Diese Kunstwerke machen auch Spass
Als Künstler würden sie sich kaum bezeichnen, doch das Resultat ihrer Bemühungen sind Kunstwerke. Die Modellbauer aus Bassersdorf und Umgebung stellen im Opfiker Dorf-Träff aus, was während Hunderter Stunden in ihren Werkstätten entsteht, um hernach durch die Lüfte zu fliegen.
Die allererste Ausstellung in der erneuerten Galerie Dorf-Träff widmet sich ganz besonderen Kunstwerken. Sie reichen von Handgrösse bis dreieinhalb Meter. Sie bestehen aus Papier, Holz, verschiedenen Arten von Kunststoff, Glasfasern, Karbon und Metall. Sie zu erschaffen, bedingt handwerkliches Geschick – nicht nur mit Pinsel und Farbe, sondern auch mit Airbrush, Säge, Schleifpapier, Leim, Fön und Feile. Auch 3D-Drucker oder moderne Fräsmaschinen werden dabei eingesetzt.
Gebaut sind sie eigentlich gar nicht für die Galerie, sondern für die frische Luft: Es sind Fluggeräte in allen möglichen Formen, welche die rund 80 aktiven Mitglieder des Modellflugvereins Bassersdorf noch bis am 29. Januar hier zeigen. Ein grösserer Teil stammt vom Opfiker Dominik Escher. Er baut Flächenflugzeuge (also keine Helikopter) in verschiedenen Bauweisen und allen Grössen. Das kleinste hat komplett auf seiner Hand Platz und lässt sich dank der Miniaturisierung der Technik tatsächlich antreiben und fernsteuern.
Sein bisher grösstes und ambitioniertestes Fluggerät ist eine Lockheed L-1011 Tristar. Das Vorbild des Grossraumflugzeugs verfügt über drei Triebwerke und flog von 1972 bis 2001, als Konkurrenz zur McDonnell Douglas DC-10, die als Modell im Massstab 1:16 käuflich ist. «Ich wollte deshalb etwas anderes», begründet Dominik Escher seine Wahl. Und das wurde es auch. Er baute so ziemlich alles selbst original- und funktionsgetreu nach: die einziehbaren und gefederten Fahrwerke (das Modell wiegt 20 Kilo), die Flügel mit sämtlichen und funktionierenden Klappen und absenkbaren Vorflügeln (für Start und Landung), selbst das Düsentriebwerk im Heck ist ein Eigenbau. «Dank der leichteren Materialien kann man heute sogar die Aerodynamik der Vorbilder übernehmen», erklärt Dominik Escher, der von Beruf Werklehrer ist.
Fliegen ohne Scham
Nur in den Düsen unter den Tragflächen drehen sich die Front-Fans lediglich im Flugwind mit. Und weil in diesem Modell rund 1500 Stunden Arbeit oder sechs Jahre stecken, sind auch die meisten Avioniksysteme doppelt vorhanden – um wie beim Original Ausfälle und damit Abstürze zu vermeiden. Und genau wie Piloten arbeitet er vor jedem Start eine Checkliste ab, um auch ja nichts zu vergessen. Mit seiner einmaligen Exotin wird er öfters zu Treffen eingeladen, weil Passagiermaschinen eher rar sind. Dominiks Faszination für exotische Modelle zeigt sich auch in anderen Werken wie einem fliegenden Rentierschlitten mit Weihnachtsmann oder dem Düsenvelo, das er auf Wunsch sogar vorführt.
Obwohl viele seiner Modelle wie die Originale mit echtem Kerosin fliegen («Man muss die Triebwerke auch hören und riechen», findet Escher), macht er sich deswegen wenig Sorgen betreffend Umwelt: «Mit den dreieinhalb Litern im Tank fliege ich rund fünf Minuten», weiss Dominik Escher. «Dann lande ich wieder, denn die Leute wollen Abwechslung.»
Ein anderes Vereinsmitglied, Noldi Meier, werkelt mit seinen 92 Jahren derzeit an einem F-35-Kampfjet, der bald flugfertig sein wird. Aus seiner Sammlung sind mehrere Grossmodelle ausgestellt, zum Beispiel eine wunderschöne Pilatus PC-24. «Er baut fast ausschliesslich Flugzeuge der Schweizer Luftwaffe», weiss Dominik Escher. Er selber tüftelt derzeit zusammen mit seinem 14-jährigen Sohn an einer Raumschiff-Flugzeug-Kombination nach dem Vorbild von Virgin Galactic – die ebenfalls vorbildgerecht fliegen soll. «Dazu braucht es aber zwei Piloten, für jedes Flugzeug einen», führt Dominik Escher aus. Ein ideales Vater-Sohn-Projekt also. «Wir haben eine sehr aktive Jugendgruppe», findet Dominik Escher. Diesen Erfolg führt er neben der Attraktivität des Hobbys auch auf den Einsteigerkurs zurück: Hier entsteht innert einer Woche ein flugtaugliches Modell zu einem günstigen Preis.
Galerie Dorf-Träff, Dorfstr. 32; Offen Mi, Sa und So, 14–18 Uhr. www.mfv-bassersdorf.ch