mischzonen gibt es deshalb aufgrund der geringen Nachfrage nach Gewerbeflächen Leerstände», schreibt der Stadtrat. Zudem könnten Nutzungsänderungen oft nicht bewilligt werden, weil die Ausnützungsziffer bereits erreicht sei. Und in den reinen Gewerbezonen Glattbrugg Nord und Glattbrugg West seien überhaupt keine Wohnnutzungen zulässig.
Kreative Lösung oder unnütz?
«Das ist kein Problemchen, sondern ein prioritäres Problem», entgegnete SP-Gemeinderat Wepf darauf. Er sah in der schriftlichen Antwort keine Anerkennung des Problems und vermutet, der Stadtrat wolle die Verödung hinnehmen und auf bessere Zeiten warten – was nicht funktionieren werde. «Ich vermisse auch kreative Lösungen statt einer Aufzählung von Gründen, die dagegensprechen.»
Dagegen sprach dann auch als einziger Parlamentarier SVP-Fraktionschef Kevin Husi: Der Vorstoss sei unnütz sowie oberflächlich und populistisch, generiere kurzfristige Aufmerksamkeit, sei aber nicht durchführbar. «Wir müssten zuerst die gesetzlichen Rahmenbedingungen angehen, alles andere ist Ressourcenverschwendung.»
Ratspräsidium: Die neue Führungsriege
Zur Hauptsache hat der Gemeinderat am vergangenen Montag gewählt. Turnusgemäss zu besetzen war die Geschäftsleitung. Sie wird neu geführt vom bisherigen 1. Vizepräsidenten Dario Petrovic (links, FDP). Er wird assistiert von Rebeca Meier (in der Mitte, Gemeindeverein) und Tanja Glanzmann (von der Partei Die Mitte, rechts). Der 37-jährige Familienvater und Betriebsökonom Dario Petrovic empfand es als eine «grosse Ehre, hier als neuer Ratspräsident zu stehen», und dankte fürs Vertrauen und für die Unterstützung nicht nur seinem Vorgänger Jeremi Graf (SP), seinen Ratskkolleginnen und -kollegen s(er erhielt 31 von 34 Stimmen bei 3 leeren Wahlzetteln) sowie seiner Familie, die teilweise aus Kroatien angereist war, sondern auch dem Stimmvolk Opfikons, das ihn 2022 wiedergewählt hat. Er habe grossen Respekt vor der Aufgabe und den Herausforderungen, welche das kommende Wahljahr biete, und hoffe auf trotzdem sachliche und konstruktive Diskussionen. Und an die Zuschauerinnen und Zuschauer gewandt, betonte er: «Ihre Anliegen und Ideen sind der Motor unserer Kommunalpolitik.» (rs.) Bild Roger Suter