Spital auf Stelzen, Finanzen im Lot

Roger Suter

Im Gegensatz zu den meisten anderen Spitälern bekam die Generalversammlung in Bülach fast nur Positives zu hören: Finanzen im Lot, Bauprojekte im Plan – nur die Vertretung der Stadt Bülach ist nicht mehr garantiert.

Man wolle die Stadt Bülach aus dem Verwaltungsrat kippen, hiess es in Medienberichten im Vorfeld dieser Generalversammlung. Grund dafür war eine Änderung der Statuten, welche der Verwaltungsrat des Spitals Bülach den Besitzern vorschlug. Dort steht geschrieben, dass die Standortgemeinde (also Bülach) und zusätzlich bis zwei Aktionärsvertreter im neunköpfigen Verwaltungsrat sitzen. Stattdessen sollen es künftig einfach zwei bis drei Aktionärsvertreter sein. Aktionäre sind dabei 33 Gemeinden des Zürcher Unterlandes, darunter Kloten als grösste und Opfikon als drittgrösste Aktionärin. Selbstredend wehrte sich die Bülacher Regierung dagegen: «Der Stadtrat wünscht als Standortgemeinde – unter anderem, da das Spital ein wichtiger Arbeitgeber ist und im Hinblick auf die Bauplanung für die nächsten Jahre – weiterhin einen Sitz im Verwaltungsrat», so die Bülacher Exekutive. Stadtpräsident Marc Eberli hingegen, selber im Spital-Verwaltungsrat, unterstütze als solcher die Statutenänderung, die seine Stadt dereinst den Sitz kosten könnte, steht im Stadtratsbeschluss.

Qualifikation soll zählen

VR-Präsident Thomas Straubhaar betonte denn auch, dass die Änderung nichts mit der Person Eberli zu tun habe, man sei im Gegenteil froh um das geschätzte Mitglied. Aber die Regelung sei nicht mehr zeitgemäss: «Als Führungsorgan muss der VR seine Mitglieder nach Qualifikationen auswählen und dabei alle Fachgebiete abdecken können», so Straubhaar. Dabei sei es egal, woher jemand komme. An der dreiköpfigen Gemeindevertretung werde hingegen nicht gerüttelt. «Die Nähe zu den Gemeinden ist uns wichtig», versicherte Straubhaar. 20 der 21 anwesenden Delegierten hiessen diese Statutenänderung denn auch diskussionslos gut. Die übrigen Anpassungen gemäss neuem Aktienrecht – wobei es keine materiellen Änderungen gebe – wurden einstimmig angenommen.

Aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten ist der Opfiker Stadtrat Jörg Mäder. Dies wegen der Amtszeitbeschränkung von zwölf Jahren (welche sein Klotener Kollege Marc Wisskirchen 2022 erreichte). An Mäders Stelle wurde für die nächsten zwei Jahre Regula Aeschlimann Wirz gewählt. Die 62‑Jährige ist seit zwei Jahren Gemeinderätin in Niederweningen und von Beruf Rechtsanwältin mit den Spezialgebieten Sozialversicherungs- und Aktienrecht. Der übrige Verwaltungsrat wurde als Ganzes wiedergewählt.

Komfortreduktion zum Sparen

Finanziell geht es dem Spital Bülach entgegen dem Branchentrend gut: Es schliesst das Geschäftsjahr 2023 mit einem Plus von 3,4 Millionen Franken und einer EBITDA-Marge von 7 Prozent ab. Damit und mit der Eigenkapitalquote von über 70 Prozent gehöre das Spital Bülach zu den finanziell solidesten der Schweiz.

Doch man könne angesichts der sich verschlechternden Rahmenbedingungen nicht auf Lösungen aus der Politik warten (Stichwort: die jahrelange Tarmed-Debatte). «Als Unternehmen müssen wir uns bewegen», so Straubhaar. Um die Finanzen gesund zu halten, will er auch «über Unkonventionelles nachdenken»: So sei fraglich, ob beim aktuellen Kos­tendruck Spitalbauten auch auf der Allgemein-Abteilung weiterhin Hotelkomfort aufweisen müssten. In diesem Sinne seien auch die Projektänderungen der letzten Jahre zu verstehen: Man habe das Finanzier- vom Wünschbaren getrennt.

Die neue Bettenstation für Palliative Care mit 12 Patientenzimmern werde in den kommenden Wochen eröffnet, erläuterte Mariette Gretler, Leiterin Services und zuständig für die vier laufenden Bauprojekte. Der Neubau der Rettungswache soll bis Herbst 2025 auf dem EKZ-Areal unweit der Autobahneinfahrt Bülach Nord realisiert sein.

Module statt Festbau

Das Ambulante Operations- und Praxiszentrum (AOPZ, siehe Bild) wurde aus Kostengründen überarbeitet. Es soll statt an der Bannhaldenstrasse wenige Meter südwestlich über dem Personalparkplatz entstehen – auf Stelzen, wodurch die Parkplätze nicht nur erhalten, sondern vorschriftsgemäss sogar beschattet werden. Gebaut wird in Modulen, was günstiger sei als konventionelle Bauten.

Das grösste Bauprojekt, die Erweiterung und Erneuerung des Behandlungstraktes, soll im Herbst 2025 begonnen werden. Die Baueingabe bei der Stadt Bülach sei kürzlich erfolgt.

Die Investitionen für alle Bauprojekte lägen im gesetzten Rahmen. Die bisher gesicherte Finanzierung werde derzeit an das neue Bauprojekt angepasst. Hierzu finden aktuell Gespräche statt. Das definitive Finanzierungskonzept wird im Herbst verabschiedet.