Wechsel im Spital-Verwaltungsrat
Heute Donnerstag bestellt das Spital Bülach seinen Verwaltungsrat neu. Der Opfiker Stadtrat Jörg Mäder tritt wegen der Amtszeitbeschränkung nach zwölf Jahren aus. Auch die Standortgemeinde Bülach soll nicht mehr zwingend vertreten sein.
Früher mussten sich Gemeinden einem Spital anschliessen, um die gesetzlich vorgeschriebene Gesundheitsversorgung sicherzustellen. Mit einem neuen schweizweit gültigen Gesetz wurden die Aufgaben verschoben: Die Gemeinden sind neu für die Alterspflege verantwortlich, der Kanton für die Spitäler. Die meisten von ihnen sind inzwischen als Aktiengesellschaften organisiert, weshalb viele Gemeinden mittels der zuvor investierten Gelder zu Aktionären geworden sind.
Das Spital Bülach gehört vollständig 33 Gemeinden im Zürcher Unterland, die teilweise auch in dessen Verwaltungsrat vertreten sind. Die Stadt Kloten als grösste Aktionärin hielt 2022 15,7 Prozent des Aktienkapitals, Bülach 11,61 Prozent und Opfikon als drittgrösste 10,9 Prozent. Bislang hatte Bülach als Standortgemeinde einen garantierten Sitz im Verwaltungsrat. Dieser will dies nun ändern. Zusammen mit der Statutenanpassung ans revidierte Aktienrecht soll der Passus «Standortgemeinde und zusätzlich bis zwei Aktionärsvertreter» gestrichen werden.
Der Bülacher Stadtrat, für den seit 2021 Stadtpräsident Mark Eberli im VR sitzt, lehnt diese Änderung selbstredend ab: «Bülach soll als Standortgemeinde weiterhin einen fixen Sitz im Verwaltungsrat der Spital Bülach AG haben», teilt er mit. Das Spital sei als Arbeitgeber wichtig. Ausserdem stünden wichtige Ausbauplanungen an, bei denen die Standortgemeinde gerne mitreden würde.
Der Standort soll aber kein Kriterium für einen VR-Sitz mehr sein, heisst es von Seiten des Spitals. Mehr Gewicht sollen die notwendigen Kompetenzen erhalten. Nicht gerüttelt wird an der Zahl: In den Statuten der Spital Bülach AG sind nach wie vor zwei bis drei Vertreter der Aktionärsgemeinden als Verwaltungsratsmitglieder vorgesehen. Ebenfalls beibehalten wird die Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren. Ihretwegen scheidet nun der Opfiker Gesundheitsvorsteher Jörg Mäder aus, 2022 war es sein Klotener Amtskollege Marc Wisskirchen.
Gastro-Fachwissen gefragt
Wie aber wird man Verwaltungsrätin oder -rat des Spitals Bülach? Saskia Meyer ist Gemeinderätin von Freienstein-Teufen und dort unter anderem zuständig für Soziales; 2022 wurde sie nach Bülach gewählt. Zuvor hatte der Verwaltungsrat ein Wunschprofil erstellt und dieses der Gesundheitskonferenz (Geko) des Bezirks zugestellt. Die Aktionärsgemeinden in Koordination mit der Geko des Bezirks Bülach schlagen dem Verwaltungsrat dann mehrere Kandidaturen vor; dieser bestimmt in einem Auswahlverfahren eine geeignete Kandidatin oder einen geeigneten Kandidaten und schlägt diese oder diesen der GV zur Wahl vor.
Im Fall von Saskia Meyer ging es darum, dass neben den grossen auch eine kleine Gemeinde im Verwaltungsrat vertreten ist, und sie habe dem gesuchten Profil entsprochen: «Da ich als Gemeinderätin für die Themen Soziales und Gesundheit zuständig bin und über zusätzliche Kompetenzen in Betriebsökonomie und Leitungsfunktionen in der Gastronomie verfüge, war es inhaltlich naheliegend, dass ich als Vertreterin vorgeschlagen und von der GV gewählt wurde.» Denn auch im Spital wird schliesslich gekocht und gegessen.
Wie erwähnt ist ein entsprechendes Amt in einer Aktionärsgemeinde nach wie vor ein Kriterium, wenn auch nicht mehr das einzige. Dabei stellt sich die Frage, ob die Gemeinden noch genügend Mitsprache und Gewicht haben oder ob aus ihrer Sicht mehr wünschbar wäre. «Die Generalversammlung ist das oberste Organ der Gesellschaft», führt Saskia Meyer aus. «Als Vertreter der Eigentümer entscheiden die Delegierten im Rahmen der GV über die wesentlichen Unternehmensgeschäfte. Hinzu kommt die Vertretung von drei Gemeinden im Verwaltungsrat als vollwertige Mitglieder. Im Verwaltungsrat sind alle gleich stimmberechtigt.»
Für das Spital Bülach seien die Zusammenarbeit und der Einbezug der Bedürfnisse der Aktionärsgemeinden selbstverständlich, betont Saskia Meyer. Die Vertretung sei bewusst so gewählt worden, dass sich die Gemeinden neben der Generalversammlung aktiv im Verwaltungsrat einbringen können. «Für mich ist das Mitspracherecht der Gemeinden so in Ordnung und ausreichend.»
Spital Bülach mit 5 Millionen Franken Gewinn
Neben der Erneuerungswahl (siehe Hauptartikel) stimmen die Aktionäre des Spitals Bülach auch über den Jahresbericht sowie die Jahresrechnung 2023 ab. Die Bilanz weist einen Jahresgewinn von gut 5 Millionen Franken aus und soll dem Gewinnvortrag zugewiesen werden. Dieser würde neu 28,7 Millionen Franken betragen. Ausserdem wird über aktuelle Bauprojekte informiert.
Für Aktionäre des Spitals ist zudem am 10. Juli eine Führung durch die Einrichtung vorgesehen. Am 28. November findet für diese zudem eine Informationsveranstaltung statt.