Opfikons leuchtendes Halteverbot
Schon lange strebte die Stadtpolizei ein temporäres Halteverbot vor Opfiker Schulhäusern an. Passende LED-Schilder, welche nur zu den gewünschten Zeiten leuchten, mussten aber erst entworfen werden.
Ein verregneter Montagmorgen vor einem Opfiker Schulhaus. Schülerinnen und Schüler strömen aus allen Richtungen zum Pausenplatz und schlängeln sich auf dem Weg dorthin zwischen Autos hindurch, welche hier halten, weitere Kinder ausladen und manövrieren. Diese sogenannten Elterntaxis sorgen nicht nur für gefährliche Situationen, sondern verunmöglichen den Kindern auch soziale Kontakte und Lerngelegenheiten auf dem Schulweg. Neben Informationskampagnen setzt Opfikon wie viele Gemeinden deshalb seit Jahren auf vorübergehende Halteverbote vor Schulhäusern, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen.
Mehrmals sei man bei der Kantonspolizei vorstellig geworden – vergeblich: «Der Missstand sei nicht gross genug für eine solch einschneidende, dauerhafte Massnahme, hiess es jeweils», resümiert Stadtpolizist Stefan Hübscher. Bewilligt wurde jeweils lediglich ein temporäres Halteverbot für die ersten 60 Tage nach den Sommerferien, welches die Gemeinden selbst verfügen konnten. Und ebenso temporär war jeweils die Beschilderung: einfache Blechtafeln mit aufgeklebter Zeitangabe, montiert auf den üblichen schwarzen Sockeln, die jeweils von der städtischen Abteilung Bau und Infrastruktur aufgestellt und wieder abgeräumt werden mussten. Andere Gemeinden wie Wallisellen oder Kloten folgten dem Beispiel, und die Massnahme zeigte Wirkung. Doch waren diese jährlichen Aktionen jeweils ziemlich aufwendig – «eine ziemliche Materialschlacht» nennt es Stefan Hübscher.
2022 gab es jedoch eine Gesetzesänderung, wonach die Gemeinden vor ihren Schulhäusern selbst Halteverbote verfügen dürfen; sie brauchten dazu lediglich vorgängig eine verkehrstechnische Stellungnahme der Kapo. Nun stand einem permanenten Halteverbot eigentlich nichts mehr im Weg.
Allerdings zeigt die Erfahrung, dass feste Verkehrsschilder mit der Zeit nicht mehr beachtet werden und ihre Wirkung verlieren. «Da müsste man stattdessen doch was mit LED machen können», fand man bei der Stadtpolizei. Sie sollten nur dann leuchten, wenn die Kinder zur Schule oder danach nach Hause gehen.
«Ein permanentes Halteverbot hätte auch vielen geschadet», so der zuständige Stadtrat Ciri Pante, «dem Pöstler, dem Kübelwagen, einem Lieferanten.» Und ein Zusatz mit «Ausgenommen ...» würde unübersichtlich lang. Deshalb habe er im Stadtrat und in der Schule kaum Überzeugungsarbeit für diese zeitlich limitierte Lösung und die Investition von rund 50 000 Franken leisten müssen.
Hält der Mast das aus?
Nach der rechtlichen und der politischen Hürde kam nun die technische: Solche Schilder gibt es nicht von der Stange. Stefan Hübscher telefonierte viel und hatte zum Schluss die Offerten zweier Hersteller, eine von der Firma Klemmfix aus Volketswil. Sie fertigte nach seinen Vorgaben ein solches Gerät an. Mit dessen Massen und Gewicht sprach Hübscher dann bei Energie Opfikon vor, an deren Kandelabern die Schilder angebracht werden sollten, um die Kosten tief zu halten. Allerdings brauchte es für jeden Mast eine Windlastmessung, um aufzuzeigen, dass durch die zusätzliche Angriffsfläche bei einem Sturm auch nichts beschädigt würde.
Für die nach wie vor nötige verkehrstechnische Stellungnahme der Kapo war dann ein Antrag mit Angaben über Aufstellort, Grösse, Abdeckung und so weiter nötig. Das Okay kam rund drei Wochen später – mit der Auflage, dass der Bus an der Giebeleichstrasse wegen der Haltestelle ausgenommen werden müsse. Auf die obligatorische amtliche Ausschreibung im Mai vergangenen Jahres gab es keine Einsprachen. Es gab lediglich eine Ergänzung: «Der Kindergarten an der Dorfstrasse wünschte, dass er auch in die Halteverbotszone einbezogen wird», erzählt Stefan Hübscher. Weil dort aber kein Kandelaber steht, sah man ein herkömmliches Schild vor.
Nach all diesen Planungen erging der Produktionsauftrag an die Klemmfix AG, die ihrerseits aber mit Lieferschwierigkeiten kämpfte, wodurch die Schilder rund ein halbes Jahr später fertig wurden und im Februar endlich montiert werden konnten.
Tagsüber kein Strom
«Ich freute mich so lange darüber, bis ich sah, dass sie nicht funktionierten», so Stefan Hübscher. Es stellte sich heraus, dass Kandelaber ohne eigene Schaltung nur nachts mit Strom versorgt werden – und so auch keinen an die LED-Schilder abgeben konnten. Also mussten diese nachträglich mit Akkus bestückt werden, welche sich nachts aufladen.
Seit Anfang März sind die Schilder nun vor den Schulhäusern Halden, Lättenwiesen und Mettlen/Dorf in Betrieb; das im Bau befindliche Bubenholz wird ebenfalls deren zwei erhalten. Polizist Hübscher ist begeistert von diesem «Arbeitsgerät»: Es werde akzeptiert und, da nicht permanent leuchtend, auch beachtet.
«Es ist schon eine Verbesserung da», finden Stadtrat Ciri Pante und Schulvorsteher Norbert Zeller unisono. Leider gelinge bei manchen das Lernen halt nur übers Portemonnaie, bedauert Pante: «Doch 120 Franken Busse sind ein teurer Schulweg.»
Derzeit kontrolliert die Stadtpolizei sporadisch; nach den Sommerferien, wenn die neuen Schulkinder unterwegs sind, wird sie es intensiver tun. Nicht ganz verhindern lässt sich aber der Ausweichverkehr in benachbarte Strassen. Von weiteren Halteverboten sieht man bei der Stadtpolizei dennoch ab: «Wenn der eigentliche Schulbereich, wo alle Kinder unterwegs sind, nicht mehr verstellt wird, ist das sicherheitstechnische Ziel erreicht», so Stefan Hübscher.