Atomarer Irrweg – und FDP und SVP springen wieder auf

Thomas Wepf

«Erneuerbare Energien sind ungefährlich, unerschöpflich, schaffen Arbeitsplätze und sind volkswirtschaftlich viel attraktiver als die Atomenergie.»

Seit ich politisch denke, hat mich der Kampf gegen Atomkraftwerke begleitet und mich als erstes Thema auch zur Politik geführt. Bei der Besetzung des Geländes des geplanten AKW in Kaiseraugst – das damit verhindert wurde – war ich zwar noch zu jung. Eben erwachsen geworden, war ich dann aber im Widerstand gegen die Inbetriebnahme der damals neuen AKW in Gösgen und Leibstadt nahe dabei und habe dabei durch die Gummigeschosse und das Tränengas der Polizei auch erfahren, auf welcher Seite die Polizei steht ...

Und wieso finde ich gut vierzig Jahre später den Atomweg immer noch einen Irrweg, auch wenn trotz der Katastrophen in Tschernobyl oder Fukushima nach der SVP nun auch die FDP allen Ernstes wieder auf den Bau neuer AKW setzt? Weil Atomkraft keine Lösung für die Klimakrise ist! Dafür kommt sie zu spät, ist zu teuer und zu gefährlich.

Entwickelt wurde die Atomtechnologie für die Atombombe. Die Bombardierung und Verwüstung von Hiroshima und Nagasaki im Zweiten Weltkrieg und das anschliessende atomare Wettrüsten im Kalten Krieg, als auch Schweizer Militärs von eigenen Atombomben träumten, stehen dafür. Erst in den 1950er-Jahren entstanden erste Projekte zur kommerziellen Stromproduktion. Heute betreibt die Schweiz vier Reaktoren – Beznau 1 und 2, Gösgen und Leibstadt – mit einem Durchschnittsalter von 47 Jahren. Ursprünglich waren die Reaktoren für eine Laufzeit von 40 Jahren konzipiert, da die Unfallgefahren bei älteren Anlagen rapide zunehmen. Die Atomlobbyisten sprechen heute bereits von Laufzeiten von 60 Jahren ... Und dies, obwohl noch keines der grossen Probleme um den AKW-Betrieb gelöst ist. Etwa das Risiko von Unfällen mit einer Freisetzung grosser Mengen an radioaktiver Strahlung, der Umgang mit hochradioaktiven Abfällen, die begrenzte Verfügbarkeit des Rohstoffs Uran, die Gefahr von Terrorismus sowie die immer gewaltigeren Kosten jeder Atomenergienutzung. Das Versprechen sicherer und sauberer neuer AKW bleibt von der Atomindustrie bis heute uneingelöst. Alle solchen Projekte erlitten bisher Schiffbruch.

«Erneuerbare Energien sind ungefährlich, unerschöpflich, schaffen Arbeitsplätze und sind volkswirtschaftlich viel attraktiver als die Atomenergie.»

Thomas Wepf, Gemeinderat SP

2017 haben die Stimmberechtigten mit der Annahme der Energiestrategie 2050 entschieden, dass in der Schweiz keine neuen AKW mehr gebaut werden dürfen. Nun kommt wahrscheinlich bald eine neue Abstimmung dazu, wenn die so genannte Initiative «Blackout stoppen» eingereicht wird, hinter der alte Atomlobbyisten, bürgerliche Nationalräte und viele Jungpolitiker der FDP und SVP stehen. Während die SVP schon lange und offen für neue AKW weibelt, ist die Unterstützung des Freisinns relativ neu. Seit Thierry Burkhart am Steuer – oder besser: im Seitenwagen der SVP – sitzt, hat sich das komplett geändert und die FDP ist zum glühenden AKW-Turbo mutiert.

Für mich ist das unbegreiflich und überhaupt nicht nachvollziehbar. Ich unterstütze nach wie vor den raschen Atomausstieg der Schweiz und eine echte Energiewende. Denn erneuerbare Energien, deren Ausbau zurzeit boomt, sind un­gefährlich, unerschöpflich, schaffen Arbeitsplätze beim inländischen Gewerbe und sind volkswirtschaftlich viel attraktiver als die Atomenergie, die auch 75 Jahre nach Hiroshima ihre dunklen Schatten nicht losgeworden ist.

Thomas Wepf, Gemeinderat SP

 

In der Rubrik «Aus dem Gemeinderat» schreiben Opfiker Gemeinderätinnen und Gemeinderäte regelmässig Beiträge. Sämtliche im Parlament vertretenen Parteien bekommen hierzu Gelegenheit.