«Eine Million Minuten» unter einer Million Sternen

Stefanie Käser

Die Location: der Pausenplatz der Schulanlage Mettlen. Die Ausstattung: einfach, spärlich, mit Festbänken und einer Hauswand – aber genau deshalb gemütlich. Die Stimmung: ausgelassen, vertraut, wohlwollend.

Vergangene Tage fand das 31. Opfiker Freilichtkino statt und lockte wieder zahl­reiche Besuchende an. Am Donnerstag durfte auch ich Teil der Gemeinschaft sein und in die Kinowelt eintauchen. Präsentiert in Zusammenarbeit mit dem Kino Xenix wurde «Eine Million Minuten» von Christopher Doll. Ein Film über die Herausforderung, Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen, und den Mut, alles auf den Kopf zu stellen – für eine Million Minuten.

«Das Ziel des Opfiker Freilichtkinos ist ein gemütlicher Abend, eine Art Sommerferienverlängerung. Es soll locker und lustig sein, wir zeigen bewusst keine ‹Problemfilme›», so Walter Bickel, Abteilungsleiter Gesellschaft der Stadt Opfikon und ebenfalls Teil der Filmauswahlkommission. Diesbezüglich orientiere man sich auch immer ein bisschen an anderen Open-Air-Kinos. Mit internationalen Blockbustern, hiesigen Produktionen und einem Familienfilm versuche die Stadt, eine möglichst breite Zielgruppe anzusprechen.

«Bruch no sechs Würscht!»

Ein weiteres Anliegen der Stadt ist die Vereinsförderung. Vor dem Film bietet dieses Jahr zum ersten Mal der Verein «d’Freizyti» Getränke und ausgewählte Verpflegung an. Vereinspräsident Renaud Joye meint, es gebe viel zu tun – und just in diesem Moment wird unser Gespräch schon unterbrochen: «Renaud, ich bruch no sechs Würscht!» Als er ein paar Minuten wieder auf mich zukommt, lacht er und bestätigt: «Es läuft also sehr gut! Auch schon gestern waren wir erfolgreich.»

Was auffällt: Im Publikum sind viele Pärchen, tendenziell etwas ältere Semester sowie ein paar scheinbar alteingesessene Gruppen. Die Geselligkeit liegt in der Luft. So gehört das hiesige Freilichtkino seit 15 Jahren auch zum Fixpunkt in der Agenda von Christa und ihrer Cousine: «Der Anlass ist in Gehdistanz von meinem Zuhause und immer sehr gesellig unter freiem Himmel.» Ihre Cousine fügt an: «Für uns ist das ein Familientreffen. Ich mag es hier eben genau, weil es so einfach ist, ohne langes Anstehen, kompliziertes Buchen und schwieriges Plätzesuchen.» Dass viele Besuchende das Kulturangebot vor Ort schätzen, wird mir nicht nur von ihnen bestätigt.

Aber auch Erstlinge sind im Publikum vertreten, wie zum Beispiel die auswärtigen Joana und Joel: «Wir haben die Eintritte als Geschenke bekommen und finden es schön, was Neues zu sehen.» Auch Diana und Rico aus Opfikon geniessen den Anlass – mal wieder eine zweisame Verabredung nach der Geburt des zweiten Kindes. «Die Thematik des Films passt gerade gut, wir können uns damit identifizieren. Wie ist es in einer Familie, wenn beide Elternteile arbeiten?»

Grillengezirpe statt Filmstart

Pünktlich um 21.01 sollte die Filmprojektion nach einer kurzen Ansprache von Walter Bickel anlaufen – gestartet wurde jedoch mit einer technischen Panne. «Hör mal uuf, Sache kaputtzmache!», wurde Bickel von einer Stimme aus dem Publikum aufgezogen. Nicht so schlimm: Just zu dieser Zeit setzen die Grillen in den Bäumen ein und untermalen die Spannung mit ihrem Gezirpe. Bald darauf verstummt dagegen das fröhliche Geschnatter der Einheimischen und Auswärtigen, als die erste Filmszene doch noch anläuft.

Einen Szenenwechsel wird es wohl auch nächstes Jahr geben – denn der Schulhausplatz wird saniert. Aber man werde sich sicher was einfallen lassen. Walter Bickel lacht: «Fertig sind wir noch lange nicht!»