Es braucht nichts als Frölein Da Capo
Frölein Da Capo begeisterte das Opfiker Theaterpublikum mit ihrer vielseitigen «Ein-Frau-Show». Mit ihr knüpft das Kleintheater Mettlen an erfolgreiche alte Zeiten an, an die nach dem Wechsel der Crew und der Pandemie manche nicht mehr zu glauben wagten.
Sie freue sich «grauenhaft», hier zu sein, gestand die Kabarettistin, Musikerin, Sängerin, Zeichnerin und Stegreif-Dichterin gleich zu Beginn ihrer «Ein-Mann- – äh, Ein-Frau-Show», in der sie auslotet, «wie viel es leiden mag für eine Frau». Und sie hatte allen Grund zur Freude: Im Singsaal Mettlen waren rund 100 der 120 Plätze besetzt – eine deutliche Steigerung zum ersten Theaterabend der Saison 2023/2024 im November («Stadt-Anzeiger» vom 23. November 2023). Dabei ist die Willisauerin ein sicherer Wert: Sie feierte vor zwei Jahren ihr 15-Jahr-Bühnenjubiläum, trat schon etliche Male im Fernsehen auf und spielt im «Secondhand Orchestra», das schon Beatles- und Queen-Songs in Mundart auf die grosse Bühne gebracht hat.
Die Mettlen-Bühne ist dabei ungleich kleiner – was Frölein Da Capo aber nicht stört (ganz im Gegenteil, siehe Kasten). «Die erste Sitzreihe wird ihren Platz bereuen», warnte sie. Und in dieser ersten Reihe sass Ursi (voller Name der Redaktion nicht bekannt), welche Frölein Da Capo drei Stichworte für einen Song liefern sollte. «Dass es sich reimt, kann ich nicht garantieren», so die Bühnenkünstlerin, welche auch Improvisation beherrscht. Denn auf Ursis Stichworte «schön», «rot» und «Huusfrou» erfand Frölein Da Capo spontan einen Blues.
Die weltweite Kulturpause genutzt
Gelernt habe sie vieles im «showissenschaftlichen Fachlehrgang», den sie während der «Pause» absolviert hatte (das Wort «Corona» fiel nie). Dabei sei das Angebot an «Anshowungsunterricht» in ihrem Metier «übershowbar». Vielleicht auch deshalb hätten ihn so grosse Namen wie Jon Bon Showi schon besucht. Weil das mehrheitlich ältere Publikum mit dem Namen dieses Rockstars aus den 90ern nichts anfangen kann, macht sie sich gleich eine Notiz ins Heft: «Jon Bon Showi: Chöble!» Das Multitalent beherrscht aber viel mehr als Wortspiele: Ein gutes halbes Dutzend Instrumente spielt sie auf der Bühne, nimmt kurze Sequenzen auf und lässt sie in Wiederholungsschleifen, sogenannten Loops, laufen, fügt auf dieselbe Weise ein weiteres Instrument hinzu und begleitet ihren eigenen Gesang dann auf der Gitarre. So entstehen auch neue Lieder wie der erwähnte «Ursi-Blues». Mani Matters «Parkingmeter» hat sie auf die heutigen Gepflogen umgeschrieben und hat die Blutgier einer Mücke oder das fortschreitende Familienleben besungen. Ausserdem widmete sich die Künstlerin der Biologie («die fiese Stechmücke ist noch gemeiner als die Gemeine Stechmücke»), dem Eheleben (über den Matratzengraben hinweg), nahm das Publikum via Handyfilm mit backstage, sang ein eigenes Frühlingslied (wie das im Luzerner Hinterland so Brauch sei), «verdichtete» mit dem Zeichenstift einen Nachbarschaftsstreit zum «hochdeutschen Herbstgedicht» und sinnierte darüber, dass «die Eltern» von «die Älteren» komme und sie als weiblicher Elternteil somit auch zu den «älteren Teilen» gehöre. Und überhaupt haderte sie etwas mit dem Alter («vor der weltumspannenden Kulturpause war ich brünett«), der Figur (und klemmt den kurz wabbelnden Oberarm ganz eng an den Körper) und ihrer Körpergrösse von 1 Meter 60 («immer muss der grösste Mensch im Konzert direkt vor mir sitzen oder stehen!»). Aber Frölein Da Capo, die eigentlich Irene Brügger heisst, weiss sich mit einem handtaschentauglichen Klappschemel zu helfen. Dem Publikum gefiel es, und es verlangte eine Zugabe. Die gab es auch, in Form eines weiteren Liedes – in einem komplett neuen, atemberaubenden Look. Mehr sei hier aber nicht verraten.
Überraschen lassen kann man sich auch vom nächsten Gast im Kleintheater Mettlen: Philip Wiederkehr, ein «Mensch mit Moderationshintergrund» (aus Radio und Fernsehen, etwa bei SRF «Zwei am Morge»), präsentiert sein erstes Soloprogramm: «Tele Guacamole» bietet treffsichere Parodien, gut gemein(t)e Gesellschaftskritik und fernsehreife Geschichten.
3 Fragen
«Stichwort ‹Huusfrou› hatte ich noch nie»
1 Ihr Programm lebt von Live-Musik und Improvisation. Wie sehr unterscheiden sich Ihre Vorstellungen voneinander?
Das kommt aufs Publikum an. Aber der Blues mit den Stichworten wird sicher jedes Mal ganz anders. Das Stichwort «Huusfrou» hatte ich noch nie.
2 Wie ist es, auf einer so kleinen Bühne und vor entsprechend kleinem Publikum zu spielen?
Es gefällt mir sehr. Die Interaktion ist eine andere als in einem grossen Saal, in dem automatisch die Distanz grösser wird.
3 Was sieht man überhaupt von den Menschen im dunklen Zuschauerraum, wenn man im Bühnenlicht steht?
So wenig wie möglich! Wenn die Leute aufmerksam zuhören, gucken sie immer etwas streng. Das macht mich nervös.
Interview: Roger Suter
Der nächste Gast im Kleintheater Mettlen: Philip Wiederkehr: Tele Guacoamole, Fr, 2. Feb., 19.30 Uhr, Dorfstr. 4. opfikon.ch/progarch