EHC Kloten ist dank seiner Goalies im Aufwind

Richard Stoffel

Der EHC Kloten hat zuletzt mit zwei Siegen in Folge den Sprung auf Tabellenrang 9 geschafft. Auf das überraschende 5:3 in Lausannefolgte in der 7. Runde ein 2:1-Heimsieg nach Verlängerung gegen Ajoie.

Besonders auffällig: Ausgerechnet die beiden jungen Ersatzgoalies des verletzten Stammkeepers Ludovic Waeber – Davide Fadani (24) und Ewan Huet (20) – standen im Mittelpunkt. Ihr Anteil am Aufschwung ist beträchtlich, was auch Goalie-Trainer Tim Bertsches Verdienst ist. Gleichwohl mahnt er, vor allem bei Huet den Puck flach zu halten.

Fadani selbst erklärte, es sei nun seine und Huets Aufgabe, die Entwicklung voranzutreiben und die Lücke von «Klotens vielleicht bestem Schweizer Einzelspieler» zu schliessen. Jeder im Team wisse, wie wichtig Waeber für die Mannschaft sei. Gleichzeitig hob er die Qualität der jungen Spieler hervor, die das Mehr an Eiszeit nun nutzen. «Ich selbst bin sehr happy, hier zu sein, und freue mich über das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird.»

Drama gegen Ajoie

Wie viel Nervenstärke Kloten aktuell aufbringen muss, zeigte sich im Heimspiel gegen Schlusslicht Ajoie. Dort verpassten die Zürcher Unterländer knapp den Dreipunktegewinn. «Drei Punkte wären besser gewesen», haderte Fadani, der sein Team kurz vor Ende noch vor dem Ausgleich bewahrte. 62 Sekunden vor der Sirene traf jedoch Killian Mottet, der frühere Goalgetter von Fribourg-Gottéron. Doch Kloten schlug nach nur 28 Sekunden in der Overtime zurück: Petteri Puhakka erzielte sein fünftes Saisontor, vorbereitet von Robert Leino, der bereits seinen sechsten Assist verbuchte.

Das erste Tor für Kloten gegen die Jurassier hatte «namensgerecht» Noah Delémont erzielt. Für den früheren Bieler Verteidiger war es das erste Ligator im Kloten-Dress. Fadani, der zum «Best Player» gewählt wurde, erhielt diese Auszeichnung bereits zum zweiten Mal in Serie bei einem Heimspiel – nach dem 2:5 gegen Zug am Freitag zuvor.

Huet brillierte in Lausanne

Während Fadani im Heimspiel glänzte, hatte wenige Tage zuvor ein anderer Keeper für Furore gesorgt. Ewan Huet feierte einen spektakulären Einstand für Kloten. Beim 5:3-Auswärtssieg gegen Favorit Lausanne avancierte der 20-Jährige mit 36 Paraden und einem Assist zum Matchwinner – und das, obwohl Kloten ohne die verletzten Tyler Morley und Brandon Gignac wie auch am Dienstag gegen Ajoie nur vier Ausländer einsetzen konnte.

Die Partie war auch deshalb besonders, weil Ewans Vater Cristobal (50) in Lausanne eine Legende ist, weil er dort seine glanzvolle Karriere einst beendete und heute Goalietrainer im LHC ist. 1999 war Cristobal beispielsweise Meister mit Lugano, 2010 gar als Back-up-Goalie Stanley-Cup-Sieger mit den Chicago Blackhawks. Seine Karriere liess er in Lausanne ausklingen, wo sein Trikot heute unter dem Hallendach hängt. Nun schrieb sein Sohn ausgerechnet in dieser Arena Geschichte.

Ewan Huets eigene Laufbahn begann denn auch in Lausanne. Dort durchlief er den Nachwuchs und debütierte 2022/23 in der National League. Die Perspektiven waren allerdings eher durchwachsen, weshalb er sich anderweitig orientierte. «Von seinem Vater hat er die freundliche, ruhige, unerschütterliche Art, die Beweglichkeit und die Fähigkeit, das Spiel zu lesen», urteilte kürzlich Experte Klaus Zaugg auf watson.ch. Er zog Parallelen zu Leonardo Genoni, dem diesjährigen WM-MVP beim Silbermedaillengewinn der Schweiz, und erinnerte zugleich an Kloten-Ikone Reto Pavoni, der 1986 mit 18 Jahren für die Flughafenstädter debütierte.

Huet, der die Schweiz an zwei U20-Weltmeisterschaften vertreten hat und zuletzt in Nordamerika Erfahrung sammelte, setzte seinem Einstand in Lausanne ein zusätzliches Highlight auf: Er verbuchte den Assist zum ersten Saisontor von Luc Harisson Schreiber. Auch Mischa Ramel, wie Schreiber ebenfalls aus der Klotener Talentschmiede, traf erstmals in dieser Saison. Beide – Schreiber (24) und Ramel (22) – hatten schon letzte Saison den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gemacht und damals jeweils ihre statistisch beste Spielzeit verzeichnet. Huet adaptierte bei seinem Assist sehr gut. Weil er den fliegenden Wechsel der vier Lausanner Feldspieler entsprechend gelesen hatte, riskierte er den langen Pass, so Ewan Huet gegenüber dem «Klotener Anzeiger».

Bodenhaftung gefordert

Nach der Partie, erzählte Huet, sei sein Vater zufrieden gewesen – «und wohl auch ein wenig stolz». Speziell sei es gewesen, vor der Familie zu spielen, so Ewan Huet. Das ganze Klotener Team habe einen Effort geleistet: «Wir waren couragiert, spielten mit dem Puck gut und waren effizient im Abschluss.» Wie oft er nun neben Fadani zum Einsatz komme, sei offen, doch er bereite sich stets so vor, als stünde er im Tor.

Der Glanzauftritt in Lausanne brachte viel Aufmerksamkeit – doch im Verein legt man Wert darauf, dass der Youngster auf dem Teppich bleibt. Goalie-Trainer Bertsche lobte zwar die Leistung, forderte aber auch Bodenhaftung: Huet müsse Schritt für Schritt weiterarbeiten. «Wir analysieren meine Spielweise, ich werde sensibilisiert, was geht und was nicht geht», sagte der junge Keeper selbst.

Auch andere Stimmen im Team spiegeln die Aufbruchstimmung wider. Verteidiger Leonardo Profico mahnte zwar ein stabileres Penaltykilling an, zeigte sich aber zuversichtlich: Entscheidend sei, im System zu bleiben und immer Vollgas zu geben – unabhängig vom Gegner.

Neuzugang Lukas Klok, tschechischer Verteidiger mit KHL-Erfahrung, sieht den Ausfall von Waeber ebenfalls gelassen: «Für uns ändert sich bei den Goaliewechseln taktisch nichts.» Seine eigene Geschichte ist bemerkenswert: Erst ein Agentenwechsel ermöglichte die Vertragsauflösung in der KHL – mitten in ­einer turbulenten Phase, da kurz zuvor sein Kind zur Welt kam. Nach einem kurzen Engagement in Bern fand er nun seinen Platz in Kloten.

Transfers und Verträge

Neben sportlichen Schlagzeilen bestimmen auch Zukunftsfragen das Bild. Offen ist die Situation um Axel Simic, letzte Saison bester Play in- und Playoff-Topskorer. Laut mehreren Quellen steht er vor einem Wechsel zu Lausanne mit einem Mehrjahresvertrag ab der kommenden  Saison. Offiziell bestätigen will Lausanne traditionell erst nach Saisonende. Sportchef Ricardo Schödler hält sich bedeckt: «Wir reden täglich mit unseren Spielern, aber nicht immer über Verträge.»

Dass Simic Kloten verlässt, gilt dennoch als kaum vermeidbar – seine Entwicklung und der angestiegene sportlicher Wert machen ihn für den Klub kaum mehr finanzierbar. «Wir sind nicht der Klub, der einen Spieler mit einem Achtjahresvertrag halten kann», so Schödler.

Gelassen zeigt er sich dagegen in der Goalie-Frage: Solange Fadani und Huet so weitermachen, brauche es keine externe Lösung. Angesichts von 18 Spielen in den ersten 43 Saisontagen sei vor allem gutes Kräftemanagement wichtig. «Wir müssen schauen, dass wir immer einen frischen Goalie drin haben. Wir vertrauen allen Goalies, die bei uns sind.»

Dichtes Programm

Der eng getaktete Spielplan dürfte zeigen, wie stabil Klotens Aufwärtstrend wirklich ist. Am Freitag geht es nach Bern, am Samstag folgt das Heimspiel gegen die SCL Tigers – beide Teams stehen derzeit bei acht Punkten. Bereits am Dienstag wartet das erste Derby gegen den ZSC, den amtierenden Meister und Champions-League-Sieger. In der vergangenen Saison hielt Kloten im Viertelfinal (1:4) erstaunlich gut mit.

Keine «Geheimmission»

Goalie-Coach Tim Bertsche erklärte gegenüber dem «Klotener Anzeiger», derzeit keine «Geheimmission» wie einst unter Jeff Tomlinson zu haben. In der MySports-Doku zum Buch «Blindes Vertrauen» wurde publik, wie Bertsche Klotens früherem Headcoach von der Tribüne herunter via Mic-Verbindung eine Live-Berichterstattung im Reporterstil zukommen liess. Durch diese detaillierten Schilderungen konnte Tomlinson trotz seiner Sehbehinderung das Spielgeschehen erfassen und seine Schlüsse ziehen. «Wir alle sind froh, dass nun alles raus ist», sagt Bertsche.

Bittere Nachricht: Stürmer Simon Meier fällt mit einer schweren Schulterverletzung bis Saisonende aus. Sportchef Ricardo Schödler betont: «Wer die Vorbereitung gesehen hat, weiss: Simi war nicht einfach ein junger Spieler, der um seinen Platz kämpft, sondern war fest eingeplant in unserer Offensive. Von daher wiegt Simis Ausfall schwer. Wir planen mit ihm langfristig, und deshalb ist es das Beste, dass er jetzt vollständig fit wird.» Richard Stoffel

Gwunderbrunnen

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