Kloten nach Waebers Ausfall gefordert

Richard Stoffel

Nach vier Runden hat der EHC Kloten einen Sieg auf dem Konto – auswärts warten die Unterländer weiter auf ihre ersten Punkte. Auf den spektakulären 5:3-Heimsieg gegen Rapperswil-Jona folgten zwei 2:4-Niederlagen. Beide Male präsentierte sich Kloten auf Augenhöhe, blieb aber ohne Ertrag.

In Genf kam es doppelt bitter: Die Niederlage tat weh, und Nummer-1-Goalie Ludovic Waeber verletzte sich beim dritten Gegentreffer. Für den Freiburger rückte der italienische Nationalkeeper Davide Fadani zwischen die Pfosten. Waeber wird mindestens für zwei Monate ausfallen.

Auch in Davos mit Fadani im Tor zeigte Kloten eine ansprechende Leistung – mehr Torschüsse (23:19, davon 12:3 im Schlussdrittel), mehr gewonnene Bullys (28:22). Doch im Powerplay fehlte bei ­einer Möglichkeit zur Wende im Schlussdrittel die Effizienz: Ganze 112 Sekunden in doppelter Überzahl blieben ungenutzt.

Statt des möglichen 3:3 für Kloten sorgte HCD-Verteidiger Klas Dahlbeck mit dem 4:2 für die Entscheidung und den vierten Davoser Sieg im vierten Spiel. Davor hatten Klotens Topskorer Petteri Puhakka mit seinem dritten Saisontor und der NL-Torpremiere von Max Lind­roth (im Powerplay) jeweils auf 1:2 und 2:3 verkürzt. Kloten ist nach vier Runden im 11. Rang klassiert.

Famose Aufholjagd

Spektakulär verlief der Heimspiel-Auftakt von Kloten am letzten Freitag gegen die  Rapperswil-Jona Lakers. Aus einem scheinbar aussichtslosen 0:3-Rückstand zu Beginn des Schlussdrittels machten die Flughafenstädter ein 5:3 – ein Comeback, das die Zuschauer von den Sitzen riss. Es dürfte als eines der spektakulärsten Auftaktspiele in die Klotener Klubgeschichte eingehen.

Den Auftakt zur Aufholjagd gab der Restausschluss von Malte Strömwall. Der Lakers-Stürmer wurde am Ende des Mitteldrittels nach einem beidhändigen Crosscheck ins Gesicht von Petteri Puhakka vorzeitig unter die Dusche geschickt.

 

«Wir haben uns im Powerplay darauf geeinigt, ganz simpel zu spielen. Die Tore sind dann auch prompt gefallen.»

Petteri Puhakka, Stürmer EHC Kloten

 

Das folgende Powerplay nutzte Axel Simic mit einem Ablenker zum 1:3 - bereits sein 52. Treffer in der National League. Simic hatte in den letzten elf Saisonspielen der Vorsaison noch sieben Mal getroffen und war seinerzeit Klotens Topskorer im Playin (4 Spiele) und den Playoff-Viertelfinals (5 Spiele) gewesen.

Nach Simics erstem Treffer ging es Schlag auf Schlag: Brandon Gignac eroberte die Scheibe und stellte auf 2:3. Verteidiger Nicholas Steiner sorgte für das 3:3. Und erneut Simic im Powerplay, nach Vorarbeit von Gignac und Puhakka, traf zum 4:3.

Powerplay als Schlüssel

Innerhalb von weniger als zehn Minuten hatte Kloten das Spiel komplett gedreht. Den Schlusspunkt setzte Puhakka selbst, der mit einem Empty-Netter – und dem dritten Überzahl-Tor des Abends – den Sack endgültig zumachte.

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, lag auch an Waeber, der zuvor mit starken Paraden den möglichen 4:4-Ausgleich der Lakers vereitelt hatte. Und das, obwohl Kloten nicht einmal mit voller Importstärke angetreten war: Tyler Morley fehlt verletzt von Spiel zu Spiel.

Zum Vergleich: In der Vorsaison war Kloten zwar mit vier Siegen aus fünf Spielen gestartet, hatte aber erst in der vierten Partie das erste Überzahltor erzielt. Diesmal gelangen gleich drei Powerplay-Treffer im zweiten Spiel.

Kimi Körblers Traumdebüt

Für den 18-jährigen Kimi Körbler war es ein Abend, den er wohl nie vergessen wird. «Ein besseres Spiel für sein NL-Debüt könne man sich nicht aussuchen», erklärte der Youngster nach dem Schlusspfiff.

Bereits beim Saisonauftakt in Ambri (1:2) hatte er auf der Spielerbank gesessen, allerdings ohne Einsatzzeit. Nun durfte er erstmals ran - und wie. Zwischen Klotens Elite-U21-Team, wo er in den ersten beiden Partien schon drei Tore und zwei Assists gesammelt hatte, und künftig wohl auch im Swiss-League-Partnerteam Thurgau pendelnd, erlebte Körbler einen National-League-Einstand nach Mass.

«Es war eine Achterbahn, pure Emotionen, ein richtig tolles Spiel gegen die Lakers. Das werde ich sicher nicht so schnell vergessen.» Schon als Kind habe er von solch einem Moment geträumt: «Genau für solche Emotionen spielt man Eishockey. Gemeinsam durchbeissen, bis zum Schluss.» Und drei Powerplay-Tore in ­einem Spiel und erst recht in einem Drittel seien ohnehin rekordverdächtig.

Traineransprache als Wendepunkt

Besonders beeindruckt habe ihn die Ansprache von Trainer Lauri Marjamäki in der zweiten Drittelspause beim Stand von 0:3. Dieser habe gefordert, Charakter zu zeigen – gerade auch vor dem Heimpublikum.

«Wir haben umgesetzt, was er verlangte: als Team zusammenstehen und kämpfen. Am Ende zahlte sich das aus», so Körbler weiter gegenüber dem «Klotener Anzeiger». Beim 3:3-Ausgleich von Steiner hatte der beim HC Davos ausgebildete Bündner sogar seinen Anteil, indem er im Slot die Sicht von Lakers-Keeper Melvin Nyffeler nahm und so den Ablenker ­begünstigte. «Ich will immer bereit sein, dort, wo man mich braucht», betonte ­Youngster Kimi Körbler.

Nach zwei Jahren im kanadischen Junioren-Eishockey sehe er Kloten nun als ideale Adresse für seine Weiterentwicklung. «Ich will in dieser Saison in allen Bereichen besser werden und beweisen, dass ich in diese Liga gehöre.»

Puhakka geht voran

Auch Neuzugang Petteri Puhakka erlebte einen Einstand nach Mass. Der 24-Jährige, der mit Tappara Tampere bereits drei Meistertitel und die Champions Hockey League gewonnen hatte, sprach von ­einem «besonderen Erlebnis». Vor dem Schlussdrittel sei klar gewesen, dass man «etwas beweisen» wolle. Zudem habe man sich im Powerplay darauf geeinigt, ganz simpel zu spielen – die Tore seien prompt gefallen. «Dadurch zogen wir das Momentum auf unsere Seite und gewannen an Zuversicht und Vertrauen», erklärte Puhakka. Im ersten Überzahlblock mit Gignac und Simic fühle er sich bestens aufgehoben. «Das sind hervorragende Nebenleute, mit denen es Spass macht, zusammenzuspielen.» Für ihn sei der Wechsel zu Kloten der nächste Karriereschritt: mehr Eiszeit, mehr Verantwortung, mehr Möglichkeiten, sich zu ent­falten.

Tipp von Ojamäki und neue Rolle

Den Tipp, nach Kloten zu wechseln, hatte er auch von Niko Ojamäki, Klotens Topskorer der letzten Saison, erhalten. Dieser ist nach Tschechien (Kladno) gezogen, habe ihm zuvor aber nur Gutes über die Flughafenstädter berichtet. «Kloten ist eine gute Organisation mit einer klaren Entwicklungsstrategie», so Puhakka. Für die jungen Spieler wolle er selbst ein Vorbild sein. Dass ihm das System gefällt, überrascht nicht: Es setzt auf Scheibenkontrolle, Kreativität und Speed – genau sein Stil. Zudem lobte er den engen Zusammenhalt im Team, der sich spürbar auch auf dem Eis auszahle.

Am Freitag gibt es ein Wiedersehen mit Michael Liniger

Am Freitag empfängt Kloten nun den EV Zug, gegen den man in der Vorsaison Anfang Oktober das erste Heimduell mit 4:3 gewann und dadurch erstmals seit elf Jahren wieder die NLA-Tabellenführung übernahm.

Zug wird in dieser Saison neu von Michael Liniger gecoacht. Der 45-jährige Aargauer war davor zwei Jahre lang Assistent von Dan Tagnes gewesen und hatte während Jahren gute Arbeit beim ZSC-Farmteam GCK Lions geleistet. Als Spieler hatte der frühere Center einst bei Kloten zum Captain-Team gezählt. Auch  galt er bei den Zürcher Unterländern seinerzeit als heisser Trainer-Kandidat für die Nachfolge von Jeff ­Tomlinson.

Gang zum Titelanwärter

Nach dem Heimspiel gegen Zug folgt für Kloten am Samstag der Gang zum Titelanwärter Lausanne, der am Dienstag Genève-Servette mit einem unfassbaren 11:0 vom Eis fegte (Théo Rochette erzielte drei Tore). Danach steht für die Zürcher Unterländer am Dienstag das dritte Saison-Heimspiel im Programm. Gegner ist Schlusslicht Ajoie, das als einziges Team der Liga nach vier Runden noch ohne Punktgewinn ist. Die Jurassier werden allerdings auch von argem Verletzungspech gebeutelt. Mit acht Absenzen war deren Abwesenheitsliste am vergangenen Dienstag doppelt solange wie jene von Kloten.  

 

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

Der «Klotener Anzeiger» und seine Schwesterzeitung «Stadt-Anzeiger» Opfikon verlosen in jeder Ausgabe 2 × 2 Sitzplatz­tickets der ersten Kategorie und 1 × 2 Tickets der zweiten Kategorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel am Freitag, 19. September, gegen den EV Zug verlost. Wer gewinnen möchte, sendet eine E-Mail mit Betreffzeile «Zug» und vollständiger Postadresse an: redaktion(at)kloteneranzeiger.ch 

Keine Korrespondenz über die Verlosung. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinner der Verlosung werden dem Ausschreiber bekanntgegeben.

Gwunderbrunnen

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