Braucht Opfikon einen Ortsbus?

Roger Suter

Gemeinderat Yuri Fierz (SP) wollte den Stadtrat prüfen lassen, ob die Opfiker Ortsteile mit einer neuen Buslinie besser vernetzt werden könnten. Ausserdem – und ausserhalb der Traktandenliste – beschäftigte sich der Rat mit Energiefragen.

«In Sachen öffentlichem Verkehr gibt sich Opfikon mit den Ausläufern der nahen Grossstadt zufrieden», fand SP-Gemeinderat Yuri Fierz vergangene Woche. Die drei Stadtteile – der historische Kern, das heutige Stadtzentrum Glattbrugg und der Glattpark – seien untereinander nur ungenügend verbunden. «Die bestehenden Trams und Buslinien dienen hauptsächlich dazu, die Stadt Richtung Flughafen oder den Grossraum Zürich zu verlassen», begründete er sein Postulat für eine «Stadtlinie Opfikon – Menschen zur Stadt verbinden». «Unsere Stadt braucht eine Stadtlinie, welche die Bevölkerung, die Stationen des öffentlichen Lebens und somit Opfikon als Stadt vereint», das Klima schone und die Stadtidentität fördere.

Die Stadt wie auch die bürgerliche Mehrheit des Gemeinderates waren anderer Meinung. Zwar seien die Stadtteile nicht ohne Umstieg verbunden, gab der zuständige Stadtrat Ciri Pante (FDP) zu. Doch ein direkter Bus sei eine nicht finanzierbare Wunschvorstellung, da etwa die bestehende Linie 781 nur mit grossem ­finanziellem Aufwand verlängert werden könne. Diese halbe Million pro Jahr müsse Opfikon zahlen, da man mit 2  Tram- und 4 Buslinien, 3 S-Bahnen und zwei Bahnhöfen schon besser erschlossen sei, als der Zürcher Verkehrsverbund verlangt. Der Rat lehnte die Überweisung des Postulats in der Folge mit 15 zu 12 Stimmen ab.

Kein zentrales GZ für Opfikon

Immerhin einen Bericht erreichte das andere Anliegen der Linken, nach einem  Gemeinschaftszentrum (GZ) für Opfikon. Dieses hätte den Zweck, Gemeinwesen, Chancengleichheit und Teilhabe aller zu fördern, hatte die damalige SP-Gemeinderätin Qëndresa Sadriu geschrieben.

Auch dem Stadtrat sei die Identitäts- und Gemeinschaftsförderung ein wichtiges Anliegen, schrieb dieser im Bericht. Deshalb fördere die Stadt seit Jahren die Integration und Freiwilligenarbeit, betreibe Jugend-, Familien- und Altersarbeit, Fach- und Anlaufstellen – aber bewusst dezentral in den Quartieren. «Wir sind kleinräumiger als Zürich und wollen raus zu den Leuten», so Stadtrat Jörg Mäder (NIO@GLP). Ob zentral oder dezentral sei letztlich eine Frage der Philosophie, meinte der Stadtrat in seinem Bericht. Beide Varianten brächen Vor- und Nachteile mit sich.

«Wir brauchen ein Zentrum für die Stadtidentität», sagte Yuri Fierz namens der Postulanten und forderte einen Ergänzungsbericht, «da Opfikon noch immer aus Quartieren besteht. Wir möchten all diesen Aktivitäten ein Herzstück geben.» Mit dieser Forderung blieb die SP diesmal allein (5 Ja, 22 Nein), das Postulat wurde als erledigt abgeschrieben.

Energiediskussionen im Foyer

Ferner hat der Rat die Bauabrechnung für den Kreisel Talacker- und Giebeleichstrasse über 787 000 Franken genehmigt. Sie schliesst mit Mehrkosten von gut 150 000 Franken ab, weil die Bauarbeiten 129 000 Franken teurer wurden als geschätzt und eine temporäre Lichtsignalanlage für 44 000 Franken nötig wurde. Umgekehrt wurden 27 000 Franken gespart, weil die alten Kandelaber am alten Ort wiederverwendet wurden.

Nach der Sitzung lud Janez Žekar, Geschäftsführer der Energie Opfikon AG, die Parlamentsmitglieder zum Bauen mit dem «Power-Tower» ein. Dabei symbolisieren 63 Bauklötze in verschiedenen Farben die verfügbaren Energiearten, etwa Wasserkraft, Atom-, Solar- oder Windstrom, aber auch das Sparvolumen beim Beleuchten und Heizen oder Stromimporte. Ein vertikaler Massstab zeigt den Energieverbrauch im Winterhalbjahr heute und in der Zukunft an. Die Aufgabe ist nun folgende: Die Politikerinnen und Politiker sollen den Energieverbrauch decken, indem sie die farbigen Klötze bis zur geforderten Höhe aufeinanderstapeln.

Was zunächst einfach klingt, hat aber seine Tücken: Jeder Klotz hat nicht nur eine Farbe, sondern auch eine Kehrseite mit einem Preis – fürs eigene Portemonnaie, für das Klima, für die Biodiversität. So verursacht Atomstrom zwar keinerlei Treibhausgase, aber später durch die Entsorgung des strahlenden Materials hohe Kosten. Solaranlagen, Windräder sowie neue und höhere Staumauern schneiden da besser ab, beeinträchtigen aber Landschaft und Biodiversität.

Ersonnen hat das Spiel die Umweltorganisation WWF. Sie stützt sich dabei nach eigenen Angaben auf sorgfältige Abschätzungen von Studien. Trotzdem setzten sich die Ratsmitglieder – egal welcher Couleur – je länger, je seriöser mit dem Thema auseinander. Und so wurde auch an einem rein bürgerlichen Spieltisch aus dem grauen Atomturm mit zunehmender Spieldauer einer mit deutlich bunterem Strommix. «Das ist das Ziel», so EO-CEO Janez Žekar. «Zu sehen, dass es verschiedene Massnahmen braucht.»