Opfifon: Eine Studie von zweifelhaftem Wert

Roger Suter

Opfikon hat also schweizweit das zweitgrösste Potenzial für nachhaltige Innenentwicklung, wollen die Forscherinnen und Forscher von «Sotomo» herausgefunden haben.

Mit ihrer Simpel-Formel «viel freies Land in der Nähe guter Verkehrsverbindungen» hat sich das Team von Politgeograf Michael Hermann aber gewaltig verhauen. Dabei hätte ein Blick über den Rand ihres Tabellenblattes hinaus ergeben: Die Baulandreserven in Opfikon (Gesamtfläche: 5,59 Quadratkilometer, Platz 113 von 160) sind in absehbarer Zeit erschöpft, und Verdichten ist wegen des Fluglärms an vielen Orten gar nicht erlaubt. Zudem: Mit über 3800 Bewohnern pro Quadratkilometer ist im Kanton einzig die Stadt Zürich mit gut 4900 dichter besiedelt als Opfikon.

 

«Die Studie befeuert das Vorurteil, dass solche Untersuchungen sowieso nur Papiertiger sind.»

Roger Suter, Redaktor «Stadt-Anzeiger»

 

Die Sotomo-Studie basiert auf ausgewählten, nackten Zahlen und berücksichtigt andere, entscheidende Faktoren nicht: So durften die Grundbesitzer im Glattpark nur dichter bauen, weil sie der Stadt dafür 12,4 Hektaren Land abtraten (analog zur kürzlich eingeführten Mehrwertabgabe), um als Ausgleich den Park zu bauen – einer der Erfolgsfaktoren dieses Quartiers und ebenso des angrenzenden Zürcher Leutschenbachs mit seinen Hochhäusern.

Dass die Studie Bauvorschriften bewusst ausser acht lässt, trägt nicht gerade zu ihrem Nutzen bei. Diese Regeln sind zwar nicht unumstösslich, doch ist unwahrscheinlich, dass der Fluglärm dereinst derart abnimmt, dass man mehr Leuten erlauben würde, hier zu wohnen.

Diese Studie ist aus meiner Sicht aus zwei Gründen problematisch: Erstens erweisen die Experten der Diskussion um Verdichtung einen Bärendienst, wenn sie vorhandene Gesetze einfach ausblenden. Zweitens befeuert die Studie das Vorurteil, dass solche Untersuchungen sowieso nur Papiertiger sind.