In Opfikon wachsen preisgekrönte Weine
Drei Wochen früher als erwartet ernteten die Mitglieder der Rebberg-Genossenschaft Opfikon am Samstag die letzten Trauben. Bei strahlendem Sonnenschein und bester Stimmung wurde das Weinjahr 2025 erfolgreich abgeschlossen.
Ein sonniger Samstagmorgen auf der Rebhalde in Opfikon. Zwischen den 1000 Rebstöcken herrscht bereits um 9 Uhr reges Treiben. Sechs Mitglieder der Rebberg Genossenschaft Opfikon (RGO) sind zur letzten Wümmet des Jahres zusammengekommen. Mit Scheren und Eimern bewaffnet machen sie sich an die Ernte der Divico- und Cabernet-Jura-Trauben.
Rebmeister Werni Brunner begutachtet zufrieden die Rebstöcke: «Die Trauben sind lockerbeerig und kein Schädlingsbefall ist zu sehen. Ein wunderbares Ergebnis», erklärt er sichtlich erfreut. Auch die anderen Genossenschafter pflücken mit zufriedenen Mienen Traube für Traube und füllen dabei entspannt plaudernd einen Kübel nach dem anderen.
Früher als erwartet
Die Stimmung ist gesellig und ohne grossen Zeitdruck – ganz so, wie Brunner es an seiner Arbeit als Rebmeister schätzt: «Es ist toll, mit den Leuten zusammenzuarbeiten. Es gibt keine Hektik. Wenn man heute nicht fertig wird, macht man nächste Woche weiter. Doch heute wird man definitiv fertig: Nach nur eineinhalb Stunden sind alle 310 Kilogramm Trauben geerntet, woraus 240 Weinflaschen entstehen.
Normalerweise wären 20 bis 25 Helfer dabei gewesen, doch wegen der unerwarteten Frühreife hatten nicht alle Zeit. Die acht Anwesenden packten umso tatkräftiger an.
«Wir sind sehr früh dran», erklärt der Rebmeister, der sich seit 15 Jahren um die Opfiker Rebhalde kümmert. «Eigentlich haben wir erst Mitte Oktober mit der Ernte gerechnet. Wir sind drei Wochen voraus.» Schuld daran ist das wechselhafte Wetter: «Der Juli war sehr regnerisch und der Frühling eher trocken. Und die letzten Wochen war es wieder sehr sonnig. Das hat den Reifeprozess durcheinander gebracht.»
Glück mit Schädlingen
Die beiden nun geernteten Sorten sind dabei ganz bewusst gewählt: Divico und Cabernet Jura widerstehen Pilzen und ermöglichen es so, den Pflanzenschutz zu reduzieren. Aus ihnen soll später ein Cuvée-Rotwein entstehen, also ein Rotwein, der aus mehr als einer Rebsorte hergestellt wird. Den Namen für diesen Wein hat die RGO noch nicht festgelegt. «Das ist unsere erste Ernte dieser beiden Sorten. Eine kleine Premiere sozusagen», sagt Brunner.
Die hohe Qualität der diesjährigen Ernte ist auch einem glücklichen Umstand zu verdanken: Die gefürchtete Kirschessigfliege blieb aus. «Wir hatten sonst immer diesen Schädling», erklärt Brunner. «Ein Weibchen legt bis zu 100 Eier pro Tag in die einzelnen Beeren und die Maden fressen die Beeren von innen auf.» Befallene Beeren erkennt man daran, dass sie schrumpelig und violett werden und nach Essig riechen. Sie müssen deshalb mühsam herausgeschnitten werden. «Zum Glück hatten wir das nicht dieses Jahr.»
Strenge Qualitätskontrolle
Nach dem Wiegen folgt ein Qualitäts-check: die amtliche Weinlesekontrolle mit dem sogenannten Traubenpass. Dieser überwacht Quantität und Qualität der Ernte. «100 Quadratmeter Anbaufläche dürfen je nach Sorte etwa 120 bis 130 Kilogramm Trauben abgeben», erklärt Brunner das System. Bei Überschreitung müssten die Flaschen mit «Landwein» beschriftet werden, was viele mit minderer Qualität verbinden. Die RGO strebt jedoch das begehrte AOC-Label an, die Appellation d’Origine Contrôlée für höchste Qualität.
Alles wird verwertet
Anschliessend werden die Trauben zu den drei Weinsorten Rosé, Rot- und Weisswein verarbeitet. Diese sind über den Online-Shop der RGO, in Opfiker Restaurants wie dem Frohsinn, Wunderbrunnen oder Graffland und bei lokalen Anlässen erhältlich. «Wir bleiben hier im Ort und gehen nicht weit», betont Brunner. Auch die Traubenreste werden sinnvoll genutzt: Der Treber wird verwendet für das Aufkochen der Würste für das Treberfest, das die RGO jeweils im Februar veranstaltet.
Die Genossenschafter können bereits auf Erfolge in der Vergangenheit verweisen: Erst im Sommer gewannen sie beim grössten PIWI-Weinwettbewerb im deutschsprachigen Raum in Wien gleich mehrere Auszeichnungen. Mit Rosé und Weisswein holten sie Silber, mit dem Barrique-Rotwein sogar Gold. «Ein Riesenerfolg. Das ist eines der höchsten Gefühle», schwärmt Brunner.