Gibeleich wird grösser und grüner

Roger Suter

Die Stadt hat sich entschieden, wie das Alterszentrum Gibeleich erweitert werden soll. Der flache Nebenbau an der Talackerstrasse weicht einem neuen Hauptgebäude mit fünf Regelgeschossen und einem Attikageschoss.

Vieles wird neu im Alterszentrum Gibe­l­eich in den nächsten Jahren. Der Bau aus den späten 1960er-Jahren wurde mehrere Male erweitert und letztmals in den 1990ern sanft renoviert, seither war lediglich technisch Notwendiges erneuert worden. Nun soll er für die Zukunft fit gemacht werden.

Bestehen bleiben das neunstöckige Hochhaus mit den 37 Alterswohnungen sowie das mittlere Gebäude mit dem Restaurant sowie der Garten Richtung Schulzentrum. Beide werden aber umfassend saniert. Das flache Nebengebäude mit dem Mehrzwecksaal hingegen wird abgerissen. An seiner Stelle entsteht ein fast quadratischer Neubau mit fünf  Regelgeschossen und einem Attikageschoss. Im Erdgeschoss und im ersten Stock sind öffentliche und halböffentliche Nutzungen vorgesehen, unter anderem wiederum ein Mehrzwecksaal mit Foyer, aber auch ein Physiotherapie-Angebot sowie Podologie und Coiffeur. Die Spitex Stadt Opfikon wird, zusammen mit dem Ärztezentrum, im ersten Stock im eigentlichen Gesundheitszentrum einziehen. Im zweiten und dritten Stock gruppieren sich jeweils 14 Zimmer identisch um einen Kern, der Lifte, Treppen und Technik enthält. Die Korridore verlaufen von dort zu den Fassaden und damit zum Licht und zur Aussicht, was die Orientierung im Haus erleichtern soll. Im obersten Stock befinden sich die Arbeitsplätze sowie die Pausenräumlichkeiten der Verwaltung.

Die Aussenwohngruppe Böschenmatte wird ins Zentrum integriert: Im 4. Obergeschoss ist die Demenzabteilung vorgesehen. Hier führt eine Verbindung mit Pergola hinüber aufs Dach des bestehenden Gebäudes, das mit einer dickeren Erdschicht und neuer Bepflanzung zum Wandelgarten mit Aussicht wird.

Zu Fuss durchlässiger

Aber auch die anderen Stockwerke im Neubau sind mit dem bestehenden verbunden: durch eine dreistöckige Passerelle. «Für Pflegende ist Treppensteigen oder das Warten auf den Lift Zeitverschwendung», weiss Gesundheitsvorsteher Jörg Mäder. Deshalb habe man auch darauf verzichtet, noch mehr in die Höhe bauen zu lassen. «Insgesamt gewinnen wir dennoch Platz für zusätzliche Services und andere Nutzungen», so Mäder. Durch einen zusätzlichen Eck-Eingang unter der Passerelle gelangt man auch vom Erdgeschoss trockenen Fusses ins Restaurant im Nachbarhaus. Doch nicht nur im Innern werden die Wege kürzer: Auch rund um die Gebäude sind neue Durchgänge geplant. So kann man künftig vom Kirchensteig beziehungsweise der Bettackerstrasse jederzeit unter der erwähnten Passerelle hindurch direkt auf den neu gestalteten Platz zwischen Alt- und Neubau sowie dem Hochhaus gelangen. Bislang musste man dazu durch das Gebäude hindurchgehen. Der Fussweg im Garten an der Ostfassade über den Teich bleibt bestehen,  derjenige an der Nordseite verläuft neu an der Arealgrenze.

Der neue, zentrale Hof erhält in der Mitte eine begehbare, barrierefreie Kiesfläche mit zusätzlichen Bäumen, wird grüner und verkehrsfrei, weil auch die  Rampe zur Tiefgarage entfernt wird. Die Zufahrt erfolgt künftig auf der Nordseite des Neubaus, wie bisher von der Talackerstrasse her. Deren Platanen – von denen übrigens keine einzige gefällt werden muss – sollen den Rahmen bilden für die angedachte grosse Gartenanlage um das Alterszentrum, wo Beete, Bäume,  Rundwege und kleinere Plätze zum Spazieren und Verweilen einladen.

Vom Hof führt der Haupteingang im neuen Gebäude einerseits ins Alterszentrum, aber auch in den Mehrzwecksaal und sein Foyer, die auch von Externen genutzt werden können. Beide sind Richtung Talackerstrasse orientiert. Viel Glas im Erdgeschoss macht den halböffentlichen Charakter der Räume sichtbar.

Über eine grosszügige Haupttreppe gelangt man vom Eingang mit Empfang, Wartebereich und Kiosk in den ersten Stock des Gesundheitszentrums mit Räumen der Tagesstruktur für Bewohnende sowie die Büros der Spitex. Diese ist ab 1.  Januar 2025 gemäss Beschluss des Spitexvereins organisatorisch und betrieblich ins «Gibi» und damit in die Stadtverwaltung eingegliedert.

Der heutige Hauptzugang wird zum Eingang für das Restaurant, das einen grösseren Vorplatz erhält und neu gestaltet wird. Im selben, bestehenden Haus erhält die «Anlaufstelle 60+» neue Räume, indem dort Pflegezimmer im Erdgeschoss zu Büros umfunktioniert werden.

Später ins Heim, aber mehr Pflege

Mit den bestehenden Pflegezimmern (sowie 43 weiteren, welche das Tertianum Bubenholz für die Stadt kostenpflichtig vorhält) wird das Angebot in Opfikon zwar modernisiert, aber nicht erweitert. Dennoch sei das Projekt «Gibeleich» ein wichtiges Etappenziel in der seit jeher starken Alterspolitik Opfikons, sagte Gesundheitsvorsteher Jörg Mäder an der äusserst gut besuchten öffentlichen Präsentation. «Gebaut wurde das Gibeleich seinerzeit als Altersheim mit ein bisschen Pflege», umschrieb Mäder den damaligen Ansatz.

Heute jedoch würden die Leute so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben und erst später in die (viel teureren) Pflegeeinrichtungen und Spitäler wechseln. «Und es ist ja nicht ausgeschlossen, dass sie nach einem Aufenthalt im Spital oder Pflegeheim auch wieder nach Hause zurückkehren.»

Attraktive Arbeitsplätze nötig

Architekt Alain Roserens fand, anders als zu früher weit weg am Waldrand müssten Altersheime mittendrin und gut vernetzt sein. «Das Gibeleich mit seiner neuen Mitte (dem Hof, Anm. d. Red.) soll ein öffentlicher Platz, ein Teil des Quartiers werden.» Das sei jedoch inmitten bestehender Bauten keine leichte Aufgabe.

Zu reden gab an der Projektpräsentation aber auch, dass im Attikageschoss mit der besten Aussicht nicht Zimmer für die Bewohnerinnen und Bewohner, sondern Büros für die Angestellten entstehen sollen.  Zum Ersten geht es dabei aber um zentralisierte Betriebsabläufe, welche vom 2. bis 4. Stock identisch verlaufen sollen. Zum Zweiten ist es aber auch wichtig, dass im Sinne der Arbeitgeberattraktivität die Mitarbeitenden über ansprechende Arbeitsplätze verfügen.

75 Millionen, «eine grosse Kiste»

Finanzvorstand Mathias Zika, dessen Abteilung für die Bauprojekte der Stadt verantwortlich ist, betonte einerseits die Notwendigkeit des Neubaues, aber ebenso, wie haushälterisch mit den Mitteln umgegangen werde: «Wir sanieren auch bestehende Bausubstanz und machen sie fit für den zukünftigen Bedarf.» Diesen habe man laut Gesundheitsvor­steher Jörg Mäder mit einem Raumprogramm und einer Machbarkeitsstudie in den vergangenen sechs Jahren ausgiebig abgeklärt und 2023 einen Wettbewerb ausgeschrieben, den das Projekt «Yoko» von Bollhalder Walser Architekten gegen fünf Mitbewerber gewonnen hat; sie sind unter anderem für die Zürcher Schulhäuser Thurgauerstrasse und Saatlen, die Psychiatrie Schlosstal in Winterthur sowie das neue Kantonsspital Schaffhausen verantwortlich.

Für den Grünraum in «Yoko» zeichnen ASP Landschaftsarchitekten verantwortlich; sie gestalteten schon die Umgebung der Opfiker Schulanlage Halden, die Allmend Stettbach und das Glattquai in Dübendorf oder den Wipkingerpark in Zürich und projektieren die Glatt-Verlegung zwischen Glattbrugg und Rümlang («Stadt-Anzeiger» vom 9. Januar).

Beim Gibeleich steht aber noch eine Menge Planungsarbeiten an, weshalb die Kostenschätzung des Wettbewerbprojekts gemäss «Kassenwart» Mathias Zika Ungenauigkeiten von 25 Prozent nach oben oder unten enthält . Die Stadt veranschlagt maximal 64 Millionen Franken (inkl. Ungenauigkeitszuschlag) für Erweiterung und Umbau des Alterszentrums. Hinzu kommen im teuersten Fall 11 Millionen (ebenfalls inkl. Ungenauigkeitszuschlag) für die Sanierung des Hochhauses. «Eine grosse Kiste», gibt Zika zu, doch angesichts der bereits beschlossenen Schulhausbauten sei es gerechtfertigt, auch für die ältere Opfiker Bevölkerung zu investieren.

Der Gemeinderat soll dann im kommenden Herbst über den präziseren Projektkredit abstimmen, das Volk im Herbst 2026 übers ausgearbeitete Bauprojekt. Bei einem Ja würde ab 2027 umgesetzt und frühestens Ende 2029 bezogen.