Ein gelbes Bänkli, das allen guttut
Die Hälfte aller Menschen wird einmal im Leben psychisch krank. Das passiert meist schleichend. Vorsorgen können aber nicht nur Fachleute, sondern alle: mit der einfachen Frage «Wie geht’s dir?». Ein gelbes Bänkli beim AZ Gibeleich soll das Eis für gute Gespräche brechen helfen.
«Reden ist Silber, Schweigen ist Gold», lautet ein Sprichwort. Doch im Umgang miteinander ist eher das Gegenteil der Fall: «Reden ist Gold, wenn die Psyche mitspielen soll.» Deshalb unterstützt der Kanton Zürich im Rahmen der Kampagne «Wie geht’s dir?» Massnahmen, welche das Gespräch fördern. Es geht dabei einerseits um psychische Gesundheit, denn jeder zweite Mensch erkrankt in seinem Leben einmal psychisch, was für die Betroffenen wie auch die Angehörigen mit viel Leid verbunden ist und ausserdem nachweislich zu Arbeitsausfällen und Gesundheitskosten führt. Die Kampagne soll Mut machen, über psychische Belastungen zu sprechen.
Ein solcher Ort sind die «Wie geht’s dir?»-Bänkli, welche in der ganzen Deutschschweiz aufgestellt werden, darunter 13 im Kanton Zürich. Am Dienstag kam das 14. in Glattbrugg dazu. Es steht neben dem Alterszentrum Gibeleich – und das nicht zufällig: «Opfikon betreibt seit längerem eine aktive Alterspolitik», betont Stadtrat Jörg Mäder, fügt aber hinzu, dass dieses neue gelbe Bänkli von allen Altersgruppen benutzt werden soll: Wichtig sei, dass die Frage «Wie geht’s dir?» ernst gemeint sei und nicht nur eine Floskel sei. «Und die Idee dahinter ist gut: draussen Sonne tanken und miteinander reden statt sich in der eigenen Wohnung eingraben.» Laut Gabriela de Dardel, der Opfiker Altersbeauftragten, könnten hier auch niederschwellige Beratungsgespräche stattfinden. Doch auch Laien brauchen sich nicht vor einem Gespräch zu fürchten: Ein aufs Bänkli aufgedruckter QR-Code führt zur Internetseite www.wie-gehts-dir.ch, wo man Gesprächstipps und auch einen Selbsttest findet, um zu sehen, wie gut es einem selbst eigentlich geht. Ausserdem findet man dort den Link zur App, welche hilft, eigene Gefühle wie «ausgebrannt», «rastlos», «konfus», aber auch «verliebt», «chillig» oder «dankbar» zu benennen und allenfalls Unterstützung zu finden.
In Kloten ein «Wanderbänkli»
Gemäss Walter Bickel, Leiter der zuständigen Abteilung Gesellschaft, waren die ersten 20 Bänke im Kanton Zürich im Nu weg. «Wir haben uns beworben und nun aus der zweiten Tranche eines erhalten.» Hergestellt werden die robusten gelben Bänkli übrigens in Bubikon bei der Vivazzo-Stiftung, welche im Zürcher Oberland Wohnhäuser, Ateliers und Werkstätten für erwachsene Menschen mit Behinderung betreibt. Dort abgeholt hat es freundlicherweise die Stadt Kloten, die ebenfalls ein Bänkli erhalten hat. Jenes steht aber nicht fix an einem Ort, sondern wandert gleichsam in der Stadt umher. Finanziert werden die Sitzgelegenheiten durch die Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz.
Offiziell eingeweiht wurde die Sitz- und Gesprächsgelegenheit am Dienstag, 1. Oktober, dem Tag der älteren Menschen. Die Altersarbeit Opfikon veranstaltete unter anderem eine Vorführung und Mitmachmöglichkeit im Linedance (einer choreografierten Tanzform, bei der die Tänzerinnen und Tänzer Reihen bilden), einen Rollatorparcours im reformierten Kirchgemeindehaus und eine Kutschenfahrt zum Aussichtsturm im Hardtwald (der sonst nur zu Fuss oder mit dem Velo erreichbar ist).
Informationen zur psychischen Gesundheit: https://www.wie-gehts-dir.ch