Ein Schweizer Meister für Wallisellen

Nicola Berger

Der ehemalige ZSC-Profi Patrick Meichtry ist seit zehn Jahren in Wallisellen wohnhaft. Und hat auf diese Saison den Trainerjob beim EHC übernommen. Im Interview erklärt er, weshalb er in Lausanne einst Polizeischutz benötigte. Und wieso es in dieser Saison mit der Playoff-Qualifikation klappen soll.

 

 

Nachdem sich Richard Novak in die höherklassige MyHockey-League zu Frauenfeld verabschiedete, fiel die Wahl der Verantwortlichen im EHC Wallisellen schnell auf Patrick Meichtry. Der langjährige Nationalliga-Profi war schon in der 2. Liga ein Kandidat für den Posten gewesen, doch aus Loyalität zu seinem damaligen Klub Bassersdorf blockte Meichtry (45) die Avancen ab. Obwohl er mit seiner Grossfamilie seit einem Jahrzehnt in Wallisellen wohnhaft ist. Und den Fussweg zur Eisbahn in 15 Minuten zurücklegen kann.

Patrick Meichtry, was bleibt aus acht Jahren als Nationalliga-Verteidiger?

Ich habe viel mitnehmen können. Ich debütierte im Jahr 2000 für den ZSC. Und zwar weil Andreas «Zesi» Zehnder eine Matchstrafe kassierte. Nach dem Spiel kam er zu mir und sagte, ich könne ihm grad mal einen 50er geben für diesen Freundschaftsdienst (lacht).

Der ZSC wurde in jener Saison Meister. Gab’s für Sie auch eine Medaille und eine schnittige Uhr?

Nein. Ich spielte ja selten. Aber auf dem Meisterschaftsfoto bin ich drauf. Bald darauf hätte ich nach Kloten wechseln können. Doch damals war das Transfersystem anders aufgebaut. Der ZSC bestand auf die maximale Summe von 500’000 Franken, das wollte Kloten begreiflicherweise nicht bezahlen. So wechselte ich 2005 nach Thurgau in die 1. Liga. Dort betrug der Maximalbetrag 60’000 Franken. Immer noch viel Geld …

Zuvor stiegen Sie mit Lausanne aus der Nationalliga A ab …

Ja, ich stiess als Verstärkungsspieler für die Playouts dazu. Nur für wenige Wochen, doch die waren prägend. Wir hatten viel Qualität, gerieten aber in eine Negativspirale – es funktionierte überhaupt nichts mehr. Bill Stewart war der Trainer, ein Kanadier mit dem Übernamen «Hollywood Bill». Er zog alle Register. Der Klub veröffentlichte gefälschte Bilder des Spielers Éric Landry, um eine Sperre des Gegenspielers zu erwirken. In der Kabine warf er mal einen Ghettoblaster herum. Wir verloren dann Spiel 7 gegen Basel und brauchten Polizeischutz vor den eigenen Fans. Es war eine lehrreiche Zeit.

In Thurgau trafen Sie mit Felix Burgener auch auf einen Exzentriker.

Burgener war anders. Er hat sein Ding durchgezogen. Wir hatten für die 1. Liga ein Wahnsinnsteam beisammen und verloren kein einziges Spiel. Der Torhüter Flavio Lüdke ist heute Götti eines meiner Kinder. Ich habe bei Thurgau nebenbei Informatik studiert. Und 2008 fand ich, dass es jetzt Zeit ist, ins Berufsleben einzusteigen. Ich wechselte nach Dübendorf und arbeitete daneben in einem 100-Prozent-Pensum als Programmierer für Roboter.

War es Ihnen zu langweilig, «nur»Hockey-Profi zu sein?

Ja. Ich habe das ein halbes Jahr nach der Lehre gemacht: Nur Hockey spielen. Danach habe ich mir einen Teilzeitjob gesucht.

Eishockey scheint dennoch sehr prägend für ihr Leben zu sein: Sie lernten auf der Eisbahn auch Ihre Frau Tanja kennen.

Ja, in Dübendorf. 1997 müsste das gewesen sein. Sie war Eiskunstläuferin und ist heute Trainerin in diesem Bereich. Inzwischen haben wir vier Kinder.

Wie fanden Sie ins Trainermetier?

In Dübendorf bin ich durch meine Kinder reingerutscht. Da hilft man aus. Und irgendwann war ich dann Stufenleiter für die U9 und U11. In dieser Funktion hat man in Wallisellen auch schon meine Stimme auf der Eisbahn gehört, wenn ich bei einem Nachwuchsspiel Speaker war. 2015 hat mich dann Bassersdorf angefragt, ob ich nicht Konditionstrainer werden könnte. Das ging gut aneinander vorbei, weil die Kids früh am morgen und das 2. Liga-Team spät am Abend trainierten. Später wurde ich Assistent und 2018 Cheftrainer.

Jetzt haben Sie den EHC Wallisellen übernommen. Wieso?

Ich habe den Job in Dübendorf jetzt knapp zehn Jahre lang gemacht. Es rutschte immer wieder eines meiner Kinder nach (lacht). Nun habe ich mehr Kapazitäten. Den Kontakt mit Wallisellen gibt es schon lange. Aber jetzt hat das Timing gepasst.

Ist das nicht ein grosser Sprung, direkt in die 1. Liga?

Ich traue mir das auf jeden Fall zu. Ich habe als Spieler in der Nationalliga und als Trainer in Bassersdorf viel Erfahrung sammeln können.

Gab es im Profibereich Trainer, die Sie schätzten?

Matti Alatalo bei den GCK Lions. Und Rick Alexander in Dübendorf. Die haben beide einen Top-Job gemacht.

Wallisellen hat in der Saison 2024/25 die Playoffs knapp verpasst, die Qualifikation dafür nun aber als klares Saisonziel ausgegeben.

Ja, wir wollen ohne zittern zu müssen in die Playoffs. Es wird angesichts der Qualität im Kader nicht einfach, das muss man auch sagen. Aber wir sind eine ambitionierte Truppe. Und wir werden uns mit B-Lizenzen verstärken, das soll auch den Konkurrenzkampf erhöhen.

Immerhin steht Kaj Suter im Team, der qualitativ beste Spieler der Liga.

Sagen wir lieber: Einer der besten. Ich will ihn nicht noch zusätzlich unter Druck setzen … Er hat letzte Saison gesundheitsbedingt leider nur elf Spiele absolvieren können. Jetzt ist er gesund, das hilft uns natürlich.

Das aus Wetzikon verpflichtete Trio Nils Berni/Lars Mathis/Mario Pieroni blieb im letzten Winter unter den Erwartungen.

Ich glaube, in Wetzikon kamen die Jungs auf mehr als 100 Skorerpunkte. Und hier waren es 34. Sie sagten, es habe nicht so wirklich funktioniert. Also schauen wir jetzt, dass es das tut. Wir wollen mit Spass bei der Sache sein und auch dem Publikum etwas bieten. Das heisst: schnelles, attraktives Hockey zu zeigen.

Saisonstart im Cup

Am Sonntag, 28. September, bestreitet der EHC Wallisellen sein erstes Pflichtspiel: Im Cup reist das Team zum Drittligisten Schaffhausen. Eine Woche später steht zum Meisterschaftsauftakt das Gastspiel beim SC Rheintal an. Das erste Heimspiel bestreitet die Mannschaft am 8. Oktober gegen den langjährigen Nationalligaverein Herisau.

Im Kader gab es wenig Veränderungen, aber der Verein bediente sich erneut beim EHC Wetzikon und verpflichtete den Verteidiger Denis Heller und den slowakischen Stürmer Sebastian Bratko. Die langjährige Teamstütze Michael Dittli trat zurück, bleibt dem EHC aber als Assistenzcoach erhalten.

Die Saisonvorbereitung war herausfordernd, weil das Eis in Wallisellen noch nicht aufbereitet ist – die Eistrainings fanden meist zu später Stunde in Kloten und Wetzikonstatt. (nbr.)

Gwunderbrunnen

19.12.2025 - 14:00
28.11.2025 - 14:00
31.10.2025 - 14:00
29.09.2025 - 14:00
26.09.2025 - 14:00
25.09.2025 - 09:00
22.09.2025 - 14:00
Zur Agendaübersicht