Kommentar: Das Lärmtelefon war ein Witz
87 000 Musikfans, die an den beiden Wochenenden nach Rümlang gepilgert sind, zeigen eindrücklich die Bedeutung des Zürich Openair. Es ist unbestritten, dass es dieses Festival braucht. Es hat eine grosse Anziehungskraft weit über die Kantonsgrenzen hinaus, und sie sind ein wichtiger Teil unserer gesellschaftliche Identität. Daran will auch niemand etwas ändern. Aber etwas stört trotzdem.
Es ist nicht die Veranstaltung, die bei den Klotener Einwohnerinnen und Einwohnern für Ärger sorgt, sondern die davon ausgehende musikalische Beschallung der Flughafenstadt. Kommt dazu, dass die Veranstaltung bislang an einem Wochenende stattfand, von Donnerstag bis Sonntag. In diesem Jahr hat man das Open Air auf zwei Wochenenden ausgedehnt. Aus Sicht der Veranstalter eine finanziell interessante Erweiterung, denn wer konnte schon am Donnerstag nach Rümlang kommen? Für die betroffene Klotener Bevölkerung bedeutete die Ausweitung aber ein weiteres Wochenende mit Lärm.
«Quasi als Ventil wurde ein Lärmtelefon eingerichtet.»
Quasi als Ventil wurde ein Lärmtelefon eingerichtet. Und weil die Telefonnummer auf der Website der Stadt Kloten publiziert war, glaubten viele, es handle sich um eine von den Behörden betriebene Beschwerdestelle. Doch dem war ganz und gar nicht so. Die Anrufe gingen direkt zum Veranstalter. Die Handynummer ist sogar die offizielle Telefonnummer während des Festivals. Da gingen also auch andere Anrufe ein als nur Lärmbeschwerden.
Man kann deshalb behaupten: Das Lärmtelefon war ein Witz oder eine Alibiübung, denn die Veranstalter sind nicht unabhängig. Sie haben weder ein Interesse, möglichst viele Beschwerden zu erhalten, noch ein Interesse, sich damit auseinanderzusetzen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, gibt der Veranstalter kaum Auskunft zu den Anrufen.
Hier müsste Rümlang im Rahmen des Bewilligungsverfahrens nachbessern und eine unabhängige Meldestelle verlangen, die die Anrufe fein säuberlich dokumentiert, damit später Verbesserungen möglich sind. Denn, wie gesagt, am Festival selbst will niemand rütteln.