Hundetrainer: Sitz, Platz, Prüfung
Vierbeiner und ihre Halter müssen schon in die Hundeschule. Doch der Kanton verlangt bald auch von Hundeausbildenden eine schriftliche und eine praktische Prüfung. Zwei Hundetrainerinnen erzählen, was sie davon halten.
Ob Chihuahua oder Weimaraner: Seit 1. Juni gilt für alle Vierbeiner sowie ihre Halterinnen und Halter im Kanton Zürich eine Hundeschulpflicht – unabhängig von der Grösse des Hundes. Ab nächstem Frühling müssen zudem Anbieterinnen und Anbieter von obligatorischen Hundekursen zu einer theoretischen und zu einer praktischen Prüfung antreten. Wenn Hundeinstruktorinnen und Hundeinstruktoren bis anhin die obligatorischen Hundekurse geben wollten, mussten sie eine vier Jahre gültige Bewilligung beantragen und dafür eine entsprechende Ausbildung nachweisen.
Das Veterinäramt möchte mit der Änderung sicherstellen, dass die Qualität in den Hundekursen steigt. «Durch eine qualitativ hochstehende Hundeausbildung fördern wir den sicheren, verantwortungsvollen und tierschutzgerechten Umgang mit Hunden. Das ist die beste Hundebissprävention», lässt sich Kantonstierarzt Lukas Perler in einer Mitteilung der Gesundheitsdirektion zitieren.
Es wird viel Wissen abgefragt
Die Prüfungen entwickelt das Veterinäramt zusammen mit dem Messerli-Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Theorieprüfung soll online durchgeführt werden und 60 Minuten dauern. Wie es auf Anfrage beim Veterinäramt heisst, wird zum Beispiel abgefragt, ob die Hundetrainerinnen und Hundetrainer über vertieftes Wissen in den Bereichen der theoretischen Hundeausbildung und in den folgenden Bereichen verfügen: Biologie und Verhaltenskunde, körperliche Beeinträchtigungen des Hundes sowie Erste Hilfe oder tiergerechte Erziehungsmethoden und Lektionenplanung.
In der praktischen Prüfung müssen die Hundeinstruktorinnen und Hundeinstruktoren wiederum vertiefte Kenntnisse in den Bereichen der praktischen Hundeausbildung nachweisen. Ausserdem wird unter anderem das Erkennen auffälligen Verhaltens eines Hundes und der korrekte Umgang damit, der korrekte Umgang mit Konflikten – zwischen Menschen und Hund sowie unter Hunden – und eine sinnvolle Gestaltung der Hundekurse geprüft.
Ab Frühling 2026 gilt es ernst
«Bei den Hundekursen wird Wert gelegt auf einen tierschutzgerechten und gewaltfreien Umgang mit dem Hund», erklärt Jutta Lang, Kommunikationsverantwortliche beim Veterinäramt. Mit der praktischen Prüfung werde sichergestellt, dass die Person die vom Veterinäramt vorgegebenen Lernziele für die Hundekurse in der Praxis umsetzen könne. «Die praktische Prüfung erfolgt in Form einer Lektion praktischer Hundeausbildung. Die konkrete Ausgestaltung der Prüfung ist derzeit in Bearbeitung», sagt Lang.
Die theoretische Onlineprüfung steht ab Frühling 2026 zur Verfügung, die praktische soll danach folgen. Das Bestehen beider Teile ist künftig Voraussetzung für eine Bewilligung des Veterinäramts. Hundeausbildende, die ihre Bewilligung bereits vor dem 1. Juni 2025 erhalten haben, müssen allerdings nicht sofort zur Prüfung antraben. Ihre Erlaubnis, obligatorische Hundekurse anzubieten, gilt bis zum Ende der regulären Bewilligungsdauer – mindestens aber bis zum 31. Mai 2026.
Jessi Jezler entschied sich im Jahr 2023, ihre eigene Hundeschule mit dem Namen «Jessis Pfoten Harmonie» zu eröffnen. Die 27‑Jährige hat ihre Ausbildung bei Certodog absolviert, dem Qualitätssiegel der Stiftung für das Wohl des Hundes. Sie ist unter anderem ausgebildete Hundeinstruktorin und Tierbetreuerin. «Mensch und Hund sollen zu einem Team werden», erklärt Jezler bei einem Spaziergang mit ihrer fünfjährigen Hündin Gamba zwischen den Feldern nahe dem Hardwald. Und wie in jeder Beziehung müsse viel zusammenpassen, damit ein gegenseitiges Verständnis entstehe. «Dazu gehören unter anderem Liebe, Konsequenz, Verlässlichkeit, Kommunikation und viel Geduld», zählt sie auf.
Dass Anbieter obligatorischer Hundekurse nun selbst zu einer obligatorischen Prüfung antreten müssen, findet Jezler eine gute Idee. So werde sichergestellt, dass alle ihre Kurse nach den gleichen Prinzipien geben würden. «Ich finde es wichtig, dass unsere Hunde liebevoll erzogen und nicht einfach dressiert werden – das ist ein Unterschied, den viele unterschätzen», fügt die Opfikerin an.
Auf Hunde und ihre Halter eingehen
Melanie Müller führt seit acht Jahren die «Cavas Hundeschule» in Kloten – benannt nach ihrer ersten eigenen Hündin Cava. Die einheitliche Prüfung sieht die 30‑Jährige positiv. «So ist gewährleistet, dass in Zukunft alle nach den gleichen Richtlinien ihre Hundekurse geben», sagt Müller beim Spaziergang mit der sechsjährigen Hündin Fay entlang des Altbachs. Sie versteht aber auch kritische Stimmen, die sich an den geplanten theoretischen und praktischen Prüfungen des Veterinäramts stören, weil man als langjährige Hundetrainerin oder langjähriger Hundetrainer wie sie selbst schon viele Ausbildungen absolviert und dafür einiges an Geld ausgegeben hat. «Aber die Einheitlichkeit ist ein guter Schritt, da gerade in Bezug auf gewaltfreie Erziehung nicht alle Hundeinstruktoren die gleiche Philosophie verfolgen», betont sie.
Gleichzeitig ist ihr aber wichtig, in den Hundekursen den Vierbeinern und ihren Besitzern gerecht zu werden. «Ich richte das Training konsequent nach den Bedürfnissen von Hund und Halter aus», erklärt Müller. Die Klotenerin arbeitete mehrere Jahre als tiermedizinische Praxisassistentin, bevor sie ihre Hundeschule eröffnete. Sie ist zudem unter anderem ausgebildete Certodog-Hundeinstruktorin sowie Trainerin für den Hundesport Agility.
Die Kosten für die Prüfungen sind laut Veterinäramt noch nicht festgelegt. «Die Hundeverordnung definiert für die Erteilung der Bewilligung zur theoretischen und praktischen Hundeausbildung ein Kostendach von 1500 Franken», sagt die Kommunikationsverantwortliche Jutta Lang. Ob sich die Hundetrainerinnen und Hundetrainer auch nach dem Erhalt der Bewilligung an die Vorgaben halten, will das Veterinäramt dann übrigens stichprobenartig überprüfen.