Zwischen Hoffnung und Realität
Sportchef Ricardo Schödler (37) zieht nach dem ersten Viertel der Regular Season eine erste Zwischenbilanz. Im Interview mit dem «Klotener Anzeiger» spricht er von starken Torhütern über junge Talente bis hin zu gesellschaftlicher Verantwortung.
13 von 52 Qualifikationsrunden hat der EHC Kloten vor dem Auswärtsspiel von heute Donnerstag bei Fribourg-Gottéron bereits hinter sich. Mit 16 Pluspunkten belegen die Flughafenstädter den vielversprechenden 8. Rang. Die Konkurrenz jedoch, bis einschliesslich Bern auf Platz 11, liegt mit weniger ausgetragenen Spielen nur knapp dahinter. Der «Klotener Anzeiger» sprach mit Sportchef Ricardo Schödler über die bisherigen Auftritte, die Entwicklung der Neuzugänge und die Perspektiven für die restliche Saison.
Wie beurteilen Sie die bisherigen Leistungen?
Wir hatten nicht ganz einfache Umstände. Wir spielten sehr viel auswärts, wenig daheim. Zuletzt hatten wir vier Spiele in einer Woche. Daraus nahmen wir trotzdem vier Punkte mit. Wir sind aber ungefähr dort, wo wir stehen wollten. Wir kämpfen um den 10. Platz. Da sind wir voll dabei und dürfen uns in diesem Zusammenhang auch nicht kleiner machen, als wir sind. Es wird ein harter Kampf bleiben. Wir haben ein paar Spiele dumm verloren, andere vielleicht gewonnen, in denen wir nicht unbedingt dominierten. Andere Spiele, die wir komplett dominierten, konnten wir am Ende leider nicht gewinnen. Es war alles dabei. Wir sind da, wo wir realistischerweise in etwa sind. Das ist weder positiv noch negativ zu bewerten. Und wir wollen weiter Punkte holen.
Dass die neuen Goalies Davide Fadani und Ewan Huet wegen der längeren Verletzungspause von Ludovic Waeber schon so früh in der Saison so sehr geprüft wurden, kam etwas unerwartet – und sie bewährten sich.
Natürlich muss man mit allem rechnen. Aber zuerst wünscht man sich ein anderes Szenario. Dass man sich daran gewöhnen kann, etwas testen und heranführen. Dies ist natürlich durch den über zweimonatigen Ausfall von Ludo nicht der Fall. Sie haben dies bislang sehr gut gemacht und wir hoffen, dass es so weitergeht.
Aufgrund der Leistungen von Fadani und Huet ist der Zuzug eines ausländischen Keepers oder von der Liga-Konkurrenz deshalb weiterhin kein Thema?
Man kann nie abschätzen, was noch alles passieren kann, wenn beispielsweise einer der beiden ausfällt. Momentan ist dies aber kein Thema.
Was hat Sie geärgert und was hat Sie gefreut an den bisherigen Auftritten des EHC Kloten?
Das zweite Auswärtsspiel in Lausanne (1:2-Niederlage – Red.) war vom Auftreten her sehr gut. Wir dominierten zwei Drittel lang, konnten aber dennoch keine Punkte mitnehmen. Das freute und ärgerte mich zugleich. Und dann komplett geärgert hat mich die Niederlage im Penaltyschiessen vom letzten Sonntag in Lugano (4:5 nach 4:2-Führung im Schlussdrittel – Red.). Gut, wir wissen auch alle, dass wir dieses Spiel hätten heimbringen müssen. Aber diese verlorenen Punkte in Lugano ärgern mich noch mehr als der verlorene Zähler im Heimspiel gegen Ajoie oder die Niederlage bei Ambri-Piotta. Unsere Spieler hätten es sich zum Abschluss einer harten Woche so was von verdient gehabt, aus Lugano mit drei Punkten heimzukehren.
Haben Sie in der neuen Saison in der Liga etwas Neues wahrgenommen, das im Vergleich zur Vorsaison markant geändert hat, oder sind deutliche Neuausrichtungen oder andere Tendenzen in der Spielweise beim einen oder anderen Konkurrenten erkennbar?
Alle Mannschaften sind extrem gut. Und wenn die besten Spieler bei den jeweiligen Teams auf dem Eis stehen, ist es einfach extrem gefährlich – und das ist dann auch bei Ajoie der Fall. Oder eben auch bei Rapperswil-Jona, deshalb stehen sie auch so weit oben (3. – Red.). Und deshalb werden wir bis zum Ende der Regular Season kämpfen müssen. Diese Erkenntnis ist aber nicht neu.
Welche Spieler in den eigenen Reihen fallen positiv auf?
Sicher die beiden Goalies. Die machten es von Beginn an sehr gut. Ansonsten wurde ich von niemandem überrascht. Ich kannte ja alle Spieler, die neu zum Team stiessen, und wusste, wozu sie fähig sind. Ich dachte beispielsweise, dass Leandro Hausheer und Noah Delémont ihre Rolle in der Abwehr finden würden. Und dies kam auch so. Wir haben mit ihnen nun neun Verteidiger, die sich auf National-League-Level befinden. Deshalb können wir auch einmal durchrotieren und dem einen oder anderen eine Pause geben.
«Diese verlorenen Punkte in Lugano ärgern mich noch mehr als der verlorene Zähler im Heimspiel gegen Ajoie oder die Niederlage bei Ambri-Piotta.»
Und die Leistungen der Imports, die bis auf Tyler Morley allesamt neu in Kloten sind?
Wir bekamen das, was wir wollten. Im Powerplay steigerten wir uns (letzte Saison Letzter, aktuell Liga-Zweiter – Red.). Dann haben wir auch unsere Anspiel-Quote verbessert (aktuell die Nummer 5 der National League – Red.). Auch das Boxplay wurde besser (derzeit 9. Rang). Von dem her konnten wir die richtigen Schlüsse ziehen. Und die richtigen neuen Leute dazuholen, die uns weiterhelfen konnten. Und jetzt warten wir auch auf die Rückkehr nach Verletzung von Brandon Gignac, der trotz seiner erst fünf Spiele mit einem Tor und drei Assists immer noch sechstbester Skorer des Teams ist. Mit seiner Rückkehr wird das Team schon nochmals ein anderes Bild erhalten. Doch wir haben als Ersatz ja Oula Palve geholt (erhielt einen Vertrag bis Ende November – Red.). Von dem her steht Gignac nicht unter Druck. Aber vielleicht können wir nach der Länderspielpause Mitte November wieder mit ihm rechnen. Es wäre natürlich der Idealfall, wenn wir dann bei den Imports aus dem Vollen schöpfen könnten beziehungsweise einen Ausländer überzählig hätten und da auch dem einen oder anderen eine Pause gönnen könnten.
Klublegende Steve Kellenberger (38) wurde unlängst für über 800 National-League-Spiele geehrt. Klotens Rekordspieler hat selbst vor Saisonbeginn erklärt, dass wohl in der besagten ersten Länderspielpause die Frage geklärt werden könnte, ob er nächstes Jahr nochmals eine Saison anhängen wird.
Ich kann keinen Zeitpunkt dazu nennen. Aber was ich sagen kann: Er ist immer noch ein Leader im Team. Seine Fitnesswerte sind ausgezeichnet. Die Teamkollegen respektieren ihn und er bringt gute Leistungen. Er zählt zu den neun Verteidigern, die bei uns spielen, egal was die Leute ausserhalb des Teams sagen. Die routinierten Verteidiger wie Nicholas Steiner und Steve Kellenberger spielen immer. Und dies hat seine Berechtigung, sonst würden es die Trainer nicht auch so sehen. Sie leisten Unglaubliches. Auch wie Steiner nach seinem Kreuzbandriss zurückgekommen ist, ist grosses Kino (Steiner ist aktuell mit einem Tor und zwei Assist der punktbeste Klotener Abwehrspieler mit Schweizer Pass – Red.).
Auch Steiners Vertrag läuft aus.
Es gibt keinen Zeithorizont bezüglich der Vertragsverlängerungen mit Kellenberger oder Steiner. In der ersten Länderspielpause hat man Zeit zum Reden. Aber das heisst nicht, dass dann auch die Entscheide fallen müssen.
Zum Heimspiel vom Samstag gegen den souveränen Leader Davos. Das Spiel steht unter einem guten Zweck. Der EHC Kloten widmet die Partie allen MS-Betroffenen. Kloten hat sich zum mittlerweile dritten Mal für die Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft als Begünstigte entschieden.
Diese Charity-Spiele haben einen Mehrwert. Sie schaffen Aufmerksamkeit für Leiden und Krankheiten in der Welt. Wir wollen als Kloten in der Gesamtverantwortung auch mitmachen. Ich als Sportchef des EHC Kloten finde wichtig, das wir für etwas einstehen und etwas tun. Es kann auch einmal für die Krebsforschung oder das Kinderspital sein. Wichtig ist, dass man auch einmal gesellschaftliche Verantwortung übernimmt und etwas macht, wenn man schon eine solche Reichweite hat. Wir werden am Samstag in speziell coolen Leibchen auflaufen. Mit den Spezialtrikots wird die Aufmerksamkeit noch ein wenig gesteigert.
Bezüglich Fan-Debatte: Wie ist da der Stand bezüglich Aussöhnung?
Die entsprechenden Gespräche laufen und der Austausch ist im Gang. Ich selbst bin da nicht an vorderster Front involviert, aber es wird miteinander geredet. Wir hoffen auf eine Lösung, die einfach für alle involvierten Personen und Parteien stimmt.
Was sind die Traktanden, in die Sie gerade Ihre Energie lenken?
Mit der U21‑Elite gibt es aktuell zu tun. Das Team ist auf den letzten Platz abgerutscht. Und deshalb gilt es, die Motivation weiterhin hoch zu halten. Wir haben da ein paar talentierte Spieler drin. Es ist das jüngste Team der Liga. Und da die Motivation bei den jungen Spielern hoch zu halten ist eine wichtige Aufgabe. Wir haben einen ganzen Block mit dem Jahrgang 2008 und einen bis drei Spieler mit dem Jahrgang 2009. Wir sind da also sehr jung unterwegs (auch das Fanionteam ist das durchschnittlich jüngste National-League-Team – Red.).
Und die Zukunftsplanung beim Fanionteam für die nächste Saison?
Dies läuft Schritt für Schritt, sei dies im Zusammenhang mit Neuzuzügen oder Vertragsverlängerungen.
Noch ein Wort zu Jeff Tomlinson, dessen nächste Buchpräsentation «Blindes Vertrauen» in der Swiss Arena am Abend des 24. Oktober in der EHC‑K Lounge erfolgt. Er ist nach wie vor ein wertvoller Ansprechpartner für Sie.
Ich kann ihn immer ansprechen. Es gibt da immer wieder einen Austausch, gerade auch wenn er in Kloten vor Ort ist. Diese Gelegenheit nehme ich immer mal wieder wahr.
EHC-Kloten-Tickets zu gewinnen
Der «Klotener Anzeiger» und der «Stadt-Anzeiger» Opfikon verlosen in jeder Ausgabe 2× 2 Sitzplatztickets der ersten Kategorie und 1× 2 Tickets der zweiten Kategorie für die Heimspiele. Diesmal werden Tickets für das Spiel am Samstag, 11. Oktober, gegen den HC Davos verlost. Wer gewinnen möchte, sendet ein E‑Mail mit Betreffzeile «Davos» und vollständiger Postadresse an:
redaktion@kloteneranzeiger.ch
Keine Korrespondenz über die Verlosung. Rechtsweg ausgeschlossen. Die Gewinner der Verlosung werden dem Ausschreiber bekannt gegeben.