Detektive in Weiss

In «Medical Mysteries: Miami Flatline» werden die Spieler in die fiktive Notaufnahme eines Spitals in Florida versetzt. Gemeinsam müssen sie sich nun um Notfälle kümmern. Dabei gilt es schnell genug die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Jeder der vier Fälle bringt eigenes Material mit: Die Krankenakte gibt Auskunft über die Beschwerden, Puls, Blutdruck, Körpertemperatur oder Allergien. Dazu kommen Storykarten, die das Geschehen einbetten: Patienten erzählen, was passiert ist. Oder Angehörige schildern, wie es zum Unfall kam und was sie gesehen haben. Es lohnt sich, genau hinzuhören, denn danach werden die Spieler gefragt, wie sie vorgehen möchten.

Dazu steht ihnen eine Reihe an Aktionen zur Verfügung: Sollten sie zunächst ein Bluttest machen oder doch lieber ein CT anordnen? Oder lohnt es sich, nochmals mit dem Patienten Details zu klären? Oder soll man schon mal Medikamente verabreichen oder doch einen Eingriff anordnen? Die Spieler entscheiden sich für eine Massnahme und können dann im Codebuch lesen, was das Ergebnis ist. Das kann neue Informationen liefern, im schlimmsten Fall aber auch den Zustand des Patienten verschlimmern. Man wäre nun versucht, lieber einen Test mehr zu machen als zu wenig, doch jede Aktion kostet Zeit. Nach jeweils drei Aktion gibt es ein Update zum Zustand des Patienten. Ist man zu zögerlich, kann das dramatische Folgen haben.

«Man fühlt sich, als schlüpfe man in die Rolle des TV-Arztes Dr. House.»

Thomas Enderle, Spieletester

Um die Entscheidungen nicht zum Ratespiel werden zu lassen, klären kleine Broschüren über Tests, Behandlungsmöglichkeiten, hinzuziehbare Experten, Medikamente und Behandlungsmethoden, aber auch rechtliche Rahmenbedingungen auf. Schafft es das Team, den Patienten zu heilen (oder zumindest überleben zu lassen), hat man den Fall gemeistert. In der Auflösung gibt es noch Punkte, wenn man besonders effizient und umsichtig war. Mitunter gibt es auch Minuspunkte, wenn man zu leichtsinnig das Leben des Patienten gefährdet hat.

Dr. Gamble meint: Etwas Interesse an Medizin und Biologie sollte man mitbringen, wenn man sich in die «Medical Mysteries»-Reihe stürzt. Doch ein Doktortitel ist sicher nicht vonnöten. Dank der Hilfsmittel kann man sich gut einen Überblick verschaffen. Und man fühlt sich, als schlüpfe man in die Rolle des TV-Arztes Dr. House und Konsorten. Die nicht alltäglichen Fälle sind plastisch erzählt und lassen einen schnell in die Geschichten eintauchen. Sind bei den ersten Patienten die Möglichkeiten und Entscheidungen noch eingeschränkt, hat man später oft die Qual der Wahl. Gut hinhören und mit Bedacht entscheiden ist angesagt – und auch mal die menschliche Seite mitspielen lassen. Wie so oft bei solchen Spielen steht und fällt das Erlebnis mit der Gruppe: Gibt es Alphatiere, die den Ton angeben, vergeht vielen der Spass. Der Reiz liegt im gemeinsamen Lösen und Kombinieren. So kann man die Hintergrundinfos gut aufteilen und jedem die Expertenrolle in ein paar Teilbereichen abtreten. Die Reihe schafft es gekonnt, dem Detektiv-Rätsel-Genre den Medizinerkittel überzustreifen, ohne dass man ein Studium benötigt.

Dr. Gambles Urteil: 4 von 5 Töggeli

 

«Medical Mysteries: Miami Flatline»,Kosmos, 1–4 Spieler, ab 16 Jahren.