René Huber: «Es fällt mir schwer, dieses Bijou abzugeben»

Daniel Jaggi

Ohne Streitigkeiten ist der Weiler Obholz, bis zum 31. Dezember zu Kloten gehörend, an die Gemeinde Nürensdorf  übergeben worden. «Ein Akt der Vernunft», sagt Gemeindepräsident Christoph Bösel beim offiziellen Festanlass.

«Schuld» an dem Flächenverlust von knapp 10 Hektaren ist Stadtpräsident René Huber aber selber, wie er am Festakt vor rund 60 geladenen Gästen offenbarte. Nach der Schliessung der Schule in Gerlisberg hat Huber den nun deutlich längeren Schulweg für die Obholzer Kinder ­selber abgeschritten. «Ein schöner Schulweg», meinte er und relativierte sogleich: «Wenn es denn schönes Wetter ist.»

Nachdem ein Schulwechsel für die Kinder nach Nürensdorf von der Bildungsdirektion nur mit einer hohen finanziellen Entschädigung stattgegeben worden wäre, keimte bei Huber die Idee heran, den Weiler abzugeben, zumal die Strom- und Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung, das Abfallwesen und der Winterdienst bereits durch die Gemeinde Nürensdorf ausgeführt werden. Bei der Nachbargemeinde zeigt man sich in der Folge gesprächsbereit. «Wir wollten einen solchen Wechsel aber nicht ohne die Zustimmung der Bewohner vornehmen», betont Huber. Und so werden die Bewohnerinnen und Bewohner im Juli 2021 zu einem Gespräch ins Stadthaus eingeladen, wo ihnen die Idee vorgestellt und nach ihrer Meinung gefragt wird. Dabei sprechen sich praktisch alle für einen Gemeindewechsel aus.

Beschleunigt wird die Idee dann durch einen parlamentarischen Vorstoss von Sigi Sommer (SP), der den langen Schulweg der Obholzer Kinder erneut thematisiert. Hinter den Kulissen werden bereits viele Details geklärt und in einem Vertrag festgeschrieben. So der Umgang mit dem Bürgerrecht, der finanzielle Ausgleich für den Strassenunterhalt, die laufenden Bauprojekte, die Grundbuchmutationen oder die Pachtverträge. Huber: «Hierzu gab es für einmal keinen Mustervertrag.» 2023, vier Jahre nach dem Start des Projekts, ist es dann so weit. Das Klotener Parlament spricht sich einstimmig für den Wechsel aus, ebenso die Nürensdorfer Gemeindeversammlung.

Mit dem Wechsel verliert Kloten nicht  nur Land, sondern ebenso 15 Einwohnerinnen und Einwohner. «Für die Schulkinder ist es aber besser so», sagt Huber und fährt fort: «Als Stadtpräsident übergebe ich den Weiler Obholz nun Christoph Bösel.» Für den ­Nürensdorfer Gemeindepräsidenten eine «vernünftige Lösung», wie er betont, denn viele Gemeindegrenzen seien früher willkürlich gezogen worden. Bösel begrüsst die Obholzerinnen und Obholzer und erinnert sie daran, künftig 13 Prozent weniger Steuern zahlen zu müssen.

In der Folge schreitet man zur offiziellen Zeremonie, in der Huber die Klotener Fahne vom Mast herunterzieht und demontiert, Bösel derweil «seine» ebenfalls rote Nürensdorfer Fahne hochzieht.

Der Klotener Stadtpräsident lässt es sich aber nicht nehmen, Spuren in Obholz zu hinterlassen. Er übergibt den Einwohnern eine EHC-Kloten-Fahne. «Welche Fahne gehisst wird, müsst ihr jetzt untereinander ausmachen.»

Christoph Bösel, Gemeindepräsident von Nürensdorf, zieht die Nürensdorfer Fahne hoch.

Ein letztes Geschenk aus Kloten: Stadtpräsident René Huber mit der politisch neutralen EHC-Kloten-Fahne. Bilder Daniel Jaggi