Mit Inspirator Dario Meyer aus der Krise

Richard Stoffel

Der 2:1-Heimsieg gegen Ambri-Piotta kam für den EHC Kloten im idealen Moment. Nach vier Niederlagen in Serie und einer Phase, in der die Zürcher ­Unterländer als formschwächstes Team der Liga galten, gelang ihnen unmittelbar vor der zweiten Länderspielpause ein wichtiger Befreiungsschlag.

Zugleich war es der erste Qualifikationssieg gegen die Leventiner seit Januar 2023  – nach zuvor zwölf Niederlagen am Stück in der Regular Season. Immerhin hatte man Ambri im Play-in der Vorsaison noch zweimal bezwungen.

Die Treffer erzielten jene beiden Stürmer, die der «Klotener Anzeiger» in der Vorwoche in den Mittelpunkt gestellt hatte: Tyler Morley und Axel Simic, beide mit auslaufenden Verträgen und beide immer mal wieder für entscheidende Momente gut. Für beide war es Saisontor Nummer fünf. Mit Goalie Ludovic Waeber ragte ein dritter Matchwinner heraus: In seinem verletzungsbedingt erst zehnten Saisonspiel realisierte er den dritten Saisonsieg und parierte 23 Schüsse.

Wachsende Bedeutung Meyers

Eine kleine Szene nach Spielschluss fasste die Stimmung perfekt zusammen: Nach einer verpassten Grosschance zum 3:1 umarmte Dario Meyer Topskorer Robert Leino – kurz bevor die Schlusssirene ertönte. Es war ein spontaner Ausdruck der Erleichterung und gleichzeitig ein Sinnbild für Meyers Status. Der 28-Jährige war schon in den letzten Jahren ein fixer Leader, doch in den letzten Wochen ist seine Rolle weiter gewachsen.

Er führt nicht nur auf dem Eis, sondern auch im Alltag. Regelmässig nimmt er freiwillig an U24-Trainings teil, feilt an Details – und unterstützt gleichzeitig die Talente. Der «Klotener Anzeiger» beobachtete dies jüngst bei einem Montagstraining aus nächster Nähe. Während die Imports in den letzten Wochen stark an Produktionskraft verloren, drehte Meyer auf: sieben Tore und ein Assist in den letzten zehn Spielen. Der Stürmer ist ein Unterschiedsspieler für Kloten.

Bereits Ende Oktober hatte er Klotens damalige Krise mit drei Toren und einem Assist beim 4:2 gegen Fribourg-Gottéron fast im Alleingang durchbrochen. «Entfesselter Meyer küsst Kloten wach», lautete damals die Schlagzeile. Für Meyer selbst war es eine Initialzündung, für das Team ein Signal.

Ein Befreiungsschlag

Intern wurde der Sieg gegen Ambri als überfälliger Schritt nach vorne verstanden. Meyer sagte, man sei in den Wochen zuvor «immer rasch bestraft für Fehler» worden. Perfekt sei auch gegen Ambri nicht alles gewesen, «wir haben auch da noch Luft nach oben». Doch entscheidend sei die Reaktion gewesen. Trainer Lauri Marjamäki habe die Mannschaft eingeschworen, «unbelastet» zu spielen, mit frischem Kopf und mit der Aufforderung, «etwas härter zu spielen, nicht ganz so soft zu sein».

Kloten ist derzeit das National-League-Team mit den mit Abstand wenigsten Strafminuten (164; Bern als 13. hat bereits 212). Ein Zeichen der Disziplin – aber angesichts des Tabellenstands auch ein Hinweis auf fehlende Härte. Und die Torproduktion bleibt trotz dem letzten Sieg eine Baustelle: In 23 von 30 Spielen erzielte Kloten höchstens zwei Tore.

Meyer betonte den Einsatz der Mitspieler und hob als Beispiele Reto Schäppi und Keijo Weibel hervor, die «es verdient hätten, wieder einmal ein Tor zu erzielen». Seine eigene Rolle sei klar: «Ich bin einer von denen, die vorausgehen müssen und dies auch wollen.» Er habe nach einem eher verhaltenen Saisonstart konstanter werden wollen. Er hätte dann geduldig gearbeitet und zuletzt versucht, mit seinen individuellen Stärken wie dem Skating und der Scheibenführung  mehr Einfluss zu nehmen. Wenn es der Spielplan zulässt, besucht Meyer freiwillig das U24-Training am Montagnachmittag. Dort gehe es um Skills, «die dann Plays in den Spielen kreieren». Die Jungen hätten viel Potenzial; es sei «ein Geben und ein Nehmen». Und wenn sie hochblicken könnten, profitiere auch er selbst.

Ein Inspirator im Plüss-Stil

Meyer wirkt derzeit wie jener Spieler, der auch dann stark und konstant performt, wenn es dem Team nicht optimal läuft – eine Rolle, wie sie einst Martin Plüss bei Meyers Stammklub SC Bern identisch ausfüllte. Meyer hat «sehr viel gearbeitet im mentalen Bereich». Dies helfe ihm, Niederlagen wegzustecken. Zudem spüre er, welche jüngeren Spieler Unterstützung benötigen. Bei Mischa Ramel etwa, der nach starker Vorsaison im Abschluss hadert und aktuell verletzt ist, ist er sich sicher: «Es wird noch eine grosse Steigerung von ihm kommen.» Er selbst habe als junger Spieler ebenfalls von älteren Kollegen und Inputs profitiert.

Die Länderspielpause kommt für Kloten zur rechten Zeit, «um den Kopf zu lüften», wie es Meyer formuliert. Einige Statistiken, etwa im Penaltykilling oder Powerplay, sind im Vergleich zur Vorsaison unverbessert. Meyer aber dennoch: «Wir nähmen natürlich lieber mehr Punkte für das Team.» Auffällig bleibt: Vier Gegentore in eigener Überzahl (zuletzt unter anderem auch beim 1:4 vom Freitag in Lugano) zeugen davon, dass das Powerplay weiterhin zu den Baustellen zählt.

Backmans Energieeinsatz

Gegen Ambri bestritt der Thurgau-Stürmer Victor Backman sein zweites Saisonspiel für Kloten. Der 34-jährige Schwede wurde am Vortag vom Partnerteam und Swiss-League-Leader abberufen und ersetzte den erneut verletzten Brandon Gi­gnac. Sein Auftrag sei gewesen, «hart und einfach zu spielen». Backman hatte bereits Anfang Oktober mal ausgeholfen, traf nun aber auf ein verunsicherteres Kloten als bei seinem ersten Einsatz. Seine Mission am letzten Sonntag: positive Energie. Die Mannschaft habe «viele gute Spieler und gutes Potenzial», und dieser Sieg sei «vielleicht ein erster Schritt» zur Entfaltung. Positiv fiel ihm die Teamatmosphäre auf: Man schaue «unter- sowie füreinander», sagte er gegenüber dem «Klotener Anzeiger». 

 

In Kürze  

Drei Klotener aufgeboten

Für die Länderspiel-Pause sind aus Klotens Fanionteam Deniss Smirnovs (Lettland), Davide Fadani (Italien) sowie Kimi Körbler (U20-Nationalteam) aufgeboten worden.

Zwei Punkte hinter Bern

Kloten ist mit 34 Punkten aus 30 von 52 Qualifikationsspielen im 13. und vorletzten Rang klassiert. Der Rückstand auf das zwölftklassierte Bern beträgt zwei Punkte, wobei Kloten ein Spiel weniger ausgetragen hat. Ebenfalls nicht weit weg sind auf den letzten beiden Play-in-Rängen die klassierten anderen zwei Berner Teams, die SCL Tigers (9./39) und Biel (10./38), die beide ebenfalls ein Spiel mehr ausgetragen haben. Kloten geht es am nächsten Mittwoch mit dem Auswärtsspiel beim aktuell achtklassierten EV Zug weiter.

Gignac wieder verletzt

Brandon Gignac figuriert zum zweiten Mal in der laufenden Saison auf Klotens Verletztenliste. Wie lange der kanadische Center ausfallen wird, ist noch unklar. Bislang hat der 28-Jährige 12 Spiele (2 Tore/6 Assists) für Kloten bestritten. 

 

 

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

Der «Klotener Anzeiger» und der Opfiker «Stadt-Anzeiger» verlosen in jeder Ausgabe 2 × 2 Sitzplatztickets der ersten Kategorie und 1 × 2 Tickets der zweiten Kategorie für die Heimspiele. Diesmal werden Billette für das Spiel vom Freitag, 18. Dezember, gegen die SCRJ Lakers verlost. Spiel­beginn ist um 14 Uhr.

Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Lakers» und vollständiger Postadresse an:

redaktion@kloteneranzeiger.ch   

Gwunderbrunnen

30.03.2026 - 14:00
26.03.2026 - 09:00
23.03.2026 - 14:00
19.03.2026 - 09:00
16.03.2026 - 14:00
Zur Agendaübersicht