Stärke aus schwieriger Phase ziehen
Trainer Lauri Marjamäki (48) stellt sich im Interview den Fragen des «Klotener Anzeigers». Er spricht von mangelnder Effizienz und einer Phase, die das Team in seinen anderthalb Jahren in Kloten so noch nicht erlebt habe. 23 der bisherigen 30 Spiele endeten mit maximal zwei Klotener Treffern.
Lauri Marjamäki, der 2:1-Sieg gegen Ambri unmittelbar vor der Länderspiel-Pause war wichtig für den Klub und auch für Sie als Trainer?
Ja natürlich, da wir davor viermal in Folge verloren hatten. Drei Punkte sind immer gut für uns. Wir verloren viele Spiele um ein Tor. Tatsache ist, wir sind nicht in der Position, die wir uns verdienen würden.
Was ist der Grund für den Abbau nach dem gelungenen ersten Qualifikationsviertel, als man sich noch gut in den Top Ten und damit auf Play-in-Kurs befand?
Wir hatten in vielen Spielen ein Problem mit der Chancenauswertung. Wir hatten viele Spiele, in denen wir maximal zwei Tore erzielten (23 von 30 – Red.). Mit weniger als drei Toren zu gewinnen, ist jeweils eher schwierig. Es ist nun das erste Mal seit den eineinhalb Jahren, in denen ich hier arbeite, dass wir in eine solche Lage geraten sind. Wir müssen verstehen, dass wir bereit sein müssen, jede Erfahrung zu machen. Manchmal ist es hart. Ich möchte eigentlich keine Ausreden suchen. Aber Tatsache ist, dass beispielsweise unser Nummer-1-Goalie Ludovic Waeber oder unser Nummer-1-Center Brandon Gignac länger verletzt ausfielen (Gignac fehlt aktuell erneut verletzungsbedingt – Red.). Und da wir Kloten sind und die finanziellen Mittel beschränkt sind, kann man so wichtige Spieler nicht einfach rasch durch einen Neuzuzug problemlos ersetzen. Aber ich will mich nicht beklagen. Ich bin stolz, dass alle Jungs sehr hart arbeiten. Sie sind bereit, sich zu verbessern und zu entwickeln. Aber natürlich braucht es Siege, um gutes Selbstvertrauen zu tanken und für eine positive Stimmung. Deshalb war auch der Sieg gegen Ambri vor der Länderspiel-Pause so wichtig, um mit mehr Vertrauen die letzten vier Spiele vor der Weihnachtspause anzugehen.
Sie mögen keine Vergleiche mit der letzten Saison (7. Rang Qualifikation/Playoff-Qualifikation über das zweite Playin und dann Viertelfinal gegen den späteren Meister ZSC Lions). Gewisse Statistiken sind besser als damals, aber Kloten hatte vor der zweiten Länderspiel-Pause dennoch 13 Punkte mehr.
In der Vorsaison gewannen wir viel mehr Spiele mit einem Tor Differenz, die wir in der bisherigen Saison nun mit einem Tor Differenz verloren haben. Es gab auch einige Spiele in dieser Saison, in denen wir über das ganze Spiel betrachtet besser spielten als letzte Saison und dennoch einen Weg fanden, die Spiele zu verlieren. Aber wir müssen darüber nicht gross reden. Denn es war dies oft der mangelnden Scoring-Effizienz, also der unzureichenden Torausbeute, geschuldet. Auf diese Saison hin stiessen elf neue Spieler zum Team. Und in der letzten Saison hatten wir bis zur zweiten Länderspiel-Pause weniger verletzte Spieler im Vergleich zur aktuellen Saison. Die ganze Situation ist also komplett anders.
Die Import-Positionen sind mit Ausnahme von Tyler Morley komplett neu besetzt worden. Die Produktivität entsprach zuletzt aber nicht mehr den eigenen Ansprüchen ...
Ja, die letzten 15 Spiele verliefen beispielsweise bei Petteri Puhakka nicht nach Wunsch. Mit Gignac fehlt unser Erstlinien-Center seit über 20 Spielen. Aber wir dürfen die Verantwortung nicht nur bei den Imports suchen. Auch andere Spieler können Verantwortung übernehmen und skoren. Auch die Schweizer erhalten im Powerplay Möglichkeiten. Es ist das erste Mal in diesen eineinhalb Jahren, dass wir uns in einer Phase befinden, die zuletzt nicht in die richtige Richtung ging. Es sind natürlich hohe Erwartungen vorhanden, vor allem auch eigene hohe Erwartungen. Natürlich haben wir Lösungen zu finden, wie wir als Team besser werden. Auch ich als Coach kann einen besseren Job machen. Auf jeden Fall mag ich die Arbeit mit meinen Spielern und innerhalb der gesamten Organisation und mit dem Sportchef. Wir haben eine klare, gemeinsame Linie, die auch auf lange Sicht Wirkung zeigen soll. Aber ich habe ein gutes Gefühl auch für die Gegenwart. Das Team arbeitet hart, und jeder ist bestrebt, sich individuell zu verbessern.
Einer, der diesbezüglich nie stehen bleibt, ist Dario Meyer. Er ist aktuell wohl Klotens wichtigster Einzelspieler. Teilen Sie diese Einschätzung?
Ja, seit einem Monat erzielt er auch viele Tore (sieben Tore in den letzten zehn Spielen vor der zweiten Länderspiel-Pause –Red.), ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er ist in guter Form und ein echter Leader. Er ist das Beispiel dafür, dass nicht nur die Imports produzieren sollen. Und ich hoffe, andere Schweizer Spieler im Team wie Axel Simic und Mischa Ramel tun es ihm nach und können ihre Rolle in der Torproduktion wieder verstärken. Ebenso sind in dieser Hinsicht natürlich auch Tore von den hinteren Linien willkommen. Keanu Derungs ist dies ein paar Mal gelungen. Aber auch von Keijo Weibel, der die eine oder andere Chance dazu hatte, oder von Reto Schäppi nehmen wir das eine oder andere Tor gerne an. Es ist Teil unserer Arbeit, bei ihnen das entsprechende Vertrauen aufzubauen. Das betrifft das gesamte Team. Und alle müssen wissen, dass es keinen weichen Weg gibt, um mehr Tore zu erzielen. Zu den Imports ist noch zu ergänzen: Puhakka ist erst 24. Es ist eine neue Erfahrung für ihn mit viel Eiszeit und dem Druck, möglichst viel zu produzieren. Aber es ist Teil des Entwicklungsprozesses in seiner Karriere. Und er wird gestärkt daraus hervorgehen.
Ist es ein gutes Zeichen, dass Kloten mit Abstand am wenigsten Strafen von allen Teams der National League verzeichnet?
Ja, denn diese Disziplin ist notwendig, weil viele Teams in der Liga imstande sind, ein sehr starkes Powerplay zu spielen. Deshalb sollten wir möglichst wenig Strafen nehmen.»
Was haben Sie im Kopf, um Klotens Torarmut bald der Vergangenheit angehören zu lassen?
Wir trainieren auf und in allen Situationen, also auch fünf gegen fünf. Aktuell sind wir das Schlusslicht der Liga in der Torschuss-Effizienz (7,93 Prozent Torerfolge aus 782 Abschlüssen in den ersten 30 Saisonspielen). Wir sind in jedem Spiel statistisch vielfach gleichwertig wie der Gegner. Nun müssen wir einen Weg finden, die Spiele nicht nur eng zu gestalten, sondern zu unseren Gunsten zu entscheiden. Ich bin sicher, dass wir dies herausfinden werden und ein wenig stärker werden. Im Faceoff sind wir zwar das beste Team der Liga, aber wir müssen mehr daraus machen, denn bislang resultierte aus den Bully-Gewinnen nur ein einziges Tor. Wir müssen einfach dranbleiben und alles ein wenig besser machen.
Welche Verbesserungen erachten Sie für den Coaching-Staff als notwendig, um Kloten in die Erfolgsspur zurückzuführen?
Wir versuchen immer, etwas Neues zu finden. Das gilt auch im Trainingsprozess. Auf die Tatsache, dass wir so viele enge Spiele verloren haben, haben wir mit der Einsetzung von ein paar neuen Tools reagiert, um dem entgegenzuwirken. Es gibt aber kein Hokuspokus. Wir haben einen harten Weg zu gehen. Aber ich bin überzeugt, dass wir unsere Performance verbessern werden. Diese harte Zeit jetzt ist auch gut für die Entwicklung und für jeden Einzelnen, denn so lernen wir uns noch besser kennen und können uns gemeinsam als Team verbessern.
Notizen
Brandon Gignac erst im neuen Jahr wieder zurück
Der kanadische Center Brandon Gignac wird nach einer zweiten Verletzungspause erst im neuen Jahr wieder für Kloten auflaufen. Dafür war geplant, dass Mischa Ramel nach der zweiten Länderspiel-Pause von einer Verletzungspause zurückkommt (am Mittwoch spielte Kloten nach Redaktionsschluss in Zug). Bis zur Weih-nachtspause tritt Kloten noch dreimal an: am Freitag daheim gegen die Rapperswil-Jona Lakers (h), am Samstag bei den SCL Tigers und am Dienstag (23. Dezember) vor eigenem Publikum gegen Fribourg-Gottéron. Nach der Pause und vor der nächsten Ausgabe des «Klotener Anzeigers» folgen die Spiele gegen Davos (2. Januar/h), in Zug (3.) und gegen den SC Bern (6./h).
Wechsel von Simic ist herber Verlust für Kloten
Axel Simics Wechsel zu Lausanne ist nun offiziell. Er unterschrieb einen ab Sommer gültigen Vierjahresvertrag. Für Kloten ist dies ein herber Verlust. Der nationalteamerfahrene Flügel war in der vorletzten Saison Klotens bester Schweizer Skorer. Und in der famosen letzten Spielzeit war der 26-jährige Stürmer der beste Skorer der Flughafenstädter in der «Crunch Time» (Play-in gegen Langnau und Ambri sowie Playoff-Viertelfinals gegen die ZSC Lions).