Entfesselter Meyer küsst Kloten wach

Richard Stoffel

Der EHC Kloten stoppte im vorletzten Spiel vor der Länderspielpause seine Negativserie von sieben Niederlagen aus den letzten acht Partien. Mit drei Toren und einem Assist war Dario Meyer die überragende Figur beim 4:2-Sieg nach 0:2-Rückstand gegen Fribourg-Gottéron.

Für den 28-jährigen Stürmer war es bereits das zweite Dreierpack seiner National-League-Karriere – nach einem ähnlichen Exploit in seiner Zeit beim SC Bern, wo der Berner bis 2018 spielte. «Die Art und Weise, wie der Sieg erarbeitet wurde, tut gut. Ich hoffe, dass wir nun etwas mitnehmen können», sagte Meyer nach seinen Saisontoren 4 bis 6.

Vor dem Spiel lag Kloten nach Verlustpunkten noch auf Rang 13 und damit auf dem vorletzten Platz. Dank des Heimerfolgs belegen die Flughafenstädter mit 24 Punkten aus 21 Spielen nun Rang 11.

Tor des Monats geschossen

Meyer leitete gegen Gottéron das 1:2 von Nicholas Steiner kurz vor der ersten Drittelspause ein und erzielte das 2:2 im Powerplay nur wenige Minuten später. Der Gamewinner zum 3:2 war gar ein Tor des Monats: Mit einem Solo düpierte er die Freiburger Defensive und traf elegant per Backhand. Beim 4:2 musste er nach einem unwiderstehlichen Rush von Rafael Meier nur noch den Stock hinhalten, um Gotté­rons Ersatzgoalie Loïc Galley zu bezwingen.

Sein Sturmlinienpartner Rafael Meier glänzte als zweifacher Assistgeber, besonders sehenswert sein Rush und die Vorlage zum 4:2. «Wir waren gegen Gottéron hartnäckig vor beiden Toren – das war der Schlüssel zum Sieg. Da konnten wir uns verbessern. Jetzt müssen wir einfach so weitermachen und unser Hockey spielen. Vergessen, was war», sagte Rafael Meier dem «Klotener Anzeiger». Der spürbare Flow mit Fortdauer der Partie habe die Energie des ganzen Teams angehoben.

Fadani bald wieder dabei

Das Zusammenspiel mit Dario Meyer funktioniere so gut, «weil wir uns verstehen und Spass an dieser Harmonie haben. Das gibt dir Energie.» In der Stunde des Erfolgs dachte Rafael Meier auch an seinen 20-jährigen Zwillingsbruder Simon, der letzte Woche seine zweite Schulteroperation über sich ergehen lassen musste und in dieser Saison wohl kaum mehr zu seinem National-League-Debüt für Kloten kommen wird. «Er arbeitet hart an seinem Comeback. Es ist schwierig für ihn, wenn er nicht zeigen kann, was er draufhat. Aber er wird das auf jeden Fall noch nachholen.»

 

«Wir waren gegen Gottéron hartnäckig vor beiden Toren – das war der Schlüssel zum Sieg. Da konnten wir uns verbessern. Jetzt müssen wir einfach so weitermachen und unser Hockey spielen. Vergessen, was war.»

Dario Meyer, Stürmer

 

Bei Gottéron erhielt Reto Berra, der ab nächster Saison für Kloten spielen wird, als Back-up eine Verschnaufpause. Im Klotener Tor stand Ewan Huet. Sein Ersatz war Mathieu Croce, der vom Partnerteam Thurgau nachgerückt war, nachdem sich Stammgoalie Davide Fadani verletzt hatte. Fadani soll nach der Länderspielpause bereits wieder einsatzfähig sein.

Ausgerechnet im Zürcher Derby gegen den Kantonsrivalen ZSC Lions, der seinerseits mit acht Niederlagen in Serie (sechs in der Meisterschaft, zwei in der Champions Hockey League) angereist war,  setzte es für Kloten am Samstag die vierte Heimniederlage in Folge ab. 6021 Zuschauer in der ausverkauften Swiss Arena sahen den Erfolg des Titelverteidigers und Champions-League-Gewinners.

Derby als Krisengipfel

Unter den Zuschauern war auch Luca Cereda, der unlängst als dienstältester Trainer der National League bei Ambri-Piotta zurückgetreten war. Für Kloten war es ­bereits die zweite bittere Pille innerhalb von 24 Stunden: Am Freitag hatte das Team von Lauri Marjamäki beim 1:5 in Biel ­einen blassen Auftritt hingelegt.

Das Zürcher Derby war nicht nur ein Krisengipfel zweier verunsicherter Teams, sondern auch ein Duell mit massiven Ladehemmungen im Angriff. Die ­Lions reisten mit einem mageren Schnitt von 1,3 Toren pro Spiel aus den sechs vorangegangenen Partien an. Und Kloten hatte nach dem 1:4 im Derby in 15 seiner bis dahin 20 Saisonspiele höchstens zweimal getroffen.

Im Schlussdrittel keimte kurz Hoffnung auf, als Topskorer Petteri Puhakka bei sechs Klotener Feldspielern auf 1:2 verkürzte. Captain Patrick Geering und der Ex-Klotener Thierry Bader – Sohn des in Kloten wohnhaften österreichischen Nationaltrainers Roger Bader – erzielten ihre jeweils ersten Saisontore. Die restlichen Treffer markierten Denis Malgin und Mikko Lehtonen per Empty Netter.

Grosser Frust nach Derby

«Kloten ist eine kreative Mannschaft, will immer mit der Scheibe spielen, ist läuferisch stark und gut organisiert. Wir hatten unseren Plan gegen sie – und der ging auf», erklärte Lions-Trainer Marco Bayer dem «Klotener Anzeiger» nach dem Derby. Verteidiger Yannick Weber, einst langjähriger NHL-Profi, brachte es auf den Punkt: «Wir liessen wenig zu – und das frustrierte sie.»

Spielerisch war Kloten über weite Strecken auf Augenhöhe, doch zwingende Chancen blieben Mangelware. Für Klotens Rekordspieler Steve Kellenberger ist klar, woran es hapert: «Wir wollten die Präsenz vor dem gegnerischen Tor erhöhen, um die Scheibe irgendwie reinzubringen – und im eigenen Slot möglichst nichts zulassen.»

Sein Fazit fiel nüchtern aus: «Wir sind immer dabei. Aber am Ende bringt es uns nichts. Das Spielsystem sieht gut aus, aber davon alleine holen wir keine Punkte. Wir müssen kämpfen, auch mal schlecht spielen und trotzdem gewinnen. Wir müssen daran arbeiten, die Scheibe einfach reinzudrücken – und defensiv noch weniger zuzulassen.»

Erzwingen statt Mentaltrainer

Im Januar 2024, damals als Tabellenvorletzter, hatte Kloten einen Mentaltrainer beigezogen: Daniel Hornecker, der auch NHL-Superstar Roman Josi betreut. Die Zusammenarbeit war freiwillig und individuell – viele Spieler arbeiten ohnehin mit eigenen Spezialisten. Captain Steve Kellenberger hielt nach dem Derby ein generelles Engagement jedoch nicht für notwendig: «Ich glaube nicht, dass wir einen Mentaltrainer brauchen. Wir müssen an uns selbst arbeiten, kopfvoran durch – und die Scheibe einfach reindrücken. In unserer Situation müssen wir mit allem, was wir haben, aufs Tor gehen. Auch wenn es weh tut.» Das Erzwingen stand für ihn im Vordergrund. «Ich habe das Gefühl, dass wir es gut haben und als Team funktionieren. Aber jetzt müssen wir im Training härter zueinander sein.» Gesagt – und gegen Fribourg-Gottéron umgesetzt: Kloten zeigte dem Gegner sichtbar die Zähne. Selbstvertrauen, so Kellenberger, entstehe auch durch ein «hässliches» Tor – Hauptsache, die Scheibe gehe ins Netz. Gegen Gottéron war der Gamewinner von Meyer dann prompt ein Schmuckstück.

Nun gegen Lausanne

Vor der Länderspielpause und dem knapp zweiwöchigen Durchatmen empfängt Kloten am Samstag noch den HC Lausanne – bereits das dritte Saisonduell gegen den Playoff-Finalisten der letzten ­beiden Jahre. In den ersten beiden Be­gegnungen im Waadtland zeigten die Zürcher Unterländer ihre besten Saisonleistungen: einen 5:3-Sieg beim Debüt von Ewan Huet in Klotens Tor sowie eine unverdiente 1:2-Niederlage.

EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen

Der «Stadt-Anzeiger» Opfikon und der «Klotener Anzeiger» verlosen in jeder Ausgabe 2× 2 Sitzplatztickets der ersten Kategorie und 1× 2 Tickets der zweiten Kategorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel am Samstag, 1. November, gegen den HC Lausanne verlost. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Lausanne» und vollständiger Postadresse an:

redaktion@kloteneranzeiger.ch   

 

Mit einem Solo düpierte er die Freiburger Defensive und traf elegant per Backhand. Dario Meyer nach dem Gamewinner zum 3:2. Bilder Marcel Kaul

Mathieu Croce kam vom Partnerteam Thurgau, nachdem sich Stammgoalie Davide Fadani verletzt hatte. Links Goalie Ewan Huet.